Führungswechsel:Neue Chefin für die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen

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In Bad Tölz wurde die Nachfolgeregelung des Vorstands der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen festgelegt. Die Mitglieder des Sparkassen-Vorstands (v.links): Renate Waßmer, Walter Obinger und Reinhard Bredtmann. Foto: Harry Wolfsbauer (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Vorstandsvorsitzende Walter Obinger geht in Ruhestand - die 46-jährige Renate Waßmer steigt auf.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Renate Waßmer wird neue Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen. Sie tritt die Nachfolge von Walter Obinger an, der zum 1. Oktober nächsten Jahres in den Ruhestand geht. Mit der Entscheidung für die 46-Jährige, die bisher schon der dreiköpfigen Vorstandsriege angehörte, setze man auf Kontinuität, erklärte Josef Niedermaier (Freie Wähler) am Mittwoch. "Das hängt mit einer gewissen Strategie zusammen, das ist nicht nur keine kurzfristige, einmalige Personalentscheidung", sagte der Landrat, der in dieser Funktion auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse ist. Der Stellvertreter von Obinger kam für den Posten nicht in Frage. Reinhard Bredtmann geht zum 1. Juli 2017 ebenfalls in den Ruhestand.

Waßmer zeigte sich erfreut, dass sie bis zur Wachablösung noch Zeit hat, um "die Erfahrungen meiner zwei Vorstandskollegen zu inhalieren". Sie sei sich sicher, dass man einen "schwungvollen, aber ruhigen und gut gestalteten Stabwechsel" inszenieren werde, sagte sie. Ihre Ausbildung erhielt die 46-Jährige, die in Lenggries wohnt, in der Bezirkssparkasse Bad Säckingen in Südbaden, der späteren Sparkasse Hochrhein. Dort war sie von 2000 bis 2008 Leiterin des Kreditsekretariats, von 2002 an stellvertretendes Vorstandsmitglied. Zur Sparkasse im Landkreis wechselte sie vor sechs Jahren. Sie ist bislang unter anderem für den Marktservice, das Controlling und das Kreditsekretariat zuständig.

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Vor allem die Großbanken führen im Landkreis kaum noch Filialen. Davon profitieren Raiffeisenbank und Sparkasse - doch auch letztere hat Geschäftsstellen eingespart.

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Eine Fusion mit anderen Sparkassen wird nicht auf ihrer Agenda stehen. "Wir wollen die Herausforderungen aus eigener Kraft meistern", sagte sie. Zusammenlegungen wie in Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen sind deshalb nicht geplant. Fusionen seien "kein Allheilmittel", meinte Waßmer. "Das kostet auch Kraft und muss strategisch passen." Landrat Niedermaier ergänzte, dass das Thema Fusion im Verwaltungsrat allerdings "sehr intensiv bewertet" worden sei. Schlussendlich mit dem Resultat, dass die Sparkasse Tölz-Wolfratshausen selbständig bleiben soll.

"Die Geschäftsstellen sind das Herz unseres Geschäfts"

Weitere Umwandlungen von Zweigstellen in Selbstbedienungscenter mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker sind zurzeit ebenfalls nicht vorgesehen. In diesem Jahr hat die Sparkasse die Filialen auf der Tölzer Flinthöhe, in Arzbach, Sachsenkam und Gelting geschlossen und dafür Automatenhäuschen aufgestellt. "Die Geschäftsstellen sind das Herz unseres Geschäfts", sagte Bredtmann. Wegen der langen Wege für die Kunden habe man sich in Walchensee und der Jachenau bewusst dafür entschieden, die Zweigstellen zu belassen. Obinger zufolge gibt es auch noch andere Optionen als solche Umwandlungen. Eine davon wäre, die Öffnungszeiten zu reduzieren, sagte er.

Der Druck auf das Filialnetz wird allerdings zunehmen. Immer mehr Kunden wickeln ihre Bankgeschäfte mit der Sparkasse am Computer ab, immer weniger kommen dazu in eine Zweigstelle. Auf einen Besucher in einer Filiale kämen etwa 100 Online-Nutzer, so Waßmer. Das bestätigt Obinger: "Wir stellen fest, dass unsere Kunden immer stärker den Zugang zu uns über digitale Medien suchen und immer weniger über die stationäre Geschäftsstelle." Deshalb werde man die Situation weiterhin sehr sorgfältig beobachten.

Wer noch in die Führungsetage kommt, wird erst 2016 entschieden

Als Herausforderungen für das Kreditinstitut bezeichnete Obinger auch die niedrigen Zinsen - "das ist eher eine Null-Zins-Phase" - und die Regulatorik. "Allen Lippenbekenntnisse zum Trotz werden wir so intensiv beaufsichtigt wie ein international tätiges Bankhaus", kritisierte er. Dabei hänge von der Sparkasse wohl kaum die Stabilität der Finanzmärkte ab. Die Folge sei, dass der Kostendruck steige. "Kosten wohlgemerkt, von denen der Kunde nichts hat", sagte Niedermaier.

Obinger führt die Sparkasse im Landkreis seit 2006 als Vorstandsvorsitzender. Neben der Innenrevision, dem Auslandsgeschäft und dem Personalwesen gehört vor allem das traditionell starke Firmenkundengeschäft zu seinen Aufgaben. Bredtmann gehört seit 1992 zum Vorstand des Kreditinstituts, sein Fachbereich ist außer dem Online-Banking vor allem das Privatkundengeschäft. Wie die Organisation in der Chefetage künftig aussehen wird, ist noch unklar. Wichtig sei, dass es keine Überschneidungen gebe, sagt Obinger. Ansonsten müsse man auch auf die Erfahrungen, Wünsche und Neigung der neuen Vorstandskollegen eingehen.

Wer außer Waßmer künftig in der Führungsriege sitzt, dürfte erst im März 2016 feststehen. Bis dahin will der Verwaltungsrat über die Bewerbungen entscheiden. Die beiden Posten - einmal für Firmenkunden, einmal für Privatkunden - wurden gemeinsam ausgeschrieben. Bislang sind 48 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet eingegangen. Für Waßmer ist es wichtig, dass neben der fachlichen Eignung das Zwischenmenschliche passt.

Obinger hat noch keine Pläne für seinen Ruhestand. Als Vorstandvorsitzender sitze er auf einem Karussell, das sich bis zum letzten Arbeitstag voll drehen werde, sagt er. "Dann springt man ab, und das Karussell fährt weiter."

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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