Eurasburg:Syrische Familie ohne Wohnung

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Von Thekla Krausseneck, Eurasburg

Die Eurasburger Asylhelfer suchen dringend eine Wohnung für eine vierköpfige Familie aus Syrien. Diese befindet sich in einer prekären Lage: Der Vater ist im Herbst als Bürgerkriegsflüchtling anerkannt worden, seit einem Jahr lebte er in der Eurasburger Asylbewerberunterkunft am Glaspalast. Als anerkannter Flüchtling muss er die Unterkunft verlassen und gilt folglich als obdachlos. Da er mit der Anerkennung auch die Erlaubnis bekam, seine Frau und zwei Kinder nachzuholen, ist der Syrer nun nicht mehr allein: Die mittlerweile in Eurasburg vereinte Familie steht gewissermaßen auf der Straße. Für diese Woche ist sie von einer Familie aufgenommen worden, die vorübergehend ein Kinderzimmer frei hatte - eine Dauerlösung sei das aber nicht, sagt die Eurasburger Flüchtlingshelferin Carola Belloni.

Eigentlich sind die Kommunen für ihre Obdachlosen zuständig. Weil sie sich aber nicht in der Lage sehen, Wohnraum für die große Anzahl anerkannter Flüchtlinge bereitzustellen, hat nun das Landratsamt diese Aufgabe übernommen. Die syrische Familie soll nun in einer leer stehenden Container-Unterkunft bei Wackersberg unterkommen, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hat. Die Eurasburger Flüchtlingshelfer kritisieren diese Lösung scharf: Der Syrer habe keinen Führerschein, mit dem Bus brauche er von Wackersberg bis Eurasburg aber knapp zwei Stunden - bei zweimaligem Umsteigen. Das würde bedeuten, dass er seinen Job bei einer Eurasburger Firma aufgeben müsste - oder seine traumatisierte Frau und die Kinder im Alter von sieben und neun Jahren allein nach Wackersberg ziehen lassen müsste. "Die Frau hat Angst", sagt Belloni, "der Plan B wäre also ganz klar, dass er seinen Job aufgeben würde." Ihre Kritik: In Eurasburg gebe es noch genug Wohnraum in Containern. Dass die Familie diesen nicht nutzen könne, liege allein an der Bürokratie. Diese einmal auszusetzen, würde niemandem schaden, sagt Belloni: "Manchmal schäme ich mich für Deutschland."

Jetzt appelliert der Helferkreis an die Bevölkerung: Wer Wohnraum zur Verfügung stellen kann, melde sich unter Telefon 0163/28 74 569.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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