Eurasburg:Endlich ein Supermarkt

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Wenn alles gut geht, könnten die Eurasburger Ende 2019 im Ort einkaufen. Große Begeisterung bei der Bürgerversammlung

Von Wolfgang Schäl, Eurasburg

So viel Einigkeit hat man in einer Bürgerversammlung selten erlebt. Bei einer spontanen Probeabstimmung über den Plan, im Eurasburger Ortszentrum ein Nahversorgungszentrum in der Größenordnung eines Vollsortimenters und eine ergänzende Wohnbebauung zu schaffen, votierte die versammelte Einwohnerschaft im überfüllten Sitzungssaal des Rathauses ohne eine einzige Gegenstimme für das Projekt. Weniger die Frage, ob das Vorhaben grundsätzlich umgesetzt werden soll, beschäftigt die Bürger der Loisachgemeinde, vielmehr erkundigten sie sich schon äußerst detailliert nach der baulichen Ausgestaltung, nach der Verkehrsführung, den Stellplätzen, ja sogar schon nach der zu erwartenden Angebotspalette.

Wenn alles nach Plan verläuft, könnte das Areal an der Albert von Iring- und der Beuerberger Straße schon im kommenden Jahr in die Bauphase treten und bei einer zu erwartenden Bauzeit von 20 Monaten bis Ende 2019 fertiggestellt sein. Falls eine große Zahl von Bedenken und Anregungen abzuarbeiten wäre, könnte sich dieser Zeithorizont allerdings stark verschieben, erläuterte Bürgermeister Moritz Sappl. Eindringlich warnte deshalb Gemeinderat Ralf Reichenberg mögliche Skeptiker davor, die Pläne in Frage zu stellen. "Wenn ihr euch diese Chance entgehen lasst", so sein Appell, "dann kriegt ihr in den nächsten 20 Jahren keine zweite mehr".

Aus Sicht der Gemeinde würde sich das Vorhaben optimal in den baulichen Kontext einfügen. Denn die Fläche liegt nach Sappls Worten zentral, nahe zur Bushaltestelle und bietet ortsplanerisch eine ideale Abstufung vom Gewerbeareal auf der anderen Seite der Staatsstraße über das jetzt zu erschließende Mischgebiet hin zum Wohnbereich. Das Mischgebiet mit dem Nahversorger lasse sich außerdem gut in Richtung Rathaus weiterentwickeln.

Als Investor tritt die Firma Ten Brinke auf. Das Unternehmen betreibt die Umsetzung des Projekts und will die Anlage nach der Fertigstellung an den Sortimenter vermieten. Rewe, in Wolfratshausen bereits mit einer Niederlassung vertreten, ist an dem Vorhaben stark interessiert, wie den Erläuterungen von Rewe-Expansionsmanager Manfred Reichel zu entnehmen war. Die bei der Versammlung geäußerten Befürchtungen, Rewe könnte sich selbst unerwünschte Konkurrenz für seine Wolfratshauser Filiale schaffen, teilte Reichel nicht. Das Eurasburger Projekt habe "auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung".

Die Planungsdetails für das Vorhaben, das im Modell bereits existiert und im Rathaus besichtigt werden kann, erläuterte Hans Meier vom gleichnamigen Architekturbüro in Miesbach. Entstehen soll demnach ein Vollsortimenter mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche, der mit vier Doppelhäusern und zwei Dachgeschosswohnungen überbaut wird. Für die Kunden und die Bewohner der neuen Häuser soll eine Tiefgarage mit 69 Stellplätzen entstehen, die bei einer Breite von 2,70 Metern ein bequemes Ein- und Aussteigen ermöglichen. Vorgesehen sind weiterhin ein Rollsteig und eine breite Garagenzufahrt, die Fläche vor den Wohnhäusern wird den Plänen zufolge durch eine Balustrade abgegrenzt und begrünt.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Modell ist im Rathaus zu sehen. Bürgermeister Moritz Sappl (links) erläutert die Pläne.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Bürger reagieren begeistert.

Weniger konkret ist die mit dem Projekt verknüpfte Verkehrsplanung im Umfeld. Es gibt vier Varianten, die allesamt noch nicht spruchreif sind. Ein Problem war nach Meiers Worten, dass die verfügbare Baufläche relativ eng ist und ein Gefälle aufweist. Man habe deshalb etwas in den Hang hineingebaut und somit gewährleisten können, dass der gesamte Komplex von der optischen Wirkung her weitgehend auf einer Ebene bleibt.

Wenig Verständnis fand in der allgemeinen Euphorie Gemeinderat Klaus Koch mit seiner Befürchtung, das Projekt könnte "das Todesurteil für die bestehenden Nahversorgungsbetriebe" sein. Seine Anregung, deshalb vorab eine Verträglichkeitsstudie in Auftrag zu geben, wurde mit unwilligem Raunen quittiert. Weitere Bürger erkundigten sich nach dem Lärmschutz bei der Warenanlieferung, nach den genauen baulichen Abmessungen, nach der zu erwartenden Zahl der Kunden pro Tag und nach der Dauer des Mietvertrags zwischen Ten Brinke und Rewe. Letzterer wird sich voraussichtlich auf 15 Jahre mit der Option auf Verlängerung belaufen, für die Lärmüberwachung ist das Landratsamt zuständig. Über die zu erwartende Kundenfrequenz mochte sich Rewe-Manager Reichel nicht äußern. Das könne man beim besten Willen nicht vorhersagen.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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