Etat überschritten:Loch im Tourismus-Etat

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Tölzer Kurdirektorin verbucht Defizit von knapp 80 000 Euro

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit Brita Hohenreiter das Amt für Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung leitet, achtet sie penibel darauf, ihr jährliches Budget nicht zu überschreiten. Vor zwei Jahren gelang es der Tölzer Kurdirektorin sogar, gut 117 000 Euro im Etat einzusparen. Das sah im vergangenen Jahr anders aus: Der Etat von 755 000 Euro wurde diesmal um gut 79 200 Euro überschritten. Hohenreiter versuchte zwar, das Minus abzuwenden. Allerdings ohne Erfolg. "Insgesamt wurde eingespart, wo es geht. Am Ende des Jahres konnten die Defizite dann aber leider nicht gedeckt werden", sagte sie im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats.

Mit Mehrkosten schlug das Knabenchor-Festival zu Buche, das Ausgaben von 75 000 Euro verschlang, aber nur 22 000 Euro an Einnahmen brachte. Außerdem gab die Stadt rund 25 000 Euro mehr für das Thomas-Mann-Jahr aus. Die Kurdirektorin verwies indes darauf, dass beide Veranstaltungen überregional einen hohen Werbeeffekt für Bad Tölz hatten. Zu den ungedeckten Beträgen zählen auch 19 000 Euro für das Extrablatt Tourismus, das 2017 zur Bürgerversammlung verteilt wurde, 11 700 Euro für den aufwendigen Leonhardifahrt-Film und 8100 Euro für die Aktion "Stadtlesen".

Was die Einkünfte anbelangt, brachte der Kurbeitrag rund 22 500 Euro weniger ein als geplant, auch beim Heimatwerk klaffte ein Loch von 27 300 Euro gegenüber dem Ansatz. Der Fremdenverkehrsbeitrag lag zwar 36 000 Euro über der Kalkulation, doch hatte Hohenreiter mit einem erheblich dickeren Plus gerechnet. Mit Einsparungen beim Personal durch teils unbesetzte Stellen und unbezahlte Urlaube konnte sie das Defizit nicht mehr auffangen, dies brachte unterm Strich nur rund 48 000 Euro ein.

Den ungedeckten Betrag beim Knabenchor-Festival bezeichnete Stadtrat Willi Streicher (SPD) als ärgerlich. Schließlich gebe es dabei nicht zum ersten Mal ein Defizit. Das Minus beim Heimatwerk verwunderte weder Streicher noch Stadtrat Martin Harrer (FWG). Der kleine Shop mit Produkten einheimischer Kunsthandwerker im Stadtmuseum habe "früher wenigstens ein Schaufenster gehabt, jetzt gar nichts mehr", sagte Harrer. Dem hielt die Kurdirektorin entgegen, dass sich die Situation beim Heimatwerk grundlegend verändert habe. Früher sei das eine "gute Verkaufsplattform" für Kunsthandwerker gewesen, sagte sie. Aber diese Hersteller nutzten inzwischen ganz andere Kanäle, um ihre Produkte anzubieten. Das Schaufenster öffnet schon seit einigen Jahren einen Blick in die Galerie des Museums, was die ausstellenden Künstler laut Hohenreiter auch so wollen. Was das Heimatwerk angeht, so kündigte die Kurdirektorin an, mit den Handwerkern darüber zu reden, wohin die Reise künftig gehen und ob das Konzept modifiziert werden soll.

Für Christof Botzenhart (CSU), der die Sitzung leitete, wird man sich in zwei Jahren ohnedies über das Heimatwerk unterhalten müssen. 2020 soll die Neukonzeption des Stadtmuseums beendet sein, das dann "sehr groß sein wird", wie der Dritte Bürgermeister avisierte. Deshalb plädierte er für einen Museumsshop, wie er auch in anderen Museen zu finden sei, die dadurch stark aufgewertet würden. Mit dem Heimatwerk müsse man sich bis dahin eben mal durchwursteln.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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