Energiewende im Landkreis:Ein Waldbauer wird Stromproduzent

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Rupert Markreiter will mit Holzgas ein Blockheizkraftwerk betreiben. Er nutzt als einer der ersten im Landkreis die bis heute noch anfällige Technik.

Bernhard Lohr

Wer zu Rupert Markreiter fährt, muss erst einmal vorbei an nicht enden wollenden Holzstößen. Und damit man sich nicht täuscht, wo man gelandet ist, thronen gleich an der Abbiegung zum Bauernhof am Ortsrand von Attenham, Gemeinde Egling, auf einem säuberlich aufgeschlichteten Haufen Brennholz oben die Initialen des Hausherrn. Ein "R" und ein "M", aus einem Stamm herausgeschnitzt und mit einer stilisierten Baumkrone zu einer Art Logo verbunden. Markreiter ist Waldbauer, Energielieferant und bald auch Stromproduzent mit eigenem Kraftwerk.

Holz bestimmt Markreiters Leben und Denken. 1000 Festmeter Brennholz umringen wie ein Palisadenzaun das Bauernhaus und das davor stehende imposante kanadische Blockhaus. Mittendrin steht Rupert Markreiter vor seiner neuesten Errungenschaft. Er baut gerade ein Gebäude, das demnächst eine Holzvergaser-Anlage aufnehmen soll. Markreiter ist mit dieser Technologie ein Vorreiter im Landkreis. Statt Holz einfach zu verbrennen, wird über einen kontrollierten Schwelprozess Holzgas gewonnen, das einen Motor zur Stromproduktion antreibt. Im August will Markreiter sein Kraftwerk mit 30 Kilowatt elektrischer Leistung anwerfen und sein Anwesen und das seines Schwagers mit Wärme versorgen.

"Ich bin schon eher ein konventioneller Typ", sagt Markreiter. Trotzdem musste er flexibel sein. Er ist Waldbauer mit 15 Hektar Wald und hat sich, weil das keine Existenz sichert, eine Firma für Gartenbau und Baumpflege aufgezogen. Das Blockhaus hat er mit dazugehörigem Teich angelegt, um Kunden zeigen zu können, was seine Leute können. Doch obwohl Holz sein Leben bestimmt, läuft im Keller des Bauernhofs bis heute eine Ölheizung. Eine verrückte Sache, sagt Markreiter selbst. Aber fast alle Waldbauern hätten früher Ölheizungen gehabt. Das ändere sich gerade radikal.

Markreiter selbst kam auf die Holzvergasertechnik, als er sich überlegte, womit er seinen Ölbrenner ersetzen könnte. Gemeinsam mit seinem technisch versierten Schwager Norbert Beil sondierte er den Markt und so entdeckten beide die Otto Spanner GmbH nahe Regensburg mit ihren Holzvergasern. Schlimm schauten diese Anlagen aus, sagt Markreiter, der sich selbst als Ästheten beschreibt, sie wirkten wie Dampfmaschinen aus einer vergangenen Zeit. Es ist zudem eine Technik mit Macken. "Es gibt viele Tüftler", die solche Anlagen bauten, sagt Markreiter, "das haut noch nicht so recht hin." Dennoch ließ er sich überzeugen. 40 Anlagen habe Spanner gebaut, sagt er, drei habe er sich angeschaut und die liefen zuverlässig.

Eine Holzvergaser-Anlage ist sensibel: Das Holz muss einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad haben, und mit zu dünnen Ästen darf sie auch nicht beschickt werden. Markreiter hofft trotzdem, dass bei sorgsamer Wartung durch seinen Schwager die Anlage 6000 Stunden im Jahr Strom liefert und ihm damit über die durch das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) garantierte Einspeisevergütung rund 40000 Euro an Einnahmen bringt, und noch mal 15000 Euro über die Wärmeproduktion. Die Investitionssumme liegt bei rund 300000 Euro. "Nichts ist umsonst", sagt Markreiter, und glaubt auch nicht daran,

mit der "Beil und Markreiter Heiztechnik GbR" das große Geld zu machen. Für ihn ist die Energieproduktion ein weiteres Standbein wie der Verkauf von Brennholz schon jetzt.

Niemand könne vom Brennholz leben, sagt er. Dafür werfe das trotz gestiegener Preise noch immer zu wenig ab.

(Kasten)

© SZ vom 28.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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