Emotionale Integration:Mit dem Herzen ankommen

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Kerstin Schreyer, Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, diskutiert mit Geretsriedern (rechts neben ihr Sibylle Ulbrich,Sozialarbeiterin im Team des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit). (Foto: Felicitas Amler)

Zuwanderer sollen sich in Geretsried zugehörig fühlen

Von Felicitas Amler, Geretsried

In der Stadt Geretsried ist eine neue Diskussion angestoßen worden: Wie können Zuwanderer so integriert werden, dass sie sich auch emotional zugehörig fühlen? Darüber sprachen gut 50 Teilnehmer des neunten Integrationsforums, das der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit ausrichtete, am Donnerstag in der Mensa der Karl-Lederer-Schule. Kerstin Schreyer (CSU), Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, sagte in ihrem Impulsreferat, die strukturelle Integration - also vor allem Arbeit und Wohnen - "kriegen wir hin". Weitaus schwieriger sei die Frage: "Wie kommt jemand mit dem Herzen hier an?" Schreyer betonte, es gehe keineswegs nur um Flüchtlinge, die derzeit im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stünden: 85 Prozent aller, die zuwanderten, seien Menschen, die nicht wegen politischen Asyls kämen.

Dies hob auch Bürgermeister Michael Müller (CSU) in seiner Begrüßung hervor. Unter den 106 Nationen in Geretsried gibt es demnach einen "überproportionalen Anteil" von Arbeitszuwanderern, etwa aus Rumänien, Bulgarien oder Polen. "Die Stadt steckt viel Aufwand in Integration", sagte Müller. Im Rathaus gebe es dafür 2,8 Stellen. Die Frage sei aber, in welche Gesellschaft die Menschen hier überhaupt integriert werden sollten, denn Geretsried sei längst nicht mehr die Vertriebenenstadt: "Die Erlebnisgeneration stirbt weg." Daher müsse "die Identität der Stadt im 21. Jahrhundert" definiert werden.

Schreyer sagte, es sei Aufgabe der hier lebenden Menschen, den Zuwanderern vorzuleben, "wohin" sie sich integrieren sollen. Das gelte etwa für die Gleichberechtigung der Geschlechter und für die "nicht verhandelbare Frage der Religionsfreiheit". Es gelinge bisher relativ gut, männliche Zuwanderer und Kinder zu erreichen - die einen vor allem über die Arbeit, die anderen über Kindergärten und Schulen. "Gut hinschauen" müsse man aber auf die Frauen. Damit weibliche Zuwanderer, die "schnell heiraten und Gottseidank viele Kinder bekommen", nicht später in Altersarmut gerieten, habe sie mit ihrem Team ein Pilotprogramm entwickelt: einen besonderen Weg zur Ausbildung in der Altenpflege und in der Gastronomie.

Rudi Mühlhans, Geschäftsführer des Trägervereins, nahm aus dem Diskussionsabend, wie er sagte, vor allem eine Leitlinie mit: Die Menschen müssten aufeinander zugehen.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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