Eine "Bachelor of Science" im Rathaus:Ein Faible für Technik und Umweltschutz

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Da kennt sich Roswitha Foißner aus: die Heizanlage im Rathaus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Roswitha Foißner ist mit Leidenschaft und passendem Studienabschluss Energiemanagerin der Stadt Geretsried.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Roswitha Foißner mag's gern technisch. Wenn es um Begriffe wie Heizkreiselpumpe, Solarthermie oder Energiemonitoring geht, ist die 50-Jährige in ihrem Element. Nach zehn Jahren in der Softwareentwicklung hat Foißner, die in Wolfratshausen lebt, an einer britischen Open University ein Fernstudium in Umwelt- und Energiemanagement absolviert - und war damit die profilierteste Kandidatin für das Energiemanagement der Stadt Geretsried. Diese war nach dem Weggang von Stefan Mensch neu zu besetzen. Nun ist Foißner seit zehn Wochen im neuen Job und hat erste öffentliche Auftritte hinter sich - beim "Sonnenfrühstück" der Solaranlagenbesitzer in der Stadt oder bei der Einweihung der ersten Elektro-Ladestation.

Geretsrieder Energiemanagerin, das sei für sie die optimale Verbindung ihrer Kenntnisse und Erfahrungen, sagt sie. Dazu gehören neben dem Bachelor of Science, den sie auf Englisch erworben hat, Planungs- und Koordinationsfähigkeiten, die sie während des Umzugs der Freien Waldorfschule von Wolfratshausen nach Geretsried bewiesen hat. Damals sei sie "Schnittstelle zwischen Eltern und Lehrern, Finanz- und Fachplanern" gewesen, sagt sie. Und an einer Schnittstelle sitzt sie nun auch als Energiemanagerin.

Foißner hat drei halbwüchsige Kinder, deren Erziehung sie mit dem Fernstudium vereinbart hat. Sie hatte einen strikten Plan: "Sobald die Kinder morgens aus dem Haus waren - hinsetzen." Zwei Stunden Studium am PC, dann Waldorfschulplanung. Die härteste Zeit sei es gewesen, in der sie die Kindererziehung, den Haushalt, das Studium und die Ressortleitung Bau beim Waldorfschulen-Umzug parallel bewältigte.

Als Energiemanagerin ist Foißner für die Liegenschaften der Stadt mitverantwortlich. Jede Strom-, Gas- oder Wasser-Rechnung, die da anfällt, geht über ihren Schreibtisch. Jeden Neubau und jede Sanierung muss sie energietechnisch beurteilen. Wenn eines Tages das große interkommunale Hallenbad, das Geretsried neben seinem Schulzentrum baut, energetisch optimal betrieben werden kann, wird das mit Foißners Verdienst sein. Genauso ist sie an den Plänen zur Sanierung und Überdachung des Eisstadions beteiligt. Oder - ein Geretsrieder Reizthema - am Grundwassermanagement. Sie begleitet all dies und muss es bei Bedarf auch im Stadtrat darstellen.

Außerdem vertritt Foißner Geretsried in der Bürgerstiftung Energiewende Oberland (EWO), knüpft neue Kontakte, die auf ihrem Gebiet wichtig sein können, arbeitet mit der Leitbildgruppe Energie und den Stadtwerken zusammen und kümmert sich um die Energieberatung der Verbrauchenzentrale, die jeden dritten Donnerstag im Rathaus angeboten wird. Eine Vollzeitstelle, das wird bei dieser Aufgabenbeschreibung schnell klar. Und zwar eine, wie es sie im Landkreis nur in Geretsried gibt. Auch diese energiepolitische Investition hat dazu beigetragen, dass Geretsried bereits zum dritten Mal mit einem EWO-Preis ausgezeichnet wurde - Foißner durfte ihn Ende September stellvertretend für die Stadt entgegennehmen.

Umwelt, Energie - das sei "einfach immer mein Thema gewesen", sagt sie. Schon früh habe sie begonnen, in Bioläden einzukaufen, in Wackersdorf habe sie gegen die Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage demonstriert. Aber mit den Kindern sei ihr auch bewusst geworden, "dass es nicht den goldenen Weg gibt". So stehe man etwa beim Obstkauf gelegentlich vor der Frage: "Bio, aus Ägypten eingeflogen, oder regional, aber nicht bio?" Flugreisen lehne sie ab, wenn es nur darum gehe, in wärmere Regionen zu kommen. Beruflich sehe sie sich "ein bisserl als Wächter, der schaut, dass die Richtung eingehalten wird".

Wenn man Roswitha Foißner nach Hobbys fragt, erwähnt sie Laufen und Schwimmen. Aber wirklich leidenschaftlich klingt sie nur, wenn sie sagt: "Mir macht es Spaß, wenn's richtig technisch wird." Das sei schon so gewesen, als sie Kind war: "Wenn was kaputt gegangen ist, musste ich es aufschrauben." Logisch, dass sie dann den mathematisch-technischen Zweig der Realschule besuchte. Ob Heizkreiselpumpe oder Solaranlage: Foißner findet Technik beruhigend, so sagt sie: "Wenn's nicht funktioniert, gibt es meistens einen Grund dafür."

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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