Ein entspannter Abend im KKK:Affenkasten im Wandel der Zeit

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Bei nur 13 Zuhörerinnen lässt Otto Schellinger die Pause einfach mal weg. (Foto: Manfred Neubauer)

Liedermacher Otto Schellinger hat sich ein Wort seiner Oma zu eigen gemacht

Von Thekla Krausseneck, Lenggries

An lauen Sommerabenden ist leichte Kost besonders bekömmlich, und deshalb hatte sich Otto Schellinger gar keinen so üblen Tag für seinen Auftritt ausgesucht. Dass sich in der Lenggrieser Kulturbühne KKK lediglich 13 Zuhörer eingefunden hatten und dadurch etliche Stühle leer blieben, nahm der Liedermacher am Freitagabend mit Humor. Grund zum Ärgern gab es ohnehin nicht, denn dafür saßen im Publikum echte Fans: Wenige Wochen vor dem Auftritt seien nur zwei Karten verkauft worden, gestand Schellinger, worauf eine Frau lachend zur anderen sagte: "Das waren wir."

Und so leicht war die Kost, die Schellinger seinen dankbaren Zuhörerinnen - und ein paar Zuhörern - servierte, dann wiederum doch nicht. Zumindest nicht so leicht, wie es der von Schellinger eingangs interpretierte "Kriminaltango" von Hazy Osterwald befürchten ließ. Gleich das zweite Stück führte in die Tiefe: In seinem eigenen Werk "Flaschensammler", das auch seiner zweiten Platte ihren Namen gegeben hat, erzählt Schellinger von einem Mann, der ab und zu in den Probenraum komme, um ein paar Bierflaschen abzuholen. Über die freue er sich dann immer, als handelte es sich um 1000 Euro, sagte Schellinger. Deshalb habe er ihm dieses Lied gewidmet - obwohl er nicht ein einziges Wort Deutsch spreche und das Lied daher nie verstehen werde.

Wegen der wenigen Zuschauer und der zunehmenden Wärme im Saal verzichtete Schellinger auf eine Pause und rutschte stattdessen am Stück durch das kurzweilige Programm. Mancher Running Gag dürfte das Publikum noch nach Hause begleitet haben, etwa der vom Affenkasten. So habe seine Oma immer das Fernsehen und das Radio genannt - oder die Musik, die er mit seiner ersten Punkrockband gemacht habe: "Was spielst denn du da für einen Affenkasten? Das kann man sich ja nicht anhören!" Heute sei es eines seiner Lieblingswörter, sagte Schellinger, und er sage es gern zu Computern, Handys und TV-Geräten. So entstanden diese Zeilen des Songs: "Ich glotz in meinen Affenkasten, ich seh im Spiegel Affen tanzen." Eine andere Story handelt von einem Nachbarn, der jeden Morgen um acht Uhr dasselbe Lied laufen lässt - eine Qual für Schellinger, der in der Regel bis zehn Uhr schlafe. Als es nach einem Jahr verstummt, vermisst er es dann aber doch.

Anstelle einer CD verkaufte Schellinger eine Schallplatte. "Da hat mir einer gesagt, das musst du unbedingt machen, das ist jetzt wieder voll in." Also habe er 300 produzieren lassen - und sogar schon 20 verkauft. Mit diesem Humor sang und sprach sich Schellinger in die Herzen seiner Zuhörer, die ihn erst nach drei Zugaben von der Bühne ließen.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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