Benediktbeuern:Eine Bleibe für die nächsten 30 Jahre

Lesezeit: 2 min

Der Jugendclub Don Boscos weiht feierlich sein altes, neues Gebäude ein. Eine Rückkehr in die Räume war lange fraglich.

Tobias Dirr

Clubleiter Michael Schnittchen (links) und Susanne Kollmannsberger tragen ein Porträt von Ordensgründer Don Giovanni Bosco ins Haus. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit der feierlichen Segnung durch Pater Leo Weber ist am Freitag das neue, alte Gebäude des Jugendclubs Don-Bosco in Benediktbeuern feierlich wieder eröffnet worden. Damit ging für die älteste Einrichtung der offenen Jugendarbeit des Landkreises ein Jahr im Exil zu Ende.

Im August 2011 war der Club in Räume des Zentrums für Umwelt und Kultur im Meierhof des Klosters gezogen. Denn die Räume in einem Nebengebäude der über 200 Jahre alten Schäfflerei des Klosters Benediktbeuern mussten dringend renoviert werden. Die Fenster schlossen nicht mehr richtig, als Heizung diente ein alter Ölofen und im Winter froren die Leitungen ein. Nicht der Ort also, "wo Eltern gerne ihre Kinder lassen", sagt Cordula Sindlhauser, Geschäftsführerin des Clubs.

Dass der Club wieder zurückkehren konnte in jene Räume, die er seit 34 Jahren sein zu Hause nennt, war lange fraglich. Denn eigentlich war der Abriss des Gebäudes schon beschlossen. Es sollte schon vor Jahrem dem Neubau einer Mensa für die Hochschulen im Kloster weichen. Einzig sein Alter rettete das marode Gemäuer - der barocke Dachstuhl steht unter Denkmalschutz.

Die Mensa wurde an anderer Stell errichtet, Nachdem sich der Verbleib des Don-Bosco-Clubs im angestammten Gebäude beschlossen war, blieb die Finanzierung zu klären. Diese stand zunächst auf wackeligen Beinen und wäre ohne das Engagement aller Beteiligten nicht möglich gewesen, sagte Ignaz Dreyer, der Vorsitzende des Trägervereins.

Denn von den beinahe 550 000 Euro Renovierungskosten konnten 300 000 Euro durch Spenden gedeckt werden. Die Anschubfinanzierung leistete Pater Ullrich Otto, dem eine Stiftung 115 000 Euro für den Bau zukommen ließ. Der Salesianer-Pater Weber ging "für die Jugend betteln."

Der Verein zur Förderung der Jugendarbeit in Benediktbeueren organisierte Benefizkonzerte und die Sankt-Georgs-Pfadfinder vom Stamm Dominicus Savio, die ihre Räume im Dachgeschoss haben, plünderten ihr Stammesvermögen. Denn der Zustand der alten Räume habe echt demotiviert, sagt die 21-jährige Pfadfinderin Dolores Meinisch. Hinzu kamen viele weitere Geld- und Sachspenden.

Die fehlenden 250 000 Euro übernahmen die Gemeinden Benediktbeuern und Bichl. Denn die offene Jugendarbeit sei eine wunderbare Sache, weiß der Bendiktbeurer Bürgermeister Georg Rauchenberg aus eigener Erfahrung. Als Jugendlicher ging er in den 1960er Jahren selbst in den damaligen Knabenhort - dem Vorläufer des Don-Bosco-Clubs in der alten Schule in der Prälatenstraße.

Bei der Renovierung packten alle mit an. Zusammen mit Eltern und Jugendlichen weißelte Clubleiter Michael Schnittchen die Wände, während Geschäftsführerin Cordula Sindlhauser mit den Handwerkern die nächsten Schritte besprach. "Jeder ist an seine persönlichen Grenzen gegangen", sagte Ullrich Reiner, Jugendamtsleiter im Landratsamt.

Jetzt sind die Renovierungsarbeiten beinahe abgeschlossen. Nur die bröcklige Fassade vermittelt noch einen Eindruck davon, in welchem Zustand das alte Gemäuer vor der Renovierung war. Drinnen hingegen riecht es nach frischer Farbe. Im Laufe der nächsten Wochen sollen die Räume eingerichtet werden. "Die Atmosphäre soll langsam wachsen dürfen und von den Jugendlichen mit Leben gefüllt werden", sagte Sindlhauser.

Zuletzt war die Zahl der Jugendlichen, die den Don-Bosco-Club besuchten, sehr zurückgegangen. Denn in den Übergangsräumen sei es schlicht nicht möglich gewesen, den Jugendlichen ein adäquates Programm anzubieten, sagte Clubleiter Schnittchen. Das soll sich nun wieder ändern. In der neuen Küche sollen Kochkurse angeboten werden, ein Bandraum wurde eingerichtet und in einer Fitnessecke können die Jugendlichen trainieren. Sie können Kicker und Billard spielen oder einfach nur mit ihren Freunden Zeit verbringen. Darüber hinaus bieten Schnittchen, seine Kollegin Susi Kohlmannsberger und der Streetworker Lars Fendrich Beratungsgespräche an. Wenn es zum Beispiel um das erste Bewerbungsschreiben geht.

Mindestens für die nächsten 30 Jahre - denn solange läuft der Erbpachtvertrag, mit einer Option auf weitere 30 Jahre - kann in den Räumen der alten Schäfflerei weiter Jugendarbeit geleistet werden. Dies wäre auch im Sinne Don Boscos, der sich immer für die Belange der Jugend einsetzte, sagte Pater Weber.

© SZ vom 15.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: