Diskussion:Wo die Mobilität die Lebenszeit klaut

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Die Lenggrieser CSU fordert bei ihrer Jahresversammlung den Ausbau von Straßen- und Bahnverbindungen in der Region

Von Petra Schneider, Lenggries

Die Lenggrieser CSU stimmt sich auf die Landtags- und Bezirkstagswahlen im kommenden Oktober ein: Bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch kamen aktuelle Themen wie Kreuz-Erlass, Polizeiaufgabengesetz, Familiengeld oder Straßenausbaubeitragssatzung zur Sprache. In der anschließenden, lebhaften Diskussion der gut 30 Mitglieder dominierte allerdings die Frage, wie die Mobilität in der Region verbessert werden könnte.

Ortsvorsitzende Christine Rinner hatte den Krüner Bezirksrat Thomas Schwarzenberger und den Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber eingeladen, die beide wieder kandidieren. Schwarzenberger lobte den Psychiatrischen Krisendienst, der vor einem Jahr im Bezirk Oberbayern eingeführt wurde. Rund 20 000 Anrufe von Menschen in akuten, psychischen Krisensituationen oder von deren Angehörigen seien eingegangen. Vorher musste in Notfällen, etwa bei Suizidgefahr, die Polizei gerufen werden. "Für die Betroffenen war das Anrücken eines Polizeiaufgebots aber oft kontraproduktiv", sagte Schwarzenberger. Seit März gibt es den Psychiatrischen Krisendienst auch für Kinder und Jugendliche. Das sei dringend nötig, denn auch hier stiegen die Fallzahlen: Sei man vor fünf Jahren noch von einem psychisch kranken Kind bei 1000 Einwohnern ausgegangen, liege der Anteil nun bei sieben Betroffenen. Das Angebot werde weiter ausgebaut, bisher seien 7,6 Millionen Euro investiert worden. Schwarzenberger kritisierte, dass sich die Krankenkassen nicht an den Kosten beteiligen. Der Bezirk könne das auf Dauer nicht alleine stemmen, "das muss ein bundespolitisches Thema werden." Das Hauptthema in der anschließenden Diskussion war indes der Verkehr in der Region. Für anhaltenden Ärger sorgt die Situation auf der Tölzer Flinthöhe: Das "Ampelprovisorium" sei eine Frechheit, schimpfte ein Teilnehmer. Seiner Berechnung nach würden ihm 110 Stunden pro Jahr in den Staus auf der Flinthöhe "gestohlen". Die Planungen für die Nordumfahrung müssten noch einmal überdacht werden, "sonst wird das in 100 Jahren nichts." Bachhuber widersprach: die Nordumfahrung habe höchste Priorität, und die Planungen seien gut. Verzögert würden solche Projekte durch eine Klagementalität. Bis Ende Juni laufe das Anhörungsverfahren, anschließend müssten die Einwendungen geprüft werden. Bis zum Jahresende könnte der Planfeststellungsbeschluss stehen. "Aber dann kommen die Klagen", befürchtet Bachhuber.

Weil auch der Pendlerverkehr zunehme, plädierte Bürgermeister Werner Weindl für den Ausbau der Bahnverbindung nach München. Ein Strukturgutachten der Region Oberland schlage eine Ost-West-Verbindung zwischen den Landkreisen Miesbach, Bad Tölz - Wolfratshausen und Weilheim vor. Nach Ansicht von Weindl verläuft der wichtigste Verkehrsstrom aber "radial nach München". Die Bahnlinie Lenggries-Holzkirchen müsse deshalb leistungsfähiger werden. Weindl schlug vor, die Takte zu verkürzen, mehr Begegnungsmöglichkeiten der Züge zu schaffen, oder die Strecke zweigleisig auszubauen. Die Bahnreform sei ein großer Fehler gewesen. "Die Bahninfrastruktur gehört in die Hand des Bundes". Josef Wasensteiner war der Ansicht, dass "mehr Leute Zug fahren würden, wenn dieser verlässlicher wäre". Dass die BOB so viele Verspätungen habe, liege am veralteten "Zugmaterial". Bachhuber nannte als positives Gegenbeispiel die Werdenfels- Kochelseebahn: 80 Millionen Euro habe die DB in neue, behindertengerechte Züge investiert. In der Hauptverkehrszeit gebe es einen halbstündigen Takt von Kochel zum Münchner Hauptbahnhof. Bei der BOB sehe die Situation dagegen ganz anders aus. "Das geht schon beim Tölzer Bahnhof los".

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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