Dietramszell:120 engagierte Bürger

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Die Dietramszeller nutzen die Gelegenheit zur Diskussion

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die Bürgerversammlung hat ihrem Namen alle Ehre gemacht: Etwa 120 Bürger waren in den Gasthof Peiss gekommen, gut eine Stunde lang wurden Fragen gestellt und Anliegen vorgebracht.

Trinkwassersituation

"Eigentlich war bei uns alles in Ordnung", sagte Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) gleich zu Beginn ihres Berichts. Dann habe aber ein "großer Wehrmutstropfen die Bilanz verhagelt": Weil zum wiederholten Mal Keime in den undichten Hochbehälter am Jasberg eingedrungen waren, muss das Trinkwasser in 14 Ortsteilen seit Mitte April gechlort werden. "Das riecht und schmeckt man", räumte Gröbmaier ein. Wegen des Chlorgeschmacks sei das Leitungswasser ungenießbar, klagte ein Bürger. "Im Supermarkt ist Wasser oft ausverkauft." Wie Gröbmaier erklärte, wurde am vorigen Freitag eine Chlordioxid-Anlage eingebaut, um den unangenehmen Geruch zu verringern. Deren positive Auswirkungen müssten sich laut Gröbmaier ab dem Wochenende zeigen. Die unerfreuliche Situation bleibt noch Monate bestehen: Erst wenn der neue Hochbehälter am Jasberg in Betrieb geht, werden Chlorung und Abkochempfehlung aufgehoben. Im Frühjahr soll mit dem Bau begonnen werden und im Sommer der "böse Spuk" vorbei sein, hofft die Bürgermeisterin.

Flüchtlingsunterkünfte

Auch in Dietramszell herrscht große Unsicherheit über den Bedarf neuer Flüchtlingsunterkünfte. 37 Plätze in Wohnungen sind momentan dezentral belegt, einige weitere könnten noch zur Verfügung gestellt werden. "Ob wir sie brauchen, wissen wir nicht", sagte Gröbmaier. Kürzlich habe das Landratsamt eine Wohnung mit sieben Plätzen gekündigt. Die Regierung von Oberbayern setze den Schwerpunkt neuerdings auf zentrale Unterkünfte. Vermutlich vom Tisch ist deshalb ein Neubau am Kolomanweg in Bairawies für 16 Flüchtlinge. Sicher bleiben wird als Unterkunft das Schulhaus in Linden. Für die Sanierung hat die Gemeinde einen Kredit über 180 000 Euro aufgenommen, der durch Mietzahlungen des Landratsamts gegenfinanziert werden soll. Ob eine Unterkunft für 52 Flüchtlinge auf dem Penzkofer-Grundstück in Ascholding tatsächlich gebaut wird, "muss der Herr Penzkofer entscheiden", sagte die Bürgermeisterin. Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne) fasste die neue Linie der Regierung zusammen: "Kompletter Anmietstopp". Zunächst würden nur die Großprojekte fertig gestellt, also die Unterkünfte an den Schulzentren in Geretsried und Bad Tölz. Bestehende Mietverträge würden erfüllt. Es gebe aber keine Garantie mehr, dass alle geplanten Projekte finanziert würden. Wer ins Schulhaus in Linden einziehen werde, wollte Elfriede Pruy wissen. Bisher habe es immer geheißen, es könnten zwei Flüchtlingsfamilien sein. Jetzt sei plötzlich auch von "Obdachlosen" die Rede. "Unten die Kinder und der Schützenverein mit seinen Waffen, oben Obdachlose - lässt sich das vereinbaren?" Koch stellte klar, dass mit "Obdachlosen" in diesem Zusammenhang "Fehlbeleger" gemeint seien: anerkannte Asylbewerber, die ihr Wohnrecht in staatlich finanzierten Unterkünften verlieren. "Gäbe es in der Gemeinde keine Wohnungen, wären diese Fehlbeleger Obdachlose."

Interkommunales Hallenbad

Für Bürgermeisterin Gröbmaier ist das Interkommunale Hallenbad "eine Riesenchance". Eine millionenteure Renovierung des über 40 Jahre alten Ascholdinger Hallenbades könne sich die Gemeinde nicht leisten, geschweige denn einen Neubau. Josef Maier kritisierte zum wiederholten Mal, dass es mit einem neuen Bad in Geretsried nur noch ein, statt bisher zwei 25-Meter-Becken geben würde. Das führe zu Problemen beim Belegungsmanagement. "Wie sollen sich fünf Wasserrettungseinheiten ein Becken teilen?", fragte er. Dass eine gemeinsame Nutzung durch verschiedene Rettungsorganisationen schwierig sei, zeige sich am Bergwachtzentrum in Gaißach. Dort habe es bereits Streit zwischen den Organisationen gegeben.

Dorfplatzgestaltung

"Wir haben in Dietramszell eine schöne Kirche", sagte Peter Wollner. Aber auf dem Vorplatz seien so viele Löcher, "dass man sich die Haxen bricht". Der Gemeinderat habe beschlossen, sich für das Dorferneuerungsprogramm zu bewerben, sagte Gröbmaier. Darin seien der Rathausumgriff, ein neuer Brunnen, der Ausbau des Rathauskellers und der Kirchenvorplatz eingeschlossen. Im kommenden Jahr würden Fördergelder bewilligt, hofft die Bürgermeisterin. Dann könne der Gemeinderat eine Priorisierung vornehmen und diese mit der anstehenden Sanierung der Straße Richtung Zeller Berg abstimmen.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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