Die Gemeinde prüft noch:Semmeln im Autohaus

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Bei einem Ortstermin wollen sich die Gemeinderäte das ehemalige Autohaus Meßmer ansehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Bäckerei Kellner will in Lenggries eine dritte Filiale mit Café errichten

Von Petra Schneider, Lenggries

Für eine künftige Nutzung des ehemaligen Autohauses Meßmer an der Bergbahnstraße gibt es neue Pläne: Die Bäckerei Kellner, die in Lenggries bereits zwei Filialen in der Karwendelstraße und am Bahnhofplatz betreibt, will dort eine weitere Back- und Verkaufsstelle samt Café und Büro einrichten. Die Kubatur würde nach dem Willen des Antragstellers bleiben und das Gebäude nur teilweise entkernt. Zwei nicht gebrauchte Räume könnten anderweitig gewerblich vermietet werden. Der Bauausschuss wollte dem Vorhaben am Montag nicht sofort zustimmen: Einstimmig wurde beschlossen, eine Entscheidung zu vertagen, um sich bei einem Ortstermin genauer über die Pläne zu informieren. Denn es soll sichergestellt werden, dass auf dem Gelände Einzelhandel, vor allem in den zu verpachtenden Räumen, ausgeschlossen wird.

Vor einem Jahr hat der Gemeinderat einen Antrag abgelehnt, anstelle des ehemaligen Autohauses einen Norma-Markt zu errichten. Die Begründung: Der Bedarf für einen weiteren Nahversorger in unmittelbarer Nachbarschaft zum Edeka-Markt sei nicht gegeben. Zudem sei Einzelhandel grundsätzlich nur in "zentralen Versorgungsbereichen" möglich, um die Ortsmitte nicht zu schwächen - so legt es auch das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) fest, das der Gemeinderat im Vorjahr beschlossen hat.

Um ähnliche Anfragen künftig zu verhindern, wurden im Oktober die Aufstellung eines Bebauungsplans und eine Veränderungssperre beschlossen: Auf dem Grundstück an der Bergbahnstraße soll demnach ein Gewerbegebiet entwickelt werden, in dem Einzelhandel ausgeschlossen ist. Ein Bäckereiverkauf, wie er nun beantragt wurde, zählt laut Bauamtsmitarbeiterin Maria Gaisreiter allerdings streng genommen zum Einzelhandel. Um "rechtlich auf der sicheren Seite zu sein", sei es deshalb sinnvoll, sich zuvor ein genaueres Bild zu machen.

Die Familie Kellner betreibt seit 80 Jahren in der Gemeinde eine Bäckerei und beschäftigt in den beiden Verkaufsstellen 17 Mitarbeiter. Wie Inhaber Alfred Kellner in einem Schreiben an die Gemeinde darlegt, braucht er für sein Unternehmen "Raum für Entwicklung". Der Standort an der Bergbahnstraße biete sich wegen der guten Verkehrsanbindung an. Derzeit werden die Backwaren an der Karwendelstraße produziert, die Backstube dort ist laut den Betreibern 75 Quadratmeter groß. Diese könnte am neuen Standort auf 230 Quadratmeter erweitert werden. Nach den Vorstellungen des Antragstellers soll die Gebäudehülle bleiben, aus den ehemaligen Ausstellungsräumen würden Verkaufsraum und Café.

Der Vorteil des Standorts an der Bergbahnstraße liege auf der Hand: Kurze Wege zu den beiden anderen Filialen und "genügend Kapazitäten für das vor Ort handwerklich produzierte Lebensmittel", heißt es in dem Schreiben. Peter Gascha (FWG) plädierte im Gemeinderat dafür, den Antrag zügig zu genehmigen. "Ich halte es für wichtig, einheimische Unternehmen zu unterstützen", sagte er. Er könne nichts erkennen, was dagegen spreche. "Wir dürfen solche Anträge nicht immer auf die lange Bank schieben." Dem pflichtete Zweiter Bürgermeister Franz Schöttl (CSU) zwar grundsätzlich bei: Der Antragsteller sei in der Gemeinde bekannt, und man wolle nichts verhindern. Aber man müsse sich das Gelände "noch einmal in Ruhe anschauen". Es handle sich schließlich um eine "Riesen-Kubatur". Geklärt werden müsse zudem die künftige Nutzung der zwei Räume im Erdgeschoss, die verpachtet werden sollen.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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