Deutsche Bahn gibt kein Angebot ab:Weichenstellung für die Oberlandbahn

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BOB-Geschäftsführer Seeger gibt sich nach dem Verzicht der Deutschen Bahn zurückhaltend - und hält nicht nur einen Streckenausbau für erforderlich.

Klaus Schieder

Heino Seeger wägt seine Worte ab. Am Tag, nachdem sich mit der DB Region Bayern der schärfste Konkurrent aus dem Bieterrennen um die Schienenstrecken im Oberland verabschiedet hat, mag er sich noch nicht als Gewinner gerieren. Das Wettbewerbsverfahren sei nicht abgeschlossen, sagt der Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn (BOB): "Wir müssen davon ausgehen, dass es noch andere Konkurrenten gibt."

Im Bahnbetriebswerk Lenggries arbeiten 40 Beschäftigte, viele auch aus der Gemeinde. Unser Bild zeigt ein BOB-Integral, im Vordergrund ein Fahrwerk mit Scheibenbremsen. (Foto: Manfred Neubauer)

Ernsthafte Bewerber, die sich bis zum Juli melden können, sind allerdings nicht in Sicht. Seeger sagt in aller Vorsicht, das sei Sache der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats die Strecken an Betreiber vergibt. Nur so viel: "Ich stehe zur Verfügung weiterzufahren."

Die Begründung, mit der sich die Deutsche Bahn aus dem Wettbewerb zurückgezogen hat, stellt der BOB nicht gerade ein gutes Zeugnis aus. Die Übernahme der 17 in die Jahre gekommenen Integrale, die von der Oberlandbahn genutzt werden, sei ein unkalkulierbares Risiko. 20 Prozent der Ersatzteile für diese Baureihe seien kaum mehr zu bekommen, zudem gebe es nur drei Ersatzmotoren für die Triebwagen.

Seeger sieht diese Probleme, stuft sie aber nicht als eine Art Ohrfeige für die BOB ein. "Das Risiko ist aus deren Sicht schwer zu fassen, das ist es für uns grundsätzlich auch", sagt er. Seit zehn Jahren fahre man nun schon mit den Integralen und mit einem gewissen "Fahrzeugrisiko". Aber das habe nun mal jeder Bahnbetreiber. Seeger führt ein Gegenbeispiel an: "Wenn man sagen würde, BOB, du fährst jetzt mit den Neigetechnikzügen der Deutschen Bahn, dann würde ich auch sagen, o Gott - weil ich das Risiko nicht kenne."

Den Ausstieg der DB Regio empfindet Fritz Czeschka, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, als bedauerlich "im Sinne der Fahrgäste und des Wettbewerbs", den der Freistaat seit 1996 im Regionalverkehr fördere. Dadurch hätten sich die Vielfalt an Unternehmen und Angeboten verbessert. Den Rückzug der Deutschen Bahn sieht er als "eine unternehmerische Entscheidung, die wir überrascht zur Kenntnis nehmen". Das Wettbewerbsverfahren laufe dennoch bis 2. Juli weiter. "Erst dann wissen wir tatsächlich, welche Unternehmen sich für die Verkehre im Oberland bewerben", so Czeschka. Die Ausschreibung der Strecken hatte Seeger ob der Vormachtstellung der DB häufiger kritisiert und sich für Direktvergaben ausgesprochen. Diesmal äußert er sich zurückhaltend: Wer im Bieterrennen unterliege, habe immer etwas zu monieren, "das ist schwierig zu sagen".

Klar ist für den Geschäftsführer, dass die BOB in ihren relativ betagten Fuhrpark investieren muss. Man werde sich mit dem Kauf weiterer Fahrzeuge befassen müssen, kündigt er an. Das Alter der Züge war auch ein Grund dafür, warum die Oberlandbahn im Qualitätsranking der BEG lediglich auf Platz neun landete. "Ein neues Fahrzeug, das wie aus dem Ei gepellt dasteht, bringt natürlich eine höhere Bewertung", so Seeger.

Eine wichtige Rolle spielt überdies die Pünktlichkeit, die auf eingleisigen Strecken nicht einfach zu gewährleisten ist. Dies gilt für die S 7-Strecke von Wolfratshausen nach München ebenso wie für die Schienenrouten im Oberland, die nur von Holzkirchen nach München zweigleisig verlaufen. Da müsse von der DB Netz AG "in den Landkreis Miesbach investiert werden", fordert Seeger. Für dringend geboten hält er die Elektrifizierung der Strecke von Holzkirchen nach Bayrischzell. Dies sei "verkehrspolitisch notwendig und umweltpolitisch richtig".

Und im Tegernseer Tal plädiert er für eine Verbindung der Tegernseebahn mit einer Art Stadt- oder Straßenbahn über Gmund und Bad Wiessee nach Wildbad Kreuth. Als "Zukunftsprojekt" sieht er einen quer laufenden Schienenstrang von Penzberg nach Bad Tölz.

Als einen "Fan der BOB" bezeichnet sich Landrat Josef Niedermaier. Über den Ausstieg der DB Regio bricht er aber nicht in Jubel aus. Er hoffe, dass das Wettbewerbsverfahren "gute Ergebnisse für uns bringt". Damit meint er niedrigere Kilometerpreise und eine Taktverdichtung. Bekomme die BEG die Zugkilometer zu einem günstigeren Preis, könne sie mehr Kilometer fahren und den Takt verdichten. Deshalb sei Wettbewerb wichtig, so Niedermaier: "Sonst schauen wir mit dem Ofenrohr ins Gebirge."

© SZ vom 05.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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