Bürgerwerkstatt:Geretsried will sein Zentrum entwickeln

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Der Einzelhandel in der Innenstadt soll Entfaltungsmöglichkeiten haben - die Kultur aber ebenso. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt lädt Anwohner, Eigentümer und Geschäftsinhaber zum Gespräch über den Karl-Lederer-Platz. Themen sind Städtebau, Verkehr, Einzelhandel und Kultur

Von Ingrid Hügenell, Geretsried

Die Stadt stellt einen neuen Bebauungsplan für den Karl-Lederer-Platz auf. Im Bebauungsplanverfahren ist eine Beteiligung der Bürger gesetzlich vorgesehen, die aber häufig nur darin besteht, den Plan auszulegen. Die Bürger können dann dazu Stellung nehmen. Geretsried will nun Anwohner, Eigentümer und Geschäftsinhaber schon zu Beginn des Verfahrens einbeziehen und bereitet deshalb eine Bürgerwerkstatt vor. Sie wird am Donnerstag, 18. Juni, stattfinden.

An dem wichtigsten Geretsrieder Platz, an dem auch das Rathaus liegt, ist in den vergangenen Jahren schon einiges passiert. Die Baugenossenschaft und die KLP9-Gruppe haben dort neue Gebäude errichtet und mit Leben gefüllt. Zuletzt bezog die Sandwich-Kette Subway einen Laden. Unmut regt sich jedoch über den Wolfratshauser Bauunternehmer Reinhold Krämmel. So monierte Ingeborg Wanner jüngst beim CSU-Stammtisch, dass mit Krämmels Gebäuden nichts passiere, etwa mit jenem, in dem früher der Drogeriemarkt Schlecker war und das seit dessen Schließung leer steht. Auch dass Bauarbeiter in einigen der Wohnungen leben, die Krämmel gehören, gefällt Wanner nicht, die ein Haushaltswarengeschäft in einem der Gebäude hatte und immer noch Wohnungseigentümerin ist.

Ihre Ideen und Vorstellungen können Anwohner und Eigentümer bei der Bürgerwerkstatt am 18. Juni einbringen. Es wird vier Arbeitsgruppen geben, wie die städtische Wirtschaftsförderin Annette Hilpert sagte. Eine werde sich mit Städtebau befassen, zwei weitere mit Verkehr und Einzelhandel, und schließlich soll eine sich um die Themen öffentlicher Raum, Kultur und Aufenthaltsqualität kümmern.

Schon am vorigen Montag seien etwa 30 Anwohner, Geschäftsinhaber und Eigentümer zu einer Besprechung zusammengekommen, berichtet CSU-Stadtrat Volker Reeh, dem das Haus Karl-Lederer-Platz 9 gehört. Ihm ist wichtig, dass dort vernünftig geplant wird. "Gewinnmaximierung kann am Karl-Lederer-Platz nicht funktionieren", sagt Reeh. "Es geht auch um Gestaltung und Lebensqualität." Reeh ist mit den Vorstellungen, die Krämmel für den Platz hat, nicht einverstanden. Es gehe dort auch um Gestaltung, Lebensqualität, also um die lange Sicht, "man darf da nicht die schnelle Mark machen wollen". Vor allem aber dürfe man den Platz und das Lorenz-Areal nicht vermischen. Auch die Brache im Norden Geretsrieds, auf der früher die Spielzeugfabrik Lorenz stand, gehört dem Bauunternehmer Krämmel, der seit langem versucht, dort einen Baumarkt anzusiedeln, allerdings bisher ohne Erfolg. Offenbar versucht Krämmel, beide Bereiche zu vermischen. "Da kann es keine Kompromisse geben, da werden wir uns auf keinen Kuhhandel einlassen", sagt Reeh dazu.

Er hält es allerdings für schwierig, tatsächlich einen Baumarktbetreiber zu finden, der auf die eher abgelegene Fläche ziehen möchte. "Das ist da hinten eine ganz schlechte Lage", sagt Reeh. Sein Fraktionskollege und Dritter Bürgermeister Gerhard Meinl sieht das ebenso, auch weil gerade die Baywa in Wolfratshausen ihre Verkaufsfläche verdoppelt. Reeh hält zudem Krämmels Preisvorstellungen für überzogen. Auch für ein Kino, das viele Geretsrieder sich wünschen, fände sich wohl kaum ein Betreiber, glauben die beiden CSU-Politiker.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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