Bürgerversammlung:Gelting soll Dorf bleiben

Lesezeit: 2 min

Bürgermeister Müller verspricht Schutz vor Siedlungsdruck

Von Felicitas Amler, Geretsried

Kaum jemand scheint noch daran zu glauben, dass die S-Bahn von 2028 an bis Geretsried fahren wird, wie es der Zeitplan der Bahn vorgibt. Das Thema S 7 wurde zwar auf der Bürgerversammlung der Stadt am Donnerstagabend im Geltinger Kindergartensaal viel diskutiert. Aber Aufregung herrschte da weder unter den Befürwortern noch unter den Gegnern - jenen, deren Haus und Grund durch die Trasse beeinträchtigt würden. Viele seien durch das jahrzehntelange Warten ermüdet, sagte eine Frau, die "persönlich große Nachteile" durch die Verlängerung der Bahnstrecke hätte; sie hoffe, dass es sich weiter hinziehen werde. Auch Bürgermeister Michael Müller (CSU) machte kein Hehl aus Zweifeln am Zeitplan, betonte aber: "Wir gehen davon aus, dass die S-Bahn kommen wird."

Die Bürgerversammlung fand in der seit vergangenem Jahr praktizierten, neuen Form statt: Der Bürgermeister hält keinen Frontalvortrag mehr. Er erläutert vielmehr einzelne Themen - von der Stadtentwicklung bis zu den Steuern - an Schautafeln mit Text- und Bildmaterial, die es den Bürgern ermöglichen, sich vorher oder nachher intensiver zu informieren. Den Themen zugeordnet waren auch die jeweiligen Mitarbeiter aus dem Rathaus als Ansprechpartner anwesend, und es konnte jederzeit zwischengefragt werden. Den meisten der rund 70 Teilnehmer in Gelting gefiel dies. "Es ist gut, weil man nicht nur Zahlen vorgesetzt bekommt", sagte eine Besucherin. Eine andere fand, es sei "sehr lebendig". Ein Geltinger freute sich, dass man sich gezielt zu bestimmten Themen informieren konnte.

Etliche fragten wegen einer schnelleren Internetverbindung nach. Besonders in Buchberg sei die Situation unverändert schlecht, sagte ein dortiger Bewohner. Wirtschaftsförderin Annette Hilpert erklärte, die Stadt habe die Zusicherung der Telekom, dass alles Nötige erledigt sei, sie nahm aber die Einwände, wonach es noch nicht klappe, auf.

Müller erläuterte die geplanten Investitionen der Stadt in Höhe von 57 Millionen Euro in den kommenden Jahren: die Sanierung des Eisstadions, den Bau des interkommunalen Hallenbads, Schulausbauten, die Zentrumsentwicklung rund um den Karl-Lederer-Platz und das barrierefreie Rathaus. Er erwähnte den vom Familienunternehmen Krämmel und der Geretsrieder Baugenossenschaft geplanten Bau von mehr als 700 Wohnungen an der Banater Straße, wofür die Stadt ein eigenes "Geretsrieder Modell" erarbeite, angelehnt an die in München praktizierte sozialgerechte Bodennutzung. Auf dem Gelände des gescheiterten Geothermie-Vorhabens der Enex in Gelting werde keinesfalls ein weiteres Gewerbegebiet entstehen, versicherte Müller.

Um Gelting, das ein Geretsrieder Stadtteil ist, tatsächlich aber Dorfstrukturen hat, mache sich die Stadt Gedanken, versicherte Müller. Die Frage, "wie schützen wir den Ort vor dem Siedlungsdruck", beschäftige den Stadtrat. "Es ist der erklärte Wille, Gelting als eigenständigen Ort zu erhalten."

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: