Bürgerladen-Aus:Bedauern über verlorene Inklusions-Jobs

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Im Untermarkt 10 hätte es Stellen für Förderschüler und Behinderte geben sollen. Die Leiter von Oberland-Werkstätten und Franz-Marc-Schule hoffen, dass der Stadtrat einen anderen Standort findet.

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen/Geretsried

Eine seltene Chance ist vorerst vertan: Mit dem Bürgerladen wären in der Wolfratshauser Altstadt auch zwei Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstanden - ein Ausbildungsplatz für einen Schüler des Franz-Marc-Förderzentrums und ein Außenarbeitsplatz der Oberland-Werkstätten, beide in Geretsried. Jetzt, da der Bürgerentscheid am Quorum gescheitert ist, bedauern die Leiter der Zentren die verpasste Gelegenheit. Vorerst verpasst, betont Werkstätten-Betriebsleiterin Dietlind Schoch: Noch schließe sie nicht aus, dass der Bürgerladen an einem anderen Standort realisiert werde.

Dietlinde Schoch, Betriebsleiterin der Oberland-Werkstätten, hat eine mögliche Kooperation mit einem Wolfratshauser Bürgerladen noch nicht abgehakt. (Foto: Manfred Neubauer)

Bereits im Juli hatte der Arbeitskreis Bürgerladen Wolfratshausen mit den Oberland-Werkstätten und dem Sonderpädagogischen Förderzentrum - der Franz-Marc-Schule - Kontakt aufgenommen, mit dem Ziel, im geplanten Laden den Inklusionsgedanken zu verwirklichen. Neben dem Ausbildungs- und dem Außenarbeitsplatz hätte es auch Praktikumsplätze geben sollen, speziell für jene Schüler der Franz-Marc-Schule, die einen erhöhten Förderbedarf haben, sagt Schulleiter Martin Tiefenmoser. Ihre Praktikumsplätze suchten sich die Schüler normalerweise selbst, manchmal frage die Schule selbst bei Betrieben an. Im Bürgerladen aber wären die Schüler besonders intensiv betreut worden, sagt Tiefenmoser, ähnliche Modelle gebe es derzeit nicht. Den gescheiterten Bürgerentscheid bedauere die Schule daher: "Es wäre schön gewesen."

Die Oberland-Werkstätten beschäftigen derzeit 140 Menschen mit Beeinträchtigungen, 30 davon arbeiten aus Außenarbeitsgruppe im Penzberger Pharmaziebetrieb Roche - also schon ziemlich nah am allgemeinen Arbeitsmarkt, sagt Werkstätten-Betriebsleiterin Schoch. Sechs Mitarbeiter sind in Geretsrieder Außenarbeitsplätzen integriert, in der Fertigung, in sozialen Betrieben und in einer Schulküche. Zwei weitere Mitarbeiter absolvieren gerade Praktika in einem Kindergarten und einem industriellen Betrieb. Für die gehandicapten Menschen sei eine Tätigkeit in einem gewöhnlichen Betrieb gut fürs Selbstbewusstsein, sagt Schoch: "Sie sind sehr stolz und entwickeln Fähigkeiten und Fertigkeiten." Allerdings sei der Eintritt in den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht für jeden etwas: Die einen könnten, die anderen wollten den Schritt nicht gehen.

Eine Kooperation mit dem Einzelhandel gebe es bislang noch nicht; auch deshalb, weil noch kein Mitarbeiter der Oberland-Werkstätten den konkreten Wunsch geäußert habe, im Verkauf arbeiten zu wollen. Sollte der Einzelhandel von sich aus auf die Oberland-Werkstätten zutreten, würde man unter den Beschäftigten aktiv nach jemandem suchen, der in einem Laden arbeiten wollte - so wäre etwa beim Bürgerladen verfahren worden. Mit der Suche hatten sie noch nicht begonnen. "Aber vielleicht wird das ja noch was."

An diesem Dienstag steht die Immobilie am Untermarkt 10 erneut auf der Tagesordnung des Wolfratshauser Stadtrats. Die Fraktionen von CSU und SPD sowie drei Stadträte der Bürgervereinigung - Benedikt Brustmann, Helmut Forster und Markus Höft - haben am vergangenen Mittwoch einen Antrag eingereicht, durch den alle bisher zur Immobilie gefassten Beschlüsse aufgehoben werden sollen. Die Sitzung findet von 18 Uhr an im Rathaus statt; im Anschluss geht es im Sportheim weiter mit der Jahresabschlussfeier.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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