Brandbekämpfer ziehen Bilanz:Mehr als nur löschen

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Der Kurhaussaal war zur Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbands gut besucht. Zu Zahlen, Daten und Fakten gab es Weißwurst und Breze. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Feuerwehren mussten im vergangenen Jahr 1859 Einsätze fahren - gerade die letzten Tage hatten es mit Feuern in sich. Bei Verkehrsunfällen kamen 16 Menschen ums Leben

Von Petra Schneider, Bad Tölz

In der Silvesternacht erreichte Landrat Josef Niedermaier um 1.30 Uhr ein Anruf: "In Kochel brennt der Wald". Er sei gerade auf einer Silvesterfeier gewesen, erzählte Niedermaier am Freitag im Kurhaus, als er von einem der größten Brände in der Geschichte des Landkreises hörte. In den Folgetagen mitzuerleben, mit welcher Professionalität und Ruhe dieser Einsatz gemeistert worden sei, "das macht mich sehr stolz".

Bis zu neun Hubschrauber von Polizei, Bundeswehr und einem privaten Betreiber waren am Jochberg im Einsatz. Nach knapp drei Tagen konnte der Waldbrand "durch den massiven Einsatz von Außenlastbehältern" und dank dem einsetzenden Schneefall gelöscht werden, wie Josef Murböck bei der Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbands sagte. Detaillierte Informationen gab der Kreisbrandrat dazu am Freitag nicht. Der Großeinsatz am Neujahrsmorgen werde erst im Jahresbericht 2017 aufscheinen.

Es war nicht die einzige Herausforderung, der sich die Feuerwehren im vergangenen Jahr stellen mussten. "Gerade die letzten Tage in 2016 hatten es mit Bränden in sich", sagte Murböck: Der Bauernhofbrand am zweiten Weihnachtsfeiertag in Bichl, zwei Tage später dann der Brand in einer Chemiefirma im Tölzer Farchet, Feuer im Dachstuhl eines Hauses in der Tölzer Salzstraße. Im Juli brannte eine abgelegene Hütte am Brauneck. Die Wasserversorgung sei dort schwierig gewesen, ebenso die Erreichbarkeit in dem steilen Gelände, sagte Murböck.

Ein Tiefgaragenbrand in Wolfratshausen im April habe gezeigt, wie wichtig es sei, bei Genehmigungen streng auf die Einhaltung von Vorschriften zu achten. Alle Brände konnten schnell gelöscht, ein Übergreifen auf andere Gebäude verhindert und viele Menschenleben gerettet werden. Eine Person kam bei einem Brand ums Leben.

Einige Tote gab es im vorigen Jahr bei Verkehrsunfällen: 16 Menschen starben - etwa bei den Unfällen in Ascholding und Waldram oder an der Steinsäge in Wackersberg. In einigen Fällen mussten die Insassen mit schwerem Gerät aus den Fahrzeugen geschnitten werden. "Den Helfern boten sich zum Teil schreckliche Bilder", sagte der Kreisbrandrat. Die Psychosoziale Notfallversorgung, die bei belastenden Einsätzen von den Helfern in Anspruch genommen werden kann, leiste da wertvolle Hilfe. Feuerwehr, das heißt schon lange nicht mehr nur löschen; die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer erfordert umfangreiche Schulungen und umfasst auch technische Hilfeleistungen: So wurden über 150 Einsatzkräfte beim Austritt von Ammoniakgas im Tölzer Eisstadion alarmiert. Sie konnten binnen 30 Minuten das Loch in der Leitung abdichten, das Gas durch Wassernebel binden und in einer unbedenkliche Konzentration abführen. Beim Starkregen Anfang Juni verhinderte die Feuerwehr durch den Einsatz von Sandsäcken und "Provisorien aus Biertischen" ein Abrutschen. Auch beim Hochwassereinsatz in Peißenberg und Polling leisteten Feuerwehren aus dem Landkreis Hilfe.

"Gott sei Dank gab es bei den vielen und zum Teil schwierigen Einsätzen nur einen verletzten Feuerwehrmann", sagte Murböck. Die Einsatzbilanz des Vorjahres lässt sich auch in nüchterne Zahlen fassen: Insgesamt 1859 Mal musste die Feuerwehr ausrücken. Darunter waren 383 Brandalarme, 894 unterschiedliche Hilfeleistungen, 58 Sicherheitswachen und 524 First-Responder-Einsätze, bei denen Erstversorgung in lebensbedrohlichen Situation wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder bei Unfällen geleistet wird. Auch 198 "Fehl-, böswillige und Täuschungsalarme" sind in der Statistik enthalten. In den 58 Feuerwehren im Landkreis sind zurzeit 3095 Mitglieder zwischen 18 und 63 Jahren sowie 270 Jugendliche ab 14 Jahren aktiv - seit 2007 eine relativ stabile Gesamtzahl. Mit derzeit 144 weiblichen Mitgliedern sei der Frauenanteil zwar gestiegen, sagte Murböck. Er habe sich allerdings nicht, wie erhofft, verdoppelt.

Viele Neubeschaffungen seien im Vorjahr gemacht worden, die zum Teil mit großen Eigenbeteiligungen der Feuerwehren finanziert wurden. Auch die Spendenbereitschaft der Bürger sei ungebrochen hoch, sagte Murböck. Fazit des Kreisbrandrats: "Die Ausrüstung der Feuerwehr in unserem Landkreis kann als gut bis sehr gut bezeichnet werden." Der Grundsatz in Bezug auf Ausstattung und Ausbildung laute: "Wir können die Einsatzkräfte von heute nicht mit den Einsatzmitteln von gestern auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten."

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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