Blitzmarathon:Unterm Tempolimit

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Zielen mit Zopf: Mit modernster Lasertechnik erfasst die Polizistin Katrin Schwarz die entgegenkommenden Autos auf der Ortsdurchfahrt in Oehnböck. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Polizeibeamten Kathrin Schwarz und Tony Lechner kontrollieren den Verkehr in Öhnböck. Fast alle Autofahrer sind eher gemächlich unterwegs, auch der Schneefall zwingt sie zur Vorsicht.

Von Konstantin Kaip, Egling

Katrin Schwarz hat Übung im Zielen. Ihr rechtes Auge blickt konzentriert durch das Okular des Lasermessgeräts, das sie auf einem Stativ an der Ortsdurchfahrt des Eglinger Ortsteils Öhnböck aufgestellt hat. Sie sieht einen schwarzen Kreis mit einem Zielpunkt in der Mitte, den sie mit ruhigen Bewegungen auf das Nummernschild des Transporters richtet, der ihr entgegenfährt. Dann drückt sie mit ihrem rechten Zeigefinger einen Knopf auf der Oberseite des Geräts. Es piept, die Polizistin hebt ihren Kopf und blickt auf die Anzeige an der Seite des Gerätes. Entfernung: 36,5 Meter; Geschwindigkeit: 48 Stundenkilometer. Polizeihauptkommissar Tony Lechner, der neben ihr steht, behält seine Kelle in der Hand hinter seinem Rücken, der Transporter rauscht vorbei.

Es ist Mittwochvormittag, der Tag des so genannten Blitzmarathons, zu dem der bayerische Innen- und Verkehrsminister Joachim Hermann zum inzwischen fünften Mal aufgerufen hat. 1900 Polizisten sind in Bayern im Einsatz, um an neuralgischen Punkten, meist an Fernstraßen, die Geschwindigkeiten der Autofahrer zu messen. Im Landkreis gibt es zwölf Messpunkte, die vorher publiziert worden sind. Schwarz und Lechner sollten eigentlich am Autobahnzubringer B 11a in Wolfratshausen stehen, an der Einmündung zur Pfaffenrieder Straße. Wegen der Baustelle dort haben sie sich aber am Ortseingang in Öhnböck postiert. Hier gebe es viele Gefahrenpunkte, sagt Lechner: die Bushaltestelle, Einmündungen und Grundstücksausfahrten. "Innerorts ist jede Geschwindigkeitsmessung gerechtfertigt", sagt der Polizist. "Die Schilder stehen an der Grenze zur Bebauung, dazwischen wohnen Menschen." Und die hätten eben auch ein Bedürfnis nach Sicherheit und Ruhe.

Das wird an diesem Vormittag nicht gestört: Die Autos rauschen gemächlich dahin. Schwarz misst mal 39, mal 42, mal 47 Stundenkilometer - nichts, was Lechner seine Kelle heben lässt. Schon am frühen Morgen standen die beiden in Wolfratshausen, erst an der Äußeren Beuerberger Straße, dann an der Weidacher Hauptstraße. Auch dort gab es keine Auffälligkeiten. "Bis auf eine nicht funktionierende Beleuchtung und leichte Geschwindigkeitsüberschreitungen war alles normal", sagt Lechner. "Man merkt, dass die Autofahrer vorgewarnt sind." Zudem sind Ferien, und das Wetter macht vorsichtig. "Der Schnee bewegt die Leute natürlich dazu, langsamer zu fahren", sagt Lechner, während dicke Flocken auf seine Polizeimütze fallen.

Um die Kontrollen durchführen zu können, mussten Lechner und Schwarz den "Laserschein" machen - ein Zertifikat nach einem Kurs, mit Prüfung zu den Verkehrsrichtlinien und einem Praxistag mit dem hochwertigen, geeichten Messgerät, das übrigens keine Fotos macht. "Die Messungen müssen gerichtsverwertbar sein", erklärt Lechner.

Dann nimmt Schwarz einen dunklen SUV mit Münchner Kennzeichnen ins Visier. Das Gerät zeigt 60 Stundenkilometer, Lechner hält die Kelle hoch. "Wie schnell glauben Sie, dass Sie gefahren sind?", fragt er den Fahrer, der in weißem Hemd und Krawatte hinterm Steuer sitzt. "50", antwortet der und fügt hinzu, er habe sich eben "reinrollen" lassen. Als Lechner ihn über die gemessene Geschwindigkeit informiert, entschuldigt sich der Mann. Er müsse nach Geretsried, sei spät dran und habe nicht auf den Tacho geachtet. Er hat Glück: 60 Stundenkilometer seien "gerade noch im Grenzbereich", sagt Lechner und belässt es bei einer mündlichen Verwarnung.

Noch bis Donnerstagmorgen um 6 Uhr ist das Messgerät im Einsatz, dann erst wird ausgewertet. In Öhnböck bleibt es ruhig. Schwarz ist zufrieden: "Wir stehen ja nicht da, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen", sagt sie. "Sondern sie sollen uns auch sehen. Und vor allem langsam fahren. Das ist das Wichtigste."

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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