Bilanz der Landwirte:Zu viel Regen verdirbt die Ernte

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Auf Hofgut Letten verfault der Salat auf den Feldern. Das Getreide ist von Schimmel bedroht, Landwirt Franz Fuchs fürchtet um seine Weizenernte. Er hofft auf sonnige Tage mit leichtem Wind

Von Maurizio Giuri, Geretsried

Was ist das für ein verregneter Sommer: Laut Deutschem Wetterdienst regnete es im Juli und August überdurchschnittlich viel zwischen Chiem- und Starnberger See. Allein im Juli prasselten 167 Liter auf den Quadratmeter - 133 Liter sind normal. Landwirte und Gärtner blicken dieser Tage sorgenvoll in den Himmel. Die permanente Nässe macht ihnen zu schaffen, einige befürchten Ernteausfälle, andere haben sie schon.

"Für unseren Salat ist es eine Katastrophe", sagt Tom Braun. Der 47-jährige Gärtner bewirtschaftet auf dem Hofgut Letten mit seinem zehnköpfigen Team aus Gärtnern, Auszubildenden und Erntehelfern dreieinhalb Hektar Land und 3500 Quadratmeter Gewächshausfläche. Während das übrige Gemüse wie Rote Beete, Sellerie und Zucchini die Nässe noch gut verträgt, faule ihm der Salat nur so weg, berichtet Braun: "Dieses Jahr ist die Salatfäule so schlimm, dass der ganze Salat weggeworfen werden muss."

Tom Braun zeigt das Problem: Der Salat auf dem Freilandfeld sieht oberflächlich gut aus, ist aber vom Strunk her durchgehend angefault. (Foto: Manfred Neubauer)

Dabei sei es egal, ob es Eichblatt, Kopfsalat oder eine andere Sorte ist - alles ungenießbar. Normalerweise werden auf Hofgut Letten pro Woche 400 bis 500 Salatköpfe geerntet und verkauft. "Gegen die Nässe auf dem Feld hilft auch Mulchen nichts", sagt Brunner. Bei anhaltender Feuchtigkeit sei Fäulnis programmiert. Wenigstens wachsen im Gewächshaus unbeschadet Tomaten, Gurken und Stangenbohnen.

Auch Landwirt Franz Fuchs ist derzeit nicht gut auf das Wetter zu sprechen. "Wir können nur auf die nächste Woche hoffen", sagt er. Die Zeit sitzt dem Mann vom Gut Schwaigwall in Geretsried im Nacken. Die Ernte des 40-Jährigen ist gefährdet, der Regen der vergangenen Wochen hinderte ihn bislang, sein Korn einzufahren. "Vor zwei Wochen hätte das eigentlich schon geschehen müssen", sagt Fuchs. Je länger die Pflanzen auf seinen Feldern stehen, desto größere Ausfälle befürchtet er. Fuchs baut Raps, Gerste, Hafer, Mais und Weizen an. Gerade der Weizen bereite ihm Sorgen. Seinen Hafer dagegen habe er schon ganz oder teilweise ernten können. "Der Weizen steht noch komplett auf dem Feld."

Im Gewächshaus sind die Tomaten zwar einigermaßen geschützt, aber auch dort platzen manche auf. (Foto: Manfred Neubauer)

Besonders heikel sei, dass die Bestände nun durch das stürmische Wetter einknickten und am Boden zu keimen begännen. Auch Schimmel sei bei der Witterung nun ein Problem. Noch hofft Fuchs, dass sein Weizen für Mehl verwendet werden kann. "Der Qualitätsabschlag ist aber extrem." Ob das noch gelingt, entscheidet sich, wenn seine Weizen-Proben untersucht wurden. In diesem Zusammenhang ist die so genannte Fallzahl wichtig. "Die ist ein Indikator für die Backfähigkeit eines Mehls", erklärt Fuchs. Man ermittelt sie, indem ein genormter Stab auf einen Mehlteig fallen gelassen wird. Die Zeit, die er zum Durchfallen benötigt, ist die Fallzahl. Je besser ein Teig "klebt", desto größer die Fallzahl, desto höher auch die Qualität.

Im vorigen Jahr haben sie auf Gut Schwaigwall laut Fuchs 100 Tonnen Weizen eingefahren. "Das war vernünftig, dieses Jahr rechne ich mit rund 70 Tonnen", berichtet der Landwirt. Für den Fall, dass der Weizen nicht zu Mehl gemahlen werden könne, gebe es die Alternative, daraus Viehfutter herzustellen. Im schlimmsten Fall tauge das Korn nur für die Biogasanlage. "Das ist im Moment aber noch Schwarzmalerei." Was Fuchs brauchen würde, ist ein leichter Wind und zwei oder drei Tage trockenes Wetter. Dann würden er und sein Drei-Personen-Familienbetrieb sofort ernten.

© SZ vom 16.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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