Beschlossen:Das Internet wird schneller

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Farchet und Ellbach in Bad Tölz bekommen Glasfaser-Anschluss

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Eine Klage war bislang von nahezu allen Unternehmen im Tölzer Gewerbegebiet Farchet zu hören: Das Internet ist viel zu langsam. Das wird sich nun ändern. Die Stadt hat am Mittwoch einen Kooperationsvertrag mit dem Netzbetreiber Telekom unterzeichnet, wonach die Internetgeschwindigkeit im Gewerbegebiet von momentan drei bis sechs Megabit innerhalb eines Jahres auf etwa 200 Megabit erhöht wird. Der Kontrakt umfasst darüber hinaus den Ortsteil Ellbach mit mehr als 200 Haushalten, wo die Datenübertragung im Computer ebenfalls erheblich an Tempo zulegen soll: von ein, zwei auf bis zu 50 Megabit. Die Telekom hatte vom Stadtrat den Zuschlag bekommen, weil sie das wirtschaftlichste Angebot vorgelegt hatte.

In Farchet will der Netzbetreiber die alten Kupferkabel, die dort verlegt sind, nicht mehr nutzen. Er zieht neue Glasfaserleitungen direkt zu den einzelnen Firmengebäuden, um so eine hohe Internetgeschwindigkeit zu ermöglichen. "Das ist das schnellstmögliche Netz, das derzeit auf dem Markt besteht", sagte Norbert Kreier, Regio-Manager der Telekom. Für Bürgermeister Josef Janker (CSU) ist dies dringend nötig, da viele der knapp 70 Firmen in Farchet wegen der großen Datenmengen in ihrer täglichen Arbeit einen ganz anderen Bedarf haben als private Nutzer. "Schon einfache Baupläne brauchen bis zu zehn Megabit, bei mehr und hochwertigeren Plänen hängt man sonst in der Schleife und kommt nicht weiter." Die gerade erst gebaute Zufahrt zum Gewerbegebiet muss im Zuge des Breitbandausbaus nicht nochmals aufgegraben werden. Allerdings seien einige Tiefbauarbeiten für den Anschluss ans Glasfasernetz nötig, sagte Kreier: "Das Rohr läuft am Gehsteig entlang, für fünf Grundstücke muss man es fünfmal aufmachen, um die Leitungen zum Haus zu verlegen."

In Ellbach läuft der Ausbau anders und nach der sonst üblichen Manier: Die neuen Glasfaserkabel laufen zum Kabelverteiler, von dort werden die bestehenden Kupferleitungen genutzt. Die bewirken eine Dämpfung, wodurch sich das Internet-Tempo umso stärker reduziert, je weiter ein Haus vom Kabelverzweiger entfernt ist. Eine andere Technik dürfe die Telekom in einem solch ländlichen Gebiet in den nächsten sieben Jahren jedoch nicht verwenden, sagte Kreier. Das lasse der Freistaat in seinem Breitband-Förderprogramm aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht zu. Allerdings baut die Telekom mit dem Daten-Turbo fürs Kupferkabel auch gleich die Voraussetzungen für den kompletten Umstieg auf Glasfaser mit ein.

Als er vor zwei Jahren als Citymanager von der Stadt angestellt wurde, hatte Falko Wiesenhütter den Breitbandausbau ganz oben auf seine Themenliste gesetzt. Die Aufnahme von Bad Tölz in das Förderprogramm des Freistaats zog sich allerdings in die Länge, weil Finanzminister Markus Söder das Verfahren überarbeiten ließ. "Das war eine lange Geschichte in vielen Fortsetzungsschritten", so Wiesenhütter. Im Moment gebe es einen richtigen Stau, weil viele Kommunen in das korrigierte Förderprogramm drängten. Das sieht nun einen höheren Kostenanteil für den Freistaat als früher vor. Die wirtschaftliche Deckungslücke - jene Kosten, welche die Telekom nicht über Kundenpreise erwirtschaften kann - beträgt in Farchet und Ellbach etwa 134 000 Euro. Der Freistaat trägt davon 80 Prozent, die Stadt muss noch circa 27 000 Euro zahlen. Einen Teil des Tölzer Gewerbegebiets will die Telekom auf eigene Kosten ausbauen, als ohne staatliche Fördermittel.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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