Benediktbeuern:Ein Hoch auf den Gemeinsinn

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Die Verleihung der Isar-Loisach-Medaille gerät zu einer Feier des Ehrenamts

Von David Costanzo, Benediktbeuern

Ihren ergreifendsten Moment erlebt die Verleihung der Isar-Loisach-Medaille ganz am Schluss. Da erheben sich alle Geehrten und die Gäste, um die Hymne des alpenländischen Gemeinsinns anzustimmen: "Fein sein, beinander bleibn." Das Duo Via Corda spielt aus dem Stehgreif an Hackbrett und Harfe dazu. Passenderweise ist Werner Sebb soeben für 37 Jahre als Leiter der Chorvereinigung Geretsried ausgezeichnet worden, er übernimmt selbstverständlich das Dirigat. Mehrstimmig schallt es durch den wunderbaren Barocksaal des Klosters. Manch ein Missklang mischt sich in die Harmonie, manch einer bleibt still, aber das stört nicht. So ist sie, die Gemeinschaft: Es müssen nicht alle mit einer Stimme sprechen oder singen. Es reicht, sich gegenseitig so zu nehmen, wie man ist, sich zu achten, zusammenzuhalten. "Mags regn, windn oder aber schneibn."

Zuvor hat der Landtagsabgeordnete und frühere Minister Thomas Goppel (CSU) das Lied in seiner Festrede vorgeschlagen: "Wir sollten singen." Denn der Text drücke alles aus, was wichtig sei, wenn Menschen sich ehrenamtlich engagieren - oder wie im Falle der fünf Preisträger, sich ganz besonders außerordentlich für die Gemeinschaft einsetzen. "Gscheit sein, frisch sein, treu sein."

Goppel hält eine launige, persönliche Rede über seine Ämter als Ministrant, in der katholischen Jugend und als Nachhilfelehrer. Die Zuhörer amüsieren sich. Unvermittelt macht er einen Schlenker zur Flüchtlingswanderung. Er nehme gerne Hilfsbedürftige auf, sorge sich aber, dass sich die hiesige Lebensart ändere. Er würde am liebsten Menschen, die sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden, unterschreiben lassen, dass sie die Werte einhielten - welche, ließ er offen. Dann könne man die Zuwanderer später daran erinnern, wenn sie dagegen verstießen - als ob das zur Debatte stehe. Goppel erhält für diese Passage Szenen-Applaus. Der kleinste gemeinsame Nenner sei das Credo "Leben und leben lassen". Und den Geehrten sagt er, dass man keinen von ihnen hoch genug leben lassen könne.

Die Geehrten (v.l.): Werner Sebb, Johann Baur, Ilse Raeder, Josef Lößl und Josef Leis zeigen ihre Urkunden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Über den Chorleiter Werner Sebb sagte die frühere Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer in ihrer Laudatio, was für ein zurückhaltender und bescheidener Mensch er sei - "mit viel Verstand und viel Herz". Der Heimatvertriebene, der als Bub mit der Familie aus dem Egerland kam, wisse um den Wert von Heimat. Seine erste im Egerland trage er im Herzen, die zweite in Geretsried habe er geprägt.

Als einzige Frau wurde Ilse Raeder aus Lenggries ausgezeichnet. Vize-Landrat Klaus Koch (Grüne) sagte: "Wir können stolz sein, so eine Vordenkerin im Landkreis zu haben." Raeder habe sich schon vor 25 Jahren für die Belange von Menschen mit Behinderung eingesetzt, als der Begriff Inklusion noch lange nicht erfunden war. Der von ihr begründete Freizeitclub besteht noch immer.

Über den Beuerberger Organist und Chorleiter Johann Baur sagt Koch: "Wer zuerst anruft, dem dient er." Kaum eine Orgel im Kreis, die Baur nicht gespielt hätte. Koch sagt, auch ihn habe der Preisträger entschleunigt: Wenn Baur mit seiner Kuhherde die Straße blockiere, denke sich Koch, dass es so schon vor 500 Jahren gewesen sein müsse - das sei "ein Blick in die Ewigkeit".

Landrat Josef Niedermaier (FW) würdigte den Neufahrner Schützen Josef Lößl passenderweise für dessen "zielführendes Engagement". Sein Führungsstil sei stets kameradschaftlich. Es sei nicht einfach gewesen, einen Nachfolger für ihn zu finden.

"Wenn Not am Mann ist, dann sitzt der Sepp auf der Maschine", lobt Niedermaier den langjährigen Vorsitzenden des SV Münsing-Ammerland, Josef Leis - ein Präsident als Grünpfleger. Vor allem die Jugendarbeit habe er vorbildlich aufgebaut. Der Geehrte gibt den Dank weiter: So etwas könne man nur bewirken, wenn man Mitstreiter habe.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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