Hallenbad marode:Tiefe Wasser

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Das Geretsrieder Hallenbad und muss dringend ersetzt werden. Doch die geplante Schwimmarena für den ganzen Nordlandkreis wird immer teurer.

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Betrieb des Geretsrieder Hallenbads ist seit Jahren gefährdet, das Haus müsste dringend saniert werden. Aktuell ist es sogar wegen eines Rohrbruchs vorübergehend geschlossen (siehe unten). Derweil ziehen sich die Verhandlungen über ein neues Bad hin, das in Geretsried interkommunal für den ganzen Nord-Landkreis errichtet werden sollte. Ob und wann eine Einigung unter neuen Bedingungen zustande kommt, ist wieder einmal völlig offen. Nur eine Ja-Stimme zum gemeinsamen Projekt ist aktuell sicher: die der Dietramszeller Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD). Wie die Vertreter der übrigen sieben Kommunen die Neuberechnung ihrer jährlichen Kostenbeteiligung bewerten, wird sich erst nach der nächsten Bürgermeisterbesprechung am 25. Februar im Geretsrieder Rathaus zeigen. Dabei schauen alle auf die Stadt Wolfratshausen, die nach Geretsried mit dem größten Anteil an den Betriebskosten belastet würde.

Seit zum ersten Mal das Stichwort "interkommunales Hallenbad für den Nord-Landkreis" fiel - im April 2011 - ist viel diskutiert, geplant und verworfen worden. Die Grundsatzbeschluss, dass die Stadt Geretsried ihr sanierungsbedürftiges Hallenbad nicht im Alleingang durch ein neues ersetzt, sondern acht Kommunen und der Kreis es gemeinsam tragen und gemeinsam vor allem für den Schulsport nutzen, fielen im März 2013. Seitdem sind alle Kostenkalkulationen überholt. Der Neubau wird aktuell mit 13 Millionen Euro angesetzt, die Betriebskosten mit rund einer Million. Für Geretsried ist seit Bekanntwerden dieser Zahl sicher, dass diese laufenden Kosten verteilt werden müssen, sonst könnte sich die Stadt das Vorhaben nicht leisten. Die Neuberechnung nach dem Königsteiner Schlüssel wirft für alle Beteiligten die Grundsatzfrage neu auf.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Der Sprung ins Wasser ist in Geretried erst wieder am kommenden Dienstag möglich: Das Hallenbad ist vorübergehend wegen Rohrschadens geschlossen.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Vorübergehend geschlossen: Im ohnehin sanierungsbedürftigen Hallenbad Geretsried mussten zwei defekte Rohre ausgetauscht werden.

Tendenziell positiv stehen neben Gröbmaier vor allem Bürgermeistersprecher Michael Grasl (FW, Gemeinde Münsing) und der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW, Wolfratshausen) zu dem Vorhaben. Gröbmaier sagt, für Dietramszell würde sich auch mit den neuen Zahlen nichts ändern. Die Gemeinde investiert entweder in das ebenfalls marode Hallenbad Ascholding oder in ein neues in Geretsried. Sobald dies stünde, würde Ascholding geschlossen. "Das Wichtigste ist es, das Schwimmen weiter zu ermöglichen", das gelte für Jung und Alt. Sie hoffe, sagt Gröbmaier, dass die anderen Kommunen es ebenso sehen.

Heilinglechner tut das: "Wir brauchen ein Hallenbad", sagt er. Zwar sei niemand begeistert, wenn Wolfratshausen künftig jährlich 200 000 oder 270 000 Euro - es gibt verschiedene Berechnungen - für den Betrieb ausgeben müsste. Andererseits hielte er es für unsinnig, wenn jede Kommune ihr eigenes Bad baute. Er finde den Grundgedanken "interkommunales Hallenbad" nicht schlecht. Andererseits erinnert Heilinglechner daran, dass beim Zustandekommen des interkommunalen Beschlusses sowohl die damalige Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer (FW) als auch das Landratsamt immer versichert hätten, eine Betriebskostenbeteiligung der Gemeinden sei ausgeschlossen. Dem Stadtrat wolle er nun nicht vorgreifen; dieser soll nach der Bürgermeisterbesprechung entscheiden. Und genau auf diese Entscheidung warten die kleineren Kommunen.

Grasl etwa sagt: "Da Wolfratshausen neben Geretsried den Löwenanteil tragen müsste, wäre für uns kleinere Gemeinden die dortige Haltung wichtig." Eine endgültige Entscheidung werde sicher noch einige Wochen in Anspruch nehmen.

Der Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel (FW) nennt die Beiträge, die Wolfratshausen leisten müsste, gar "so exorbitant", dass er glaubt: "Wenn da nicht ein Ja kommt, brauchen wir überhaupt nicht mehr zu diskutieren." Seine eigene Gemeinde werde sich "mit allem arrangieren", meint Demmel. Er halte nichts von den Warnungen mancher Vereine, was ohne großes Hallenbad geschähe. "Wir leben nicht in einer Bananenrepublik", sagt er. Bevor alle Gemeinden allzu große Anstrengungen unternehmen müssten, müsste Geretsried eben die Variante "kleines Bad" wählen: "Dann ist auch nichts hin", sagt Demmel.

Diese kleine Lösung schließt der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) schon länger nicht mehr aus. Allerdings brächen dann die Kapazitäten für den Schulsport weg, was wiederum die genau danach berechneten staatlichen Zuschüsse reduzieren würde.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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