Bad Tölz:Wohnungen und Politik für alle

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Deutliche Mehrheit: Acht von elf Wahlberechtigten wollten Andreas Wagner als Direktkandidaten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Geretsrieder Andreas Wagner bleibt Direktkandidat der Linken - und freut sich auf einen "knalligen Wahlkampf"

Von Thekla Krausseneck, Bad Tölz

Andreas Wagner tritt erneut zur Bundestagswahl an: Mit großer Mehrheit hat ihn die Linke zu ihrem Direktkandidaten für den Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach gewählt. Etwa 25 Parteimitglieder, darunter elf Wahlberechtigte, hatten sich am Donnerstagabend in der Tölzer Pizzeria Enzo eingefunden, acht stimmten für Wagner.

Der Tölzer Fahrlehrer Joseph Pfeifer und der Geretsrieder Rentner Uwe Schulz hatten sich ebenfalls zur Wahl gestellt; Pfeifer erhielt zwei, Schulz eine Stimme. Wagner war bereits 2013 angetreten, kam auf Listenplatz acht und wäre sogar in den Bundestag eingezogen, hätte die Linke nur zwei Abgeordnete mehr nach Berlin schicken dürfen. In seiner Heimatstadt Geretsried erhielt Wagner damals 5,25 Prozent der Stimmen.

Weil jeder Kandidat nur fünf Minuten für seine Vorstellung hatte, musste sich Wagner kurzfassen. Der Geretsrieder beschränkte sich daher auf fünf Grundforderungen: Er wünsche sich eine "Politik für Alle", mehr sozialen Wohnungsbau, öffentliche Sicherheit, ein Verbot von Waffenexporten und die Bekämpfung von Fluchtursachen. "Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muss in Europa verschwinden. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt", zitierte Wagner aus dem fünften Flugblatt der Weißen Rose: Wer Armut, Gewalt, Krieg und Flucht verhindern wolle, müsse Gerechtigkeit in die Handelsbeziehungen bringen. TTIP und CETA lehne er ab. Auch eine Koalition mit SPD und Grünen könne er sich nicht vorstellen, solange sie nicht gegen die Freihandelsabkommen stimmten.

Um seine anderen Forderungen zu untermauern, zitierte Wagner das Grundgesetz und die Bayerische Verfassung: Er fordere gemäß Artikel drei des Grundgesetzes "eine Politik für alle Menschen, die hier leben" - niemand solle sich abgehängt fühlen. Einer "Politik der Ausgrenzung und Stigmatisierung" stelle er sich entgegen. Die Polizei solle personell besser ausgestattet werden, "um gegen Hasspropaganda und Hetze, auf deren Boden Gewalt und Terror gedeiht, vorgehen zu können". Das Internet, so Wagner, sei kein rechtsfreier Raum. Auch mit der "deutschen Waffenhilfe für autoritäre Herrscher und Krieg führende Staaten" soll Schluss sein: Deutschland sei derzeit drittgrößter Waffenexporteur. Das sei keine Frage der freien Wirtschaft, denn laut Grundgesetz dürften Waffen nur mit Genehmigung der Regierung hergestellt und verkauft werden. Dass jeder Anspruch auf eine angemessene Wohnung hat, stehe in der Bayerischen Verfassung - und damit im Widerspruch zur Realität, gab Wagner zu bedenken. "Wohnen ist ein Menschenrecht, das nicht mehr dem Markt überlassen werden darf."

Der 44-Jährige arbeitet als Pädagoge für die Lebenshilfe Bad Tölz-Wolfratshausen. Seit 2015 ist Wagner Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er engagiert sich seit seiner Jugend politisch. 2007 trat er in die Linke ein und gründete 2008 den Ortsverband Geretsried-Wolfratshausen, dessen Sprecher er bis heute ist. Die Wahl zum Direktkandidaten nahm er dankend an: "Ich freue mich auf einen knalligen Wahlkampf."

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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