Bad Tölz:Vorbehalte und Sympathiebekundungen

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Beim Podium über Flüchtlinge in Bad Tölz meldet sich das Publikum zahlreich zu Wort

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Einmal musste Andreas Wild kurz eingreifen. Er bitte darum, von Ressentiments abzusehen, damit die Debatte über Flüchtlinge im Jodquellenhof nicht auf Stammtisch-Niveau absinke, sagte der Ortsvorsitzende der Grünen am Donnerstagabend im Gasthof Kolberbräu. Zuvor hatte sich Karl Heinz Bode zu Wort gemeldet. Der Bewohner des Kurviertels erzählte von einem Gespräch mit einem Flüchtling, der im Jodquellenhof untergebracht ist. Der beantrage schon zum zweiten Mal Asyl in Europa, nachdem er zuvor in der Schweiz abgelehnt worden und "mit 14 000 Franken" in seine Heimat zurückgekehrt sei. "Wir können nicht ganz Afrika aufnehmen", meinte Bode.

Er war nicht der einzige Zuhörer, der derlei Vorbehalte gegen die Asylsuchenden äußerte. Manfred Hölscher bemängelte, dass die Vorhänge im Jodquellenhof vormittags noch zugezogen, spätnachts aber viele Fenster erleuchtet seien. Er vermisse einen strukturierten Tagesablauf für die Asylbewerber, meint der ehemalige Oberarzt am Klinikum rechts der Isar, der vor kurzem nach Tölz zog. Bürgermeister Josef Janker (CSU) wies solche Äußerungen zurück. Wer ein Recht auf Asyl habe, das werde geprüft, man sei schließlich ein Rechtsstaat, sagte er. Und weil das Hotel derzeit als Erstaufnahmelager diene, seien die Flüchtlinge damit beschäftigt, sich ärztlichen Kontrollen zu unterziehen und ihren Asylantrag zu begründen.

Es gab allerdings auch Stimmen, die sich weit toleranter zu den Flüchtlingen im Jodquellenhof äußerten. Barbara Rösch zeigte sich "richtig glücklich" darüber, denn die Einquartierung in einer Turnhalle wäre für alle "eine Rieseneinschränkung" gewesen, sagte sie. Matthias Wilke, der aus der Eiffel nach Tölz gezogen ist, bezeichnete sich ebenfalls als Migranten. Zuwanderung sei als Chance zu begreifen und "nicht als etwas zwischen Pest und Cholera". Manfred Schmidt, Grünen-Mitglied in München, sieht die Flüchtlinge im Bäderviertel als Belebung: "Für mich sind Asylbewerber auch irgendwo Kurgäste." Wilhelm Wesselmann fühlt sich durch die Neuankömmlinge "in keiner Weise belästigt", fragte aber, ob das gesamte Gelände des Alpamare und des Hotels nicht irgendwann als "Dauer-Erstaufnahmelager" genutzt werde. "Ich bin kein Hellseher", erwiderte Landrat Josef Niedermaier (FW). Das Pflegeheim Alpenhof in Bad Heilbrunn könne das Landratsamt jedenfalls nicht als Asylunterkunft nutzen, da die künftigen Betreiber wieder ein Pflegeheim planten, worüber er heilfroh sei. Auch mit dem Eigentümer des Hotels Strauß in Bad Heilbrunn habe er gesprochen, aber er könne "nicht zu jedem Preis jedes Objekt anmieten".

Dann verlangte Hölscher nochmals das Mikrofon. Das Landratsamt zahle für den Jodquellenhof eine Pacht an die Jod AG, an der die Stadt als Aktionär mit 27,5 Prozent beteiligt sei, sagte er. Im Klartext: Die Stadt verdiene mit. Janker verneinte das. Die Kommune erhalte nicht 27,5 Prozent der Pacht, sondern allenfalls eine Dividende am Jahresende. Aber da habe es zuletzt "nichts gegeben".

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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