Bad Tölz:1500 Unterschriften für die Alte Madlschule

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Die Theatervereine Lust und Komische Gesellschaft wehren sich gegen den geplanten Immobilientausch der Stadt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Zukunft der Alten Madlschule ist ungewiss, seit Bürgermeister Josef Janker (CSU) zu Jahresbeginn seine Idee eines Immobilientauschs im Tölzer Stadtzentrum verkündete. Die Rochade sieht vor, dass die Erzdiözese München und Freising das Klostergebäude der Franziskaner von der Stadt kauft, die Stadt wiederum die Franzmühle von der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt erwirbt und die Pfarrei schließlich die Alte Madlschule von der Kommune. In den vergangenen Monaten legten die Theater- und Kulturvereine "Komische Gesellschaft" (KG) und "Lust", die ihre Heimat in der Alten Madlschule behalten wollen, Unterschriftenliste in der Kurstadt aus. Die hat Verena Peck zwar noch nicht alle ausgezählt. Die KG-Vorsitzende schätzt aber grob, dass um die 1500 Bürgerinnen und Bürger bislang für das Anliegen der beiden Vereine unterzeichnet haben.

"Meine Stimme für den Erhalt des Kulturhauses Alte Madlschule als Zentrum von künstlerischen und gesellschaftlichen Aktivitäten im Tölzer Land": Diesen Aufruf legten die Komische Gesellschaft und die Lust zur Signatur vor. Damit habe man ein Stimmungsbild einfangen wollen, sagt Peck. "Wir wollten wissen: Was sagt die Bevölkerung - oder hängt nur ein kleiner Teil von Kulturnarrischen an dem Gebäude?" Das momentane Ergebnis bezeichnet Peck als "ganz toll". Ob sie an einen Bürgerentscheid denkt, falls der geplante Immobilientausch zustande kommt und die beiden Vereine die Madlschule räumen sollen, mag die Vorsitzende der "Komischen Gesellschaft" nicht beantworten. "Dazu kann ich wenig sagen", erwidert sie. In erster Linie gehe es darum, mit der Stadt zusammenzuarbeiten, von der die KG und die Lust letztendlich abhängig seien.

Ob die Stadt die Idee des Ringtauschs weiterverfolgt oder aufgibt, hängt von dem Wertgutachten ab, das im Juni in Auftrag gegeben wurde. "Wir warten darauf", sagt Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). Auch wenn die Expertise demnächst vorliegt und zu dem Schluss gelangt, dass der Wert der drei Immobilien vergleichbar ist, dürfte sich heuer nichts mehr tun. "Dann müssen wir uns intern klar werden, was wir machen, und ein Konzept erarbeiten", sagt Wiedemann. Erst auf dieser Basis trete die Stadt in Verhandlungen mit der Erzdiözese ein. Werden sich beide Seiten einig, müsste noch der Verkauf abgewickelt werden. "Da braucht im Moment keiner Panik zu haben", sagt der Zweite Bürgermeister.

Auch Peck rechnet damit, dass sie das Programm der "Komischen Gesellschaft" für Frühjahr 2018 noch ohne Sorgen um den Aufführungsort planen kann. Derzeit steht erst einmal das Stück "Der lange Marsch" von Wolfgang Lotz an, die Premiere ist am Freitag, 14. Oktober. Auch anderthalb Jahre später, glaubt Peck, "werden wir uns keine Gedanken machen müssen". Die beiden Kulturvereine möchten jedoch auch über 2018 oder 2019 hinaus unbedingt in der Madlschule bleiben, die mit ihrem Parkettboden und ihren knarzenden Treppen für sie ein subkulturelles und damit einzigartiges Ambiente bietet. Selbst wenn die Immobilien-Rochade vollzogen würde, wäre die Komische Gesellschaft daher "nicht abgeneigt, mit der katholischen Kirche in einem Haus zu sein", sagt Peck.

Ein Umzug würde die Kulturvereine erheblich belasten: "Das wäre ein riesiger Aufwand." In der Madlschule lagern Requisiten und Technik in zwei Kammern, dazu große Bühnenteile im Keller. Für die ehrenamtlichen Mitglieder wäre es ein Peck zufolge ein großes Problem, einen solchen Auszug in ihrer Freizeit zu bewältigen. Und dann stelle sich auch noch die Frage nach dem Wohin in Bad Tölz: "Ich weiß nicht, ob und wo es Alternativen geben könnte," sagt die KG-Vorsitzende.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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