Bad Tölz:Trio mit 18 Saiten

Lesezeit: 2 min

Die "Drei Männer nur mit Gitarre" begeistern das Publikum

Von Andreas Scheuerer, Bad Tölz

Wie es wohl wäre, wenn Bruce Willis und die Bergsteigerbrüder die zwoa Huaba Buam eine Band gründen würden? Zumindest optisch käme diese wohl den "Drei Männern nur mit Gitarre" nahe, wie die Band selbst sagt. Das Trio, das aus den Kabarettisten Roland Hefter, Michael Dietmayr und Steff Keller besteht, überzeugte das Publikum im nahezu ausverkauften Kursaal in Bad Tölz am vergangenen Freitag mit dreistimmigen Gesangsarrangements, die textlich bayerische Eigenheiten persiflieren. Enttäuscht sind die Gäste zunächst nur, weil das Poster die drei Männer eigentlich splitterfasernackt ankündigte.

Mit Jeans und T-Shirt begrüßt das Trio sein Publikum und zeigt bereits im ersten Lied, dass sie stimmlich harmonieren. Die gesangliche Geschlossenheit hat aber schnell ein Ende, denn im Anschluss an die Eröffnung folgen die "Einzelgespräche", wie Hefter die erste Hälfte des Abends betitelt: Jeder spielt vier Lieder aus seinem Soloprogramm. Hefter macht den Anfang. Mit Liedern wie "I dads macha" oder "Du bist net die Nummer eins" besingt er verpasste Gelegenheiten und übt darüber hinaus Kritik an der 100 Prozent-Gesellschaft. Zwischen den Strophen erzählt er Anekdoten: dass er vermutlich der einzige Musiker weltweit sei, der neben der Musik Fußmatten verkauft. Der gelernte Grafiker habe jüngst diesbezüglich eine Anfrage eines NPD-Sympathisanten erhalten, er solle doch eine Matte für ihn anfertigen. Hefters Vorschlag des Aufdrucks: "I bin a Arschloch und da bin i dahoam" - Applaus.

Auch die anderen beiden Kabarettisten begeistern im Kursaal mit ihren Soloauftritten. Dietmayr kombiniert in seinem Einzelgespräch den sächsischen Dialekt mit einer Attitude à la Rolling Stones und trägt ein Gedicht vor. Keller ist zwar, wie er sagt, "nur dabei, weil die anderen keinen Führerschein haben", bringt aber mit seiner Art, die an Olaf Schubert erinnert, einen ganz neuen Charakter in das Konzept. Er überzeugt neben der Musik vor allen durch Mimik und Gestik. Textlich ist Keller Minimalist: Er schafft es, aus wenigen Wortbrocken Lieder zu stricken. Dies sei der Baustelle vor seinem Haus geschuldet, sagt er.

Im zweiten Teil spielen die drei Musiker gemeinsam Lieder aus ihren Soloprogrammen. Proben waren dafür nicht nötig, verrät Hefter, denn jeder kennt die Lieder des anderen. Welche Stimme wer wann singt, wird nur kurz besprochen. Die Musik der drei Männer besteht oft aus populären Melodien, die das Publikum zum Klatschen animieren. In den "intimen zwölf Minuten", wie Hefter die ruhige Phase des Konzerts nennt, stimmt Kellers "Marionettentanz" aber nachdenklich und mahnt, die Kontrolle über das eigene Leben zu wahren. "Schenk ma a Lied" erinnert dann an das österreichische Trio "Austria 3".

Insgesamt funktioniert die Combo trotz markanter Einzelcharaktere. Die Männer zeigen ihre Musikalität auch an der Trompete oder den Löffeln - keiner der drei hat eine musikalische Ausbildung. Und kurz vor Schluss passiert es doch: Nacheinander ziehen sie ihre Shirts aus. Die Hose bleibt allerdings an - das Poster verspricht also zu viel.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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