Bad Tölz:Rotkreuzler aus Überzeugung

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Mit zehn Jahren trat Johann Eberl dem Roten Kreuz bei, seither ist der Organisation treu geblieben, die meiste Zeit als Ehrenamtlicher. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Johann Eberl hat die Entwicklung der Hilfsorganisation maßgeblich geprägt

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Einmal Rotes Kreuz, immer Rotes Kreuz. So könnte der Wahlspruch von Johann Eberl lauten. Der Tölzer ist seit 2014 hauptamtlicher Geschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Landkreis Weilheim-Schongau. Davor war er mehr als 30 Jahre lang ehrenamtlich als Führungskraft beim BRK in Bad Tölz. Er habe in dieser Zeit maßgeblich die Entwicklung des Verbandes als Hilfsorganisation und Wohlfahrtsverband geprägt und so zum Wohle der gesamten Landkreis-Bevölkerung beigetragen, begründet der BRK-Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen seinen Vorschlag, Johann Eberl die Isar-Loisach-Medaille zu verleihen.

"Mit seinem anpackenden Wesen war er immer Vorbild für die Jugend und die Kameradinnen und Kameraden weit über die Grenzen der Bereitschaft Bad Tölz hinaus", lobt der Kreisverband Eberl. Er werde quasi posthum gewürdigt, sagt der selbst. Mit der Auszeichnung habe er nicht gerechnet, obwohl das Rote Kreuz sein Leben war und ist. "Ich bin ja nicht mehr ehrenamtlich aktiv", sagt der Tölzer.

Mit zehn Jahren trat er 1971 dem Jugendrotkreuz in der Kurstadt bei. Bereits mit 16 wurde er in die Tölzer Sanitätskolonne aufgenommen. "Ich habe damals schon Nachtschichten übernommen. Das wäre heutzutage undenkbar in diesem Alter." Bald habe er Verantwortung übernommen. Zweifel an seinem zeitintensiven Engagement hatte er nie. "Ich hatte mein soziales Umfeld im Roten Kreuz. Die Tölzer Bereitschaft war meine Heimat." Der gelernte Bankkaufmann machte schließlich sein Ehrenamt zum Beruf. Nach 20 Jahren Tätigkeit in einem Geldinstitut absolvierte Eberl die Ausbildung zum Fachwirt für soziale Dienstleistungen. Seinerzeit habe er 1500 bis 2000 Stunden im Jahr ehrenamtlich geleistet.

Von 1979 bis 1985 war er Gruppenführer, von 1985 bis 1993 Kolonnenführer. Von 1989 an war der heute 55-Jährige auch organisatorischer Einsatzleiter. Zudem hat Eberl von 1993 bis 2000 als Rotkreuz-Beauftragter an der Organisation und Leitung des Katastrophenschutzes im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mitgewirkt. 2001 hat er die Tölzer Tafel mitinitiiert, bei der er bis heute ehrenamtlich als Helfer tätig ist.

Vieles habe sich im Laufe der Jahre beim BRK geändert, sagt Eberl. Die Anforderungen an die Ehrenamtlichen seien enorm gestiegen, unter anderem wegen Aus- und Fortbildungen. Wer eine Führungsposition ausüben wolle, müsse sich zudem Wissen aneignen etwa über Arbeitssicherheit. Oft ärgert sich Eberl, dass die Politiker ein Hoch auf das Ehrenamt angestimmten, es der "Bürokratie dahinter" aber egal sei, was die Frauen und Männer alles nebenbei zu leisten hätten. "Es gibt Mitläufer und echte Leistungsträger. Letztere erhalten keine echte Anerkennung, nur warme Worte." Viel zu oft nähmen die Bürger es als selbstverständlich hin, dass etwa Wasserwacht und Bergwacht ihren Dienst leisten. "Das sind Ehrenamtliche, die da zu sein haben, wenn am Wochenende Zehntausende im Sommer in den Starnberger See springen." Ihnen werde wenig Respekt entgegengebracht, sagt Eberl. Ans Aufhören denkt er dennoch nicht. Erst mit 60 wolle er sich darüber Gedanken machen und seinen Abschied vom BRK "gleitend" gestalten.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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