Bad Tölz:Rasern geht es an den Geldbeutel

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An der Bundesstraße 472 kann es für Autofahrer teuer werden: Im kommenden Jahr wird es dort mehr Kontrollen geben.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Bundesstraße 472, die sich quer durch den südlichen Landkreis schlängelt, ist eine Strecke mit vielen Tempolimits. Die Geschwindigkeit ist mal auf 70, mal auf 80 Stundenkilometer beschränkt. Für Autofahrer, die dennoch zu stark aufs Gaspedal treten, kann es dort 2016 teuer werden. Der Zweckverband Kommunale Verkehrssicherheit Oberland (KVO) hat die Bundesstraße zwischen Bad Heilbrunn und Waakirchen zur Teststrecke für sein Pilotprojekt "Raser ausbremsen mit System" auserkoren. Das heißt, die Verkehrsüberwacher werden diesen Abschnitt das nächste Jahr über immer wieder scharf kontrollieren. "Wir schauen, ob wir damit etwas verändern können", sagte Geschäftsführer Michael Braun am Freitag in der Verbandsversammlung im Tölzer Landratsamt.

Bei dem Pilotprojekt arbeitet die KVO mit dem bayerischen Innenministerium und dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd zusammen. Mit einer neuen Software wird nicht bloß die Zahl der Raser erfasst, sondern auch ermittelt, wo und wann zu schnell gefahren wird, wo es demnach am ehesten zu Unfällen kommen kann.

Rot steht für absolute Gefahrenzonen

Die Daten werden mit den Statistiken der Polizei abgeglichen. Daraus ergibt sich ein Ampelsystem: Grün steht für weitgehend harmlose Streckenabschnitte, Gelb für solche, in denen es kritisch wird, Rot für absolute Gefahrenzonen. Dieses System haben die Verkehrsüberwacher bereits im Gemeindegebiet von Gauting angewandt und die roten Gebiete dann sechs bis acht Wochen verstärkt kontrolliert. Die Verstöße seien danach an diesen Stellen "erheblich zurückgegangen", sagte Braun. Ziel sei es, "von der Zahl gefährlicher Punkte herunterzukommen. Ich bin überzeugt, dass die Bürger in der Mehrheit so etwas verstehen."

Nach Falschparkern und Temposündern fahndet der KVO im Auftrag von Kommunen, die Mitglied im Verband oder per Zweckvereinbarung angeschlossen sind. Ihre Zahl wächst sprunghaft an, alleine heuer kamen 20 Städte und Gemeinden hinzu. Zu ihnen zählen Egling, Königsdorf und Bichl, ganz neu sind Penzberg und Greiling dabei. Strittig war in der Verbandsversammlung, ob auch die Verwaltungsgemeinschaft Aßling hinzustoßen soll, die einen Aufnahmeantrag gestellt hat. Sie liegt im Landkreis Eberberg und damit außerhalb des Verbandsgebiets.

Zahl der Überwachungsstunden steigt auf 24 000

Nach kurzer Diskussion folgten die Mitglieder mehrheitlich dem Vorschlag von Geschäftsführer Braun, die Grenzen bis zum Ebersberger Forst auszudehnen, allerdings nicht darüber hinaus. Der Zweckverband leistet nach der Ansicht der Rathäuser gute Arbeit, das spricht sich herum. Die Gesamtnote 1,4 gaben die Mitgliedskommunen in einer internen Umfrage für den KVO, wobei sie unter anderem die Verbandsarbeit als solche, den Außen- und Innendienst, die Einsatzplanung und die Hilfe bei Beschwerden zu bewerten hatten. Martin Franz, der die Ergebnisse präsentierte, zog das Fazit: "Einfach weiter so auf diesem hohen Niveau."

Am Blomberg ist die Geschwindigkeit auf 70 Stundenkilometer beschränkt. 2016 soll kontrolliert werden, wie gut das eingehalten wird. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Um seine Aufgabe zu bewältigen, stockt der Zweckverband sein Personal erheblich auf. Zwölf Mitarbeiter habe man heuer eingestellt, sagte Braun. 2016 sind sechs weitere Stellen vorgesehen. Der Geschäftsführer rechnet damit, dass die Zahl der Überwachungsstunden von derzeit 18 000 auf 24 000 im nächsten Jahr steigen wird.

Verstöße des Monats sind online einsehbar

In der Zentrale auf der Tölzer Flinthöhe ist genügend Platz für die neuen Angestellten. Vergangenes Jahr musste der Zweckverband aus dem Landratsamt ausziehen, das seine Räume selbst benötigte. Wenige hundert Meter entfernt fand er ein neues Zuhause im Südflügel des Nachbargebäudes, neben der Agentur für Arbeit. Die Immobilie hat er wenig später für circa 1,8 Millionen Euro gekauft. Diese Entscheidung sei "sehr klug" gewesen, sagte der Tölzer Bürgermeister und Verbandsvorsitzende Josef Janker. "Wir stehen sehr gut da."

Der Kredit dafür ist mittlerweile zur Hälfte abbezahlt. Das teilte der kaufmännische Leiter Josef Brückner mit. Der KVO finanziert sich zum einen über Bußgelder, vor allem aber aus den Beiträgen seiner Mitglieder, die pro Überwachungsstunde zahlen. 2016 rechnet Brückner mit Erträgen von 4,75 Millionen Euro, dem stehen Ausgaben von 4,61 Millionen gegenüber, wobei die Personalkosten mit 2,7 Millionen zu Buche schlagen.

Auf seiner Homepage zeigt der Zweckverband stets die Verstöße des Monats. Die Fotos und die Vergehen ähneln sich stark. Sie zeigen Fahrer in ihren Autos, die meist doppelt so schnell wie erlaubt vorbeirasen. Oder Fahrzeuge, die auf Zebrastreifen, vor Feuerwehreinfahrten oder auf engen Straßen so geparkt sind, dass niemand mehr an ihnen vorbeikommt.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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