Bad Tölz:Praktische Lösungen für nervige Probleme

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Bei "Schüler experimentieren" stellen zwei Gymnasiasten eine beheizbare Brille vor, zwei Grundschülerinnen nutzen Windkraft für die Fahrradbeleuchtung.

Von Julica Ventour, Anna Mehrkens, Bad Tölz

Das Reptilienhaus raubt dem 13-jährigen Jakob Hohenreiter buchstäblich die Sicht - seine Brille ist mal wieder beschlagen. Da kommt ihm die Idee von Brillengläsern, denen die Luftfeuchtigkeit nichts anhaben kann. Sein Chemielehrer schlägt ihm vor, sich beim Wettbewerb "Schüler experimentieren" anzumelden, der Sparte von "Jugend forscht" für die jüngeren Forscher. Am Dienstag, 23. Februar, wird der Achtklässler seine Erfindung in Schongau vorstellen.

In die Tat umgesetzt hat Jakob die Idee mit seinem Mitschüler Emanuel Kronseder (15). Zwei Monate lang haben die beiden an der Brille gebastelt, die wie eine beheizbare Heckscheibe funktioniert. Das Gestell ist mit einem Kabel verbunden, durch das ein batteriebetriebener Akku Wechselstrom leitet. Innerhalb des Brillenrahmens, zwischen Rahmen und Glas, erwärmen sich Carbonfasern, die die Brille heizen. Schaltet man den Akku an, bevor man von draußen ins Warme kommt, so erhitzt sich das Gestell auf 20 bis 30 Grad Celsius und die Brillengläser beschlagen nicht. Jakob erklärt, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Dieser Wasserdampf kondensiert auf den kalten Brillengläsern - eine unbeheizte Brille beschlägt.

Emanuel Kronseder (l.) und Jakob Hohenreiter haben die beheizbare Brille entwickelt, die nicht mehr anläuft. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Finanzieren mussten die Schüler des Gabriel-von-Seidl Gymnasiums ihre Erfindung nicht selbst: "Die Schule hat das gezahlt." Trotzdem haben die beiden Buben viele Stunden damit verbracht, die Materialien für die beheizbare Brille zusammen zu bekommen. Kabel und Drähte haben sie im Internet bestellt. Von Jakobs Vater konnten sie eine Diamantfräse ausleihen, die sie für den Bau des Brillengestells brauchten.

Auf die Frage, was sie beim Wettbewerb gewinnen könnten, zucken beide die Schultern. Es geht ihnen nicht um den Preis. Mathe, Physik, Chemie und Biologie zählen einfach zu ihren Lieblingsfächern. "Es ist eine tolle und praktische Erfindung", sagt Jakob, der überzeugt ist, dass er und Emanuel gute Chancen haben. "Außer es baut jemand was ganz Tolles. Zum Beispiel eine Zeitmaschine."

Auch Marie Feuchtmeyer und Anna-Lena Huber sind noch zu jung, um bei "Jugend forscht" mitzumachen. Sie sind zehn und neun Jahre alt und gehen in die vierte Klasse der Beuerberger Grundschule. Beim Wettbewerb "Schüler experimentieren stellen sie ihr Projekt "Aus Wind wird Licht"vor. Die Mädchen haben eine Konstruktion ausgetüftelt, mit der man durch ein Windrädchen eine Fahrradlampe zum Leuchten bringen kann. Auf die Idee dazu sind die beiden Mädchen durch die Themavorgabe "Strom" und durch ihre Radelprüfung gekommen, erzählen sie. Bei den Stecklichtern, die man meistens zur Fahrradbeleuchtung verwendet, muss man kontrollieren, ob die Batterie noch funktioniert und diese auch ständig auswechseln. Mit der cleveren Windrad-Lösung wäre das nicht mehr nötig.

Auf den Einfall, Windkraft zu nutzen, sei sie gekommen, als sie voriges Jahr die Windräder am Starnberger See gesehen und genauer angeschaut hat, berichtet Marie. Davor habe sie auch darüber nachgedacht, rutschfeste Schuhüberzieher oder Reifen zu entwickeln. Für das Projekt haben die Viertklässlerinnen zusammen mit ihrer Klassenleiterin Katharina Bolzmacher zunächst einen Dynamo genauer analysiert und ihn nachgebaut. Dann haben sie einen Elektromotor so umgebaut, dass er aus der Drehung, die der Fahrtwind am Windrad erzeugt, Strom macht - ganz wie bei einem großen Windrad.

Um herauszufinden, wie das Windrad beschaffen sein muss, damit es sich am besten dreht, haben die Schülerinnen vier verschiedene Varianten ausprobiert: Windräder mit vier und drei Rotorblättern, jeweils aus dickerem oder dünnerem Alu, die mit einem Reisnagel zusammengehalten werden. Am besten, so fanden sie heraus, dreht sich das dicke, dreiblättrige Windrad. Es wird auf den Elektromotor gesteckt, treibt ihn an und das Licht leuchtet.

Auf die Rotorblätter haben die Mädchen Reflektoren von einer Sicherheitsjacke geklebt, damit man auch gut gesehen wird, wenn man gerade nicht fährt und das Fahrradlicht aus ist. Anna-Lena hatte durch ihre Mütze mit eingewebten Fäden von Reflektoren den Einfall dazu. Von Ende September bis Mitte Februar haben die Nachwuchs-Erfinderinnen gebraucht, um ihre Konstruktion fertigzustellen. Ein paar "geopferte Sportstunden" und etwas Zusatzarbeit hätten sich gelohnt, sagen sie. Für die Präsentation haben die Plakate gestaltet, auf denen sie genau erklären, wie ihre Erfindung funktioniert, wie sie ihre Idee umgesetzt und gebaut haben und wie ist man auch bei Stillstand im Dunkeln sichtbar ist.

Das Motto des diesjährigen Wettbewerbs lautet: "Neues kommt von Neuem. " Am Dienstag, 23. , und Mittwoch, 24. Februar werden die Erfinden des Regionalwettbewerbs in der Lechsporthalle in Schongau präsentiert. Am Dienstag ist die Ausstellung von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet, am Mittwoch von 10.30 bis 13 Uhr. Die Gewinner des Regionalwettbewerbs qualifizieren sich für die Landeswettbewerbe. Wer auch dort erfolgreich ist, fährt zum Bundesfinale in Paderborn.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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