Bad Tölz:"Mutterseelenallein unterwegs"

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Die Ermittlungen zum tödlichen Unfall zweier junger Frauen im Ellbach dauern an. Spekulationen, wer am Steuer gesessen hat, weist die Polizei zurück.

Von Klaus Schieder

"Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen Stufen wären, würden wir hinaufsteigen und Euch zurückholen", lautet ein Text am kerzen- und blumengeschmückten Unfallort. (Foto: Manfred Neubauer)

Die junge Frau hat ihre Hände an diesem eiskalten Vormittag tief in den Taschen des dunklen Anoraks vergraben. "Tragisch", sagt sie und schaut bedrückt auf die 60 Kerzen und zehn Blumensträuße, die am Ufer des Ellbachs liegen - nahe jener Stelle, an der zwei 17 und 18 Jahre alten Realschülerinnen in der Nacht von Freitag auf Samstag vergangener Woche bei einem Verkehrsunfall starben.

Sie ist nicht die Einzige, die an den Unglücksort kommt. Eine Mutter mit ihrem halbwüchsigen Sohn bleibt an einem Baum stehen und liest die dort in Plastikfolien angehefteten Abschiedsbriefe von Jugendlichen. "Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen und wollte doch gern noch bei uns sein, Gott hilf uns, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird vieles anders sein", heißt es auf einem der DIN A4-Blätter. Daneben zünden ein älterer Mann und eine Frau gemeinsam eine Kerze an. Die Anteilnahme ist auch sechs Tage nach dem schrecklichen Unfall in Bad Tölz groß.

Wie es dazu kommen konnte, ist weiterhin ein Rätsel. "Wir haben keine grundlegend neuen Erkenntnisse", sagt Josef Mayr, stellvertretender Leiter der Tölzer Polizeiinspektion, die die Ermittlungen führt. Die beiden Mädchen aus Gaißach und Wackersberg hatten sich am Freitagabend mit einer Clique am Moraltpark getroffen. Dort liehen sie sich von einem Bekannten ein Auto aus und wollten gegen 23 Uhr zu einem Fastfood-Restaurant an der Demmeljochstraße fahren, wo sie jedoch nicht eintrafen. Laut Polizei waren sie auf der Eichmühlstraße in Richtung Norden unterwegs gewesen, als sie in der Rechtskurve unmittelbar vor dem Naturschwimmbad Eichmühle nach links von der Fahrbahn abkamen. Das Auto überschlug sich und blieb auf dem Dach im Ellbach liegen - jede Hilfe von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten kam für die beiden Frauen zu spät.

Die Straße ist an dieser Stelle etwas holprig und eng, der Ellbach zirka einen Meter tief. An Mutmaßungen über die Unfallursache mag sich der stellvertretende Inspektionsleiter Mayr nicht beteiligen. Es habe "keine prägnanten Verletzungen" gegeben, die Rückschlüsse zuließen, sagt er. Auch Zeugen fanden sich nicht, die zwei Mädchen seien "mutterseelenalleine unterwegs" gewesen. So wisse man auch nicht, ob die 18-Jährige oder ihre 17 Jahre alte Freundin am Steuer gesessen habe. Solche Überlegungen seien nichts weiter als Spekulationen, "das steht in den Sternen", sagt Mayr. Vernommen hat die Polizei bislang die Bekannten der beiden jungen Frauen, viel klüger wurde sie dadurch allerdings nicht. Der Freund, der seinen Wagen auslieh, "konnte nur sagen, dass er ihnen eben das Auto gegeben hat, und dass sie einen Führerschein hatten".

Alles Weitere muss nun das unfallanalytische Gutachten ergeben, mit dem Mayr zufolge ein freier Sachverständiger beauftragt ist. Mit Ergebnissen ist nicht schon in Kürze zu rechnen. "Das dauert in aller Regel bis zu zwei Monaten", sagt der stellvertretende Inspektionsleiter. "Wenn's reicht."

© SZ vom 04.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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