Bad Tölz:Mordsbayerischer Krimi

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Lotte Kinskofer (ganz links) und Anke Bahr nach der Lesung im Tölzer Stadtmuseum im Gespräch mit neuen Fans. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Lotte Kinskofer und Anke Bahr lesen aus ihrem Heimat-Buch

Von Christa Gebhardt, Bad Tölz

Krimi schreiben ist nicht schwer. Solange man im ersten Kapitel einen Mord hat, und zum Schluss verrät, wer der Täter ist, liegt man gar nicht so verkehrt. So in etwa fasst Lotte Kinskofer die Botschaft zusammen, die diverse Ratgeber für das Schreiben von Kriminalromanen parat haben. Auch wenn es doch nicht ganz so banal ist, selbst in einem eher einfach gestrickten Heimatkrimi nicht, ist es ein gewitzter Einstieg zur Lesung ihres druckfrischen Romans "Die ganze Wahrheit über das Dirndl im Moor". Denn, so Kinskofer, vorstellen werde sie die wichtigsten Figuren im mordsbayrischen Tölzer Krimi, den Täter verrate sie aber sicher nicht. Schließlich sollen die Zuhörer im voll besetzten Saal des Tölzer Heimatmuseums ein handsigniertes Exemplar von Lotte Kinskofer und Anke Bahr erwerben, die als erfahrene Drehbuch-Autorinnen das Schreiben gelernt haben.

Natürlich kommt so ein Heimatkrimi nicht ohne Klischees aus, denn "so sans ja", die ganze Staffage von Typen, die man so kennt auf dem Land, jedenfalls auf den ersten Blick. Zum Beispiel das Mordopfer, die überkandidelte Daphne di Montagna, berühmt und reich geworden mit ihren Schlüsselromanen über verschlagene Dorfbewohner und zu anrüchigem Wohlstand gekommene Hundlinge in der Kleinstadt, die sich dann für A-Promis halten. Dass sie mit ihrem angenommenen Künstlernamen ihren echten, nach Misthaufen riechenden bayerischen Namen verschweigt, lässt auf eine bäuerliche Sozialisation mit Untiefen schließen. Diese Vergangenheit verbindet sie von Geburt an mit ihrer Co-Autorin Ina Berg, die aus dem gleichen Stall stammt, sich geerdet und bescheiden gibt, aber schon beim ersten Kontakt mit den Ermittlern lügt, dass sich die Balken biegen.

Die Ermittler, die den Leser bis zur Aufklärung des Mordes bis zum Schluss mitnehmen müssen, sollten so sympathisch wie brüchig sein. Und weil es in fast jedem "Tatort" funktioniert, haben dann auch die Kommissare Fritz Fischhaber, ortskundiger Urbayer, und Sascha Kunz, "denglisch sprechender Isarpreis", miteinander ein Kommunikationsproblem und darüber hinaus diverse Charakterschwächen. Die in sich verschachtelten Geschichten in der Geschichte sorgen dafür, dass die Handlung nicht zu eintönig wird.

Das Ganze haben Lotte Kinskofer und Anke Bahr geschickt konstruiert, schlüssig entwickelt und unterhaltsam geschrieben. Das finden auch die vielen Touristen, die zur Lesung gekommen sind. Begeistert sind etwa die Hoffmanns aus Dresden, die von ihren Ferien schwärmen und die bayerische, zuweilen doppelbödige Stimmung des Romans spannend und wiedererkennbar finden. Die drei erst 14 Jahre alten Musikanten Leni Lettner (Harfe), Tobias Thaller (Geige) und Luis Hemking (Akkordeon) spielen traditionelle Landler. 85 Zuhörer sind gekommen. Sie haben weit mehr Bücher gekauft, als Lotte Kinskofer und Anke Bahr erwartet hatten.

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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