Nach dem Anschlag in Berlin:Mehr Polizei auf dem Christkindlmarkt

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Das Sicherheitskonzept bleibt aber unverändert. Es gibt nur drei Zufahrten - und die sind praktisch versperrt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Am Winzerer-Denkmal in der oberen Marktstraße steht ein Polizeiauto quer, etwas weiter unten am Stadtmuseum hängen schwarze Bänder an den Landesfahnen. In Bad Tölz drehte sich am Tag nach dem mutmaßlichen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin neben der Trauer um die Opfer alles um die Frage auf, wie es um die Sicherheit der Besucher des eigenen Christkindlmarkts bestellt ist. Bürgermeister Josef Janker (CSU) und die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier trafen sich deshalb mit Bernhard Gigl, dem Leiter der Polizeiinspektion. Das Ergebnis: Das Sicherheitskonzept wird nicht verändert. Allerdings gibt es eine zusätzliche Doppelstreife der Polizei.

Der Tölzer Christkindlmarkt ist der einzige im Landkreis, der nicht bloß einen Tag oder ein Wochenende, sondern den gesamten Advent über dauert. Im Schnitt lockt er mehr als 200 000 Gäste in die Kurstadt, aus der Region, aus München, aus dem Bundesgebiet. Es gibt drei Zufahrten: oben am Winzerer-Denkmal, unten von der Isarbrücke her, wo ein metallenes Tor mit der Aufschrift "Tölzer Christkindlmarkt" steht, von der Seite durch die Jägergasse. Von dort würde es ein Sattelschlepper nicht um die Kurve schaffen, ist Janker überzeugt. "Das ist abwegig." Am oberen Ende der Marktstraße sieht die stellvertretende Kurdirektorin eine "natürliche Sperre" durch den engen Khanturm. Und von unten über die Isarbrücke fahre nur selten ein Lastzug. "In dieser Art und Weise kann ich mir das bei uns nicht vorstellen." Vor acht Jahren, als Bad Tölz den Christbaum für Berlin spendierte, war sie selbst auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Die Situation seit dort mit mehrspurigen Straßen links und rechts völlig anders als in Tölz, sagt sie.

Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd ankündigt, werde "die sichtbare Präsenz an Weihnachtsmärkten nochmals deutlich erhöht". Dazu zählten auch Polizeibeamte mit Maschinenpistolen an den Zugängen der Märkte und Taschenkontrollen. In der Kurstadt glaubt Bürgermeister Janker nicht an solche Maßnahmen. Allerdings sei Polizei immer gerne gesehen, "eine starke Präsenz wäre allen Kommunen viel lieber". Auf dem Tölzer Christkindlmarkt sind auch die Mitarbeiter der Security-Firma von Peter Frech unterwegs. Diesen privaten Sicherheitsdienst könne man jederzeit verstärken, sagt Frey-Allgaier. Würde ein Lastwagen wie in Berlin durch die Budenstadt rasen, hätten Polizei und Security allerdings kaum Chancen, ihn zu stoppen, meint Janker. "Dazu bräuchte man schon einen Haufen Waffen."

Die Händler auf dem Christkindlmarktlassen sich von dem schrecklichen Ereignis in der Hauptstadt nicht abschrecken. Bei ihnen gebe es "keine Überlegungen, jetzt zu schließen", teilt Frey-Allgaier mit. Ob die Gästezahlen nun in den Tagen vor Weihnachten und womöglich auch im nächsten Jahr zurückgehen werden, vermag sie schwer abzuschätzen. "Das war ja die erste reale Tat in Deutschland", sagt die Organisatorin. Einig sind sich die stellvertretende Kurdirektorin und der Bürgermeister, dass es falsch wäre, in Panik zu verfallen. Genau das wollten Terroristen ja erreichen, so Janker.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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