Bad Tölz:Kräuterbutter fürs Pausenbrot

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In einem Gartenprojekt der BayWa-Stiftung lernen Tölzer Grundschüler, wie man Gemüsesorten anpflanzt, pflegt und erntet. Dabei sollen sie viel über eine gesunde Ernährungsweise erfahren

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

David greift mit beiden Händen um ein imaginäres Glas und schüttelt kräftig. Zusammen mit anderen Drittklässlern hat er Kräuterbutter hergestellt, nun führt der Zehnjährige draußen im Schulgarten vor, worauf es dabei ankommt. Der neunjährige Marcel liefert dazu die Erklärung: Man sammle Kräuter, tue sie in ein Glas, schüttle es, "und dann wird gebuttert". Ob das denn geschmeckt hat? "Gut", antwortet Marcel. "Gut", stimmt David zu, dreht sich um und schaut zum Hochbeet. "Jetzt helfe ich bei den Pflanzen." Die beiden Jungen gehören zu 48 Kindern der Tölzer Grundschule am Lettenholz, die an dem Projekt "Gemüse pflanzen - Gesundheit ernten" der BayWa-Stiftung teilnehmen. Zum Auftakt gab es am Dienstag einen Aktionstag.

Seit drei Jahren bietet Stiftung dieses Projekt an, bayernweit beteiligten sich bisher 95 Schulen mit etwa 3000 Kindern. Aus dem Landkreis hatte sich noch keine darum beworben, die Lettenholzschule ist die erste. Ziel sei es, den Kindern zu vermitteln, dass Obst und Gemüse nicht aus dem Supermarkt stammen, sagt Maria Thon, Geschäftsführerin der Stiftung. Indem sie im Unterricht selbst pflanzen, hegen und ernten, sollen sie lernen, wie Salat, Karotten oder Tomaten wachsen und was eine gesunde Ernährung ausmacht. Aus den Produkten des Schulgartens könnten sie dann selbst beispielsweise Kräuterquark herstellen und "sich eine gesunde Brotzeit zubereiten, etwas Gescheiteres als eine Butterbreze", sagt Thon.

Ein Hochbeet legen Kinder zusammen mit Maria Thon von der BayWa-Stiftung (Mitte, li.), und Projektmanagerin Cornelia Ast (Mitte, re.) mit Stroh aus. (Foto: Manfred Neubauer)

Aufgeteilt sind die Lettenholzschüler in drei Gruppen: Eine sammelt Kräuter, eine andere legt Hochbeete an, die dritte kocht. Die Stiftung legt bei ihrem Projekt viel Wert darauf, dass es nicht nach einem Schuljahr im Sande verläuft. Es müsse nachhaltig sein, sagt Cornelia Ast, Projektleiterin der BayWa-Stiftung. "Es ist wichtig, dass es länger läuft." Die Schule könne dafür eine AG gründen, die jedes Jahr aus einer anderen Klasse besteht, oder eine Klasse durch die Jahrgangsstufen hindurch damit beschäftigen. Zudem müsse eine Lehrkraft verantwortlich sein.

An der Tölzer Grundschule hat Claudia Schledorf diese Aufgabe übernommen. Die Kinder seien "heute total begeistert", meint sie. Für Mädchen und Jungen sei es interessant, Schnittlauch zu ernten und aufs Brot zu streichen, "das essen sie viel lieber". Und die Jungen seien vor allem beim Bau der Hochbeete voll dabei. Was die Lettenholzschüler normalerweise in der Pause essen, besteht Schledorf zufolge in der Regel allerdings nicht in ungesunden Snacks. "Das ist schon eine gesunde Brotzeit". Außerdem gebe es ja einmal in der Woche auch Schulobst, ergänzt Klassleiterin Sarah Mayores.

Ein Junge hält die Innenfolie fest, die Cornelia Ast an eine der beiden Hochbeetkästen tackert, ein Mädchen schleppt Laub und Zweige in einem Eimer herbei. Auf dem Boden der Hochbeete liegt ein Gitter. Der neunjährige Vincent weiß, warum das notwendig ist: "Sonst gehen die Wühlmäuse rein." Darauf werden schichtweise Laub, Äste, Stroh, Rasenschnitt und Erde geschüttet. Im Beet entstehe so ein Kreislauf, das Gemüse wachse dann besser, erzählt Thon. Das gesamte Material von den Pflanzen über Rechen und Schaufeln bis zum Akku-Schrauber stellt der BayWa-Markt in Tölz bereit. Für Marktleiter Christian Maier sind die Stunden im Schulgarten mit freiem Blick auf das Bergpanorama auch mal eine angenehme Abwechslung, wie er sagt. Zumal das sonnige Frühlingswetter wie geschaffen ist fürs Garteln.

Das gefällt auch Marcel. Der Bub findet es schön, "dass man mal draußen frei arbeiten kann". Der neunjährige Dominic hat erst beim Kräutersammeln geholfen, dann bei der Folie fürs Hochbeet. Jetzt, sagt er eifrig, "gehen wir Stöcke suchen".

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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