Kurstadt:Bürgermeister will Bad Tölz umbauen

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Die seelsorgerische Arbeit für die Franziskanerkirche ist Auslöser für die Pläne zu einem Gebäudetausch zwischen Stadt, Erzdiözese und Pfarrei. (Foto: Hartmut Pöstges)

Josef Janker entwickelt Gedankenspiele über Kloster, Franzmühle und Alte Madlschule. Es geht um eine Immobilien-Rochade mit Erzbistum und Pfarrei.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wenn es nach Bürgermeister Josef Janker (CSU) und der Stadtverwaltung geht, könnte es zu einem großen Ringtausch von Immobilien in Bad Tölz kommen. Der Plan sieht vor, dass die Erzdiözese München und Freising das alte Klostergebäude der Franziskaner von der Stadt kauft, die Kommune wiederum die Franzmühle erwirbt, die der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt gehört, und die Pfarrei die Alte Madlschule von der Stadt übernimmt. Diese Rochade ist bislang nur ein Gedankenspiel. Im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats ging Janker jetzt jedoch schon einen Schritt weiter. Er kündigte an, dass die Stadt für alle drei Gebäude ein Wertgutachten in Auftrag gibt.

Kleine Rückblende: Nach dem Wegzug des Franziskanerordens vor acht Jahren war unklar, wie es mit der 300 Jahre alten, denkmalgeschützten Franziskanerkirche weitergehen sollte. Gegen eine Entweihung des Gotteshauses sammelte die Pfarrgemeinde 6702 Unterschriften. Am Ende kamen die Erzdiözese, die den sanierungsbedürftigen Sakralbau zunächst aus finanziellen Gründen nicht kaufen wollte, die Pfarrei und die Stadt überein, den Pachtvertrag zu verlängern. Im Juli 2015 erwarb die Diözese die Kirche vom Orden schließlich für den symbolischen Preis von einem Euro.

Die Zukunft des Gotteshauses, in dem nur sonntags eine Messe angeboten wird, ist nun auch der Auslöser für Jankers Erwägungen. Um dort seelsorgerische Dienste leisten zu können, sind weitere Räume nötig, etwa für die Arbeit mit Jugendlichen oder Senioren. Solche Quartiere gibt es aber nur im benachbarten Klostergebäude, wo unter anderem die Caritas mit diversen Einrichtungen und das Mehrgenerationenhaus des Roten Kreuzes untergebracht sind. "Ein Anbau im Erdgeschoss ist nicht ausgebaut und nicht saniert worden, außerdem gibt es große Speicherräume", teilt Janker mit.

Ein Kauf durch die Erzdiözese bietet sich dem Bürgermeister zufolge wegen kirchlich-sozialer Mieter wie der Caritas an. Die sollen sich nach einem Eigentümerwechsel keine neue Bleibe suchen müssen. "Die Caritas ist uns wichtig, das Mehrgenerationenhaus ist uns wichtig, das ist unser Sozialzentrum, das muss erhalten bleiben", sagt Janker. Im Zuge dieser Überlegungen kamen der Rathauschef und seine Abteilungsleiter auch auf die Idee, die Franzmühle von der Pfarrei Maria Himmelfahrt zu erwerben. Sie dient nach einem aufwendigen Umbau vor rund 25 Jahren als Pfarrheim, außerdem hat dort das Katholische Kreisbildungswerk seinen Sitz. Die Pläne der Franzmühle hat sich Janker angeschaut. In dem Komplex mit dem markanten Turm und dem Haus an der Salzstraße sieht er "ein großes Potenzial" und interessante Entwicklungsmöglichkeiten, vor allem für die Tölzer Vereine.

Viele von ihnen treffen sich derzeit in der Alten Madlschule zum Proben. Die Stadtkapelle, der Spielmannszug, der Billardclub, die Ballettschule "Studio 1", die Theatergruppe "Die Komische Gesellschaft" und der Kulturverein "Lust". Mit seinem Gedankenspiel hat der Bürgermeister unter ihnen erhebliche Unruhe erregt, vornehmlich bei der "Lust". Dort habe man "größte Bedenken, dass man sie rausschmeißt", weiß Janker. Mit der Pfarrgemeinde als künftigem Eigentümer werde er darüber reden, dass der Kulturverein in der Madlschule bleiben könne. Falls nicht, werde die Stadt selbst für die "Lust" einen anderen Ort als Ersatz finden.

Die Alte Madlschule als Pfarrheim: Das war ein Traum des früheren Stadtpfarrers Rupert Berger, der sich nie erfüllte. Das Gebäude liegt schließlich in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadtpfarrkirche. "Da könnte man auch den Kirchplatz dazwischen wunderbar gestalten", meint Janker. Das Areal dient derzeit eher als Stellfläche für Autos. Über sein Vorhaben hat der Rathauschef mehrmals mit Stadtpfarrer Peter Demmelmair und Generalvikar Peter Beer gesprochen. Fazit: "Diözese, Pfarrei, Stadt, das ist für alle interessant, das ist der Sachstand." Sonst hätte er die Wertgutachten nicht in Auftrag gegeben. Wenn sie vorliegen, will Janker den nächsten Schritt machen. Dann sehe man sich an, "wer ist wo drin und wie soll es für die Mieter weitergehen".

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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