Bad Tölz:Hauptsache ein neues Hotel

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Das Sportstudio Hirsch muss dem Spa "Natura Tölz" weichen. Neben dem neuen Arcus-Hotel soll dafür ein vierstöckiger Neubau entstehen. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein klares Ja: Sprecher der Tölzer Stadtratsfraktionen befürworten die Pläne des österreichischen Investor Arcus. Wie viele Sterne das neue Haus haben wird, ist den meisten von ihnen letztlich nicht so wichtig

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ein T-förmiges Hotel mit knapp 300 Betten, fünf Häuser mit Eigentumswohnungen, ein vierstöckiges Sportstudio, dazwischen mehr Grün - so sehen die modifizierten Pläne des österreichischen Investors Arcus für das Gelände an der Arzbacher Straße aus. "Serviced Apartments", ein Konferenzgebäude und ein kleines Spa wurden gegenüber dem ursprünglichen Konzept ebenso gestrichen wie ein zweites Hotel. Bürgermeister Josef Janker (CSU) zeigte sich von dem abgespeckten Modell "begeistert", auch im Stadtrat herrsche breite Zustimmung. Willi Streicher (SPD) mag solche Euphorie allerdings nicht ganz teilen. "Begeistert wäre ich, wenn ein sauberes Vier-Sterne-Haus hinkommt." Wie die Fraktionssprecher der anderen Parteien unterstreicht jedoch auch er: Wichtig sei vor allem, dass Bad Tölz überhaupt ein neues Hotel erhält.

Der Stadtrat kann zu dem Vorhaben von Arcus nur Ja oder Nein sagen, eine Alternative liegt nicht auf dem Tisch. Wählerisch könne man nicht sein, "weil wir dringend ein Hotel brauchen", sagt Streicher. Ihm würde es aber besser gefallen, wenn es eine Aussage dazu gäbe, in welchem Segment das Haus angesiedelt sein soll, das nach derzeitigem Stand vor allem Doppelzimmer mit je 21 Quadratmeter Größe inklusive Nasszelle beherbergt. "Eine Qualifizierung als So-und-so-viel-Sterne-Haus" hält Streicher für angeraten: "Wenn man etwas hat, will man es stolz herzeigen." Arcus und die Feuring Hotelconsulting GmbH hatten sich auf eine genaue Klassifizierung bislang nicht eingelassen.

Für Streicher ist das neue Hotel ein wichtiger Baustein für die Entwicklung der Kurstadt, ebenso wie das "Natura Tölz", das die Stadt nebenan an der Bockschützstraße errichten will. Eine Art Domino-Effekt sieht er nicht: Komme das Hotel nicht, kippe damit keineswegs auch das Spa - oder umgekehrt. "Wenn wir schon Bad am Ortsschild stehen haben, braucht man auch was, wo man die Füße in warmes Wasser halten kann." Allerdings sieht Streicher noch Nachbesserungsbedarf an den aktuellen Plänen - zum Beispiel, was den Gabriel-von-Seidl-Weg als Querachse betrifft. Die Befürchtung, Arcus könnte bloß die Eigentumswohnungen bauen und auf das Hotel verzichten, hegt er nicht. "Es ist die Hausaufgabe der Stadt, dass das nicht passiert."

Auch für CSU-Fraktionssprecher Ingo Mehner ist dies der Punkt, "wo man aufpassen muss". Die Stadt müsse die Verträge mit dem Investor entsprechend gestalten, sagt er. Zwar wäre es ihm lieber gewesen, wenn 70 Betten mehr entstünden, wie von Arcus im alten Konzept mit zwei Hotels avisiert. Allerdings sei die Reduzierung "kein Beinbruch", sagt Mehner. "Wenn ein Hotel kommt, sind wir froh - die Betten tun uns sehr gut." Über das Wie mag er dem Investor nichts vorschreiben. Das Ganze sei "kein Wunschkonzert", man habe ja nicht drei Konzepte nebeneinander liegen. Außerdem, sagt Mehner, "maße ich mir nicht an zu sagen, ob ein Hotelbetrieb rentabel läuft, sonst müsste ich auch jede Gewerbeansiedlung hinterfragen." Überdies fehle es ihm an Fantasie, sich vorzustellen, dass jemand ein Hotel baue, aber nicht in Betrieb nehme oder nach einem Jahr aufgebe, weil es sich nicht mehr lohnt. Eines ist für Mehner klar: Ohne zusätzliche Betten in Tölz stünde das neue Spa in Frage, das für Einheimische, aber eben auch für Urlauber gedacht sei. Beide Projekte hingen also in gewisser Weise zusammen, sagt er. "Ein Wermutstropfen" sind für ihn die geplanten Eigentumswohnungen. Der Stadtrat müsse entscheiden, ob er bereit sei für eine zusätzliche Wohnbebauung.

Ein klares Ja zu den neuen Arcus-Plänen kommt von der Freien Wähler-Gemeinschaft (FWG). Fraktionssprecher Martin Harrer gefällt vor allem, dass das gesamte Areal durch Tiefgaragen unter dem Hotel und den Wohnhäusern autofrei werde. Dadurch entstehe "eine grüne Oase zum Isarleitenweg". Außerdem brauche Bad Tölz dringend Hotelbetten, auch von der Qualität her, so Harrer. Aus seinem Bekanntenkreis wisse er, dass betuchtere Gäste kaum oder gar nicht in der Stadt unterzubringen seien. Reden könne man noch darüber, ob das neue Sportstudio Hirsch - das alte wird wegen des Spas abgerissen - unbedingt vierstöckig sein müsse.

Seine Zustimmung äußert Franz Meyer-Schwendner (Grüne). Auch wenn die Bettenzahl auf etwa 300 verringert werde, sei das Projekt für Tölz "ein großer Schub", sagt er. Oberirdisch sei nun mehr Platz, in der Mitte mit einer ruhigen Zone. Meyer-Schwendner warnt davor, das touristische Potenzial von Tölz zu überschätzen, was Dauerurlauber angeht. Die Kurstadt sei nicht Lindau oder Berchtesgaden, sie liege auch nicht am Tegernsee. "Man darf die Messlatte nicht zu hoch hängen." Sie könne aber Gäste anlocken, die einen ruhigen Urlaub verbringen möchten. Er finde den neuen Arcus-Plan "überzeugend".

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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