Bad Tölz:Fiddler auf dem Kurhaus-Dach

Lesezeit: 2 min

Elisabeth Artmeier-Mogl (links) und Markus H. Eberhard studieren mit Schülerinnen das Musical ein. (Foto: oh)

Tölzer Musikschule und Gymnasium erarbeiten in einem Großprojekt das Musical "Anatevka"

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Im kommenden Jahr wird das Kurhaus Schauplatz einer Gemeinschaftsproduktion, wie es sie in dieser Größenordnung noch nicht gegeben hat: Schüler des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums und der Tölzer Musikschule bringen gemeinsam und unter Leitung von Lehrern beider Schulen das Musical "Anatevka - Fiddler On The Roof" auf die Bühne. Etwa 80 Schüler der Grund- und Mittelstufe wirken mit. Sie singen, spielen und tanzen, gestalten Bühnenbild und Kostüme für eines der bekanntesten Broadway-Musicals, "das viele tausend Mal auf den großen Bühnen der Welt gespielt wurde", wie Gesangslehrerin Elisabeth Artmeier sagt. Gemeinsam mit Schauspiellehrer Markus H. Eberhard ist Artmeier für die Regie verantwortlich. Die Leitung von Chor und Solisten übernehmen die beiden Musiklehrerinnen Elisabeth Scheucher und Lisa Wiener. Premiere des Stücks ist am 15. März 2017. Gesucht werden noch Sponsoren.

Ein Projekt dieser Größenordnung mit jugendlichen Laien zu leisten sei schon eine Herausforderdung, sagt Musikschulleiter Harald Roßberger. Weil die Zusammenarbeit zwischen Gymnasium und Musikschule aber seit Jahren sehr erfolgreich verlaufe, intensiviert noch durch den vor zwei Jahren eingeführten musischen Zweig am Gymnasium, sei er überzeugt, dass das Projekt gelingen werde. Ein langer Vorlauf sei freilich nötig: Die Proben haben im Januar begonnen, spätestens im September kommt die Tanzchoreografie unter Leitung von Susanne Molendo dazu.

Auch im Casting sei man schon recht weit, sagt Artmeier. Zehn große Rolle gilt es jeweils doppelt zu besetzen. Die Proben laufen zunächst einmal wöchentlich. "Das wird sich dann aber dramatisch verdichten", sagt Roßberger.

Auf das Musical von Jerry Bock (Musik) und Joseph Stein (Buch) aus dem Jahr 1964 ist Elisabeth Artmeier gestoßen. Von der Musik mit Rückgriffen auf osteuropäische Musiktraditionen und Hits wie "If I Were A Rich Man" sei sie sofort begeistert gewesen. "Anatevka" zähle zu den klassischen Musicals, mal heiter, mal ernst und mit Botschaft. Die Handlung um den jüdischen Milchmann Tewje aus dem ukrainischen Schtetl Anatevka, der mit seiner Familie aus politischen Gründen sein Dorf verlassen muss - das habe einen sehr zeitaktuellen Bezug, sagt Direktor Harald Vorleuter. Das Ringen um Traditionen, der Verlust von Heimat - Themen, die seine Schüler viele Wochen lang miterlebt hätten, "als wir Flüchtlinge bei uns in der Turnhalle als Gäste gehabt haben". Die Botschaft des Stücks nehme Bezug zu diesen Erfahrungen. "Wir verbinden damit auch einen pädagogischen Ansatz", erklärt Vorleuter.

Auch musikalisch müssen sich die Akteure mit dem Stück auseinandersetzen. Der technische Anspruch ist hoch. "Manche Stimmen sind abenteuerlich schwierig", sagt Roßberger, dem die musikalische Leitung obliegt. Die Akkordeonstimme zum Beispiel, die 150 Seiten Papier fülle. Teils "unangenehme Lagen" etwa bei den Trompetenstimmen und "unbequeme Tonarten" müssten bewältigt werden. Dass es keine Partitur gebe, sondern nur einen Klavierauszug, mache die Sache nicht einfacher. Auch die Übersetzung der Songtexte liege nur in Form handschriftlicher Vermerke vor. Roßberger ist dennoch überzeugt, dass die Schüler dem gewachsen sind. "Viele sind seit zehn Jahren musikalisch aktiv." Und hochwertiges Tanztheater unter der Leitung von Susanne Molendo habe am Tölzer Gymnasium seit Jahren Tradition, betont Vorleuter.

Das Projekt sei eine Bereicherung und eine Herausforderung, auch finanziell. Gebühren für die Rechte an den Verlag, Miete für das Kurhaus, Investitionen in die Technik, Bühnenbild, Kostüme - die Organisatoren rechnen mit mindestens 20 000 Euro, die aus Eigenmitteln und über den Kartenverkauf finanziert werden sollen. Sponsoren seien deshalb dringend gesucht, sagt Vorleuter. "Damit das 2017 ein Highlight in Bad Tölz wird."

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: