Bad Tölz:Der Kunstverein ist gerettet

Lesezeit: 3 min

Im zweiten Anlauf wird zur allgemeinen Erleichterung eine Vorsitzende gewählt: Sylvia van der Drift.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Beim zweiten Anlauf ist es gelungen: Der Kunstverein Tölzer Land hat einen neuen Vorstand. Einstimmig wählten die 29 anwesenden Mitglieder am Montag im Kunstsalon die bisherige Stellvertreterin Sylvia van der Drift zur Vorsitzenden. Neue Stellvertreterin ist die bisherige Schriftführerin Birgit Haas-Heinrich. Dieses Amt übernimmt Stephanie Kieslinger, für die Kasse ist Gianni Castiglia zuständig. Dass sich van der Drift als Vorsitzende zur Verfügung stellte, löste am Montag Erleichterung aus. Sie wurde mit Applaus beglückwünscht. "Es hätte mir sehr leid getan, wenn das jetzt den Bach runter gegangen wäre", sagte die Holzkirchnerin.

Weil die bisherige Vorsitzende Patrizia Zewe bei den Neuwahlen im April nicht wieder angetreten war und sich kein anderer Vorsitzender finden ließ, stand der Verein mit aktuell 151 Mitgliedern auf der Kippe. Mit der gelungenen Neuwahl war auch ein zuvor gemachter Vorschlag von Christian Stadelbacher hinfällig, den Kunstverein mit dem Kulturverein "Lust" zusammen zu legen. Van der Drift ist seit mehr als zehn Jahren Mitglied im Kunstverein. Von 2011 bis 2013 war sie schon einmal Vorsitzende, legte das Amt aber aus Zeitmangel nieder. Sie habe nun doch noch einmal kandidiert, weil sie sich mit dem neuen Team gestärkt fühle und das "zeitlich stemmen" könne.

Allerdings wird es heuer wohl keine Mitgliederausstellung im Kunstturm auf der Flinthöhe geben. "Wir haben ein sehr hektisches Jahr hinter uns und noch viel Arbeit vor uns", sagte van der Drift. Im Januar hat der Verein den Kunstsalon übernommen, die monatlichen Mitgliederausstellungen bis Jahresende stehen. Mit dem "Kunstsommer im Schloss", der heuer erstmals im Reichersbeurer Internat stattfindet (13. bis 15. August), der "tölzkunst 3" an der Isarpromenade (17. Juli), der Benefiz-Verkaufsausstellung "art-99-charity" (3. bis 30. Dezember) und der Einweihung von zwei neuen Kunstwerken am Blomberg gebe es genug zu tun. Die Mitgliederausstellung im Kunstturm soll es deshalb erst wieder 2017 geben.

Wie van der Drift erklärte, hat die Stadt auch heuer einen Zuschuss von 4200 Euro für den "Sinneswandel" am Blomberg bewilligt. Zwei neue Skulpturen des Bildhauers Jürn Ehlers und des Metall-Künstlers Berndt Schweizer sollen dort im Herbst aufgestellt werden. Zudem seien einige Objekte renovierungsbedürftig. Der "Sinneswandel" auf dem Blomberg sei ein Alleinstellungsmerkmal des Tölzer Kunstvereins und solle mit Hinweisschildern besser erkennbar gemacht werden. "Damit "Touristen nicht nur zufällig auf den Weg stoßen", sagt van der Drift. Auch die Stadt wolle den Sinneswandel besser vermarkten. Mit den neuen Räumen im Kunstsalon ist der Verein zufrieden: Er sei von Zewe gut eingeführt, liege zentral und sei leicht bespielbar. Die "art-99-charity" werde deshalb künftig dort und nicht mehr in "den hinteren Räumen" im Stadtmuseum stattfinden. Dass Museumsleiterin Elisabeth Hinterstocker entschieden habe, wer ausstellen dürfe, habe Unmut ausgelöst. "Das war uns zu viel Einmischung."

Die Wände im Kunstsalon, derzeit rosa, sollen nach mehrheitlichem Beschluss hellgrau und weiß gestrichen werden. "Rosa ist schön, gab aber immer wieder Anlass zu Diskussionen", sagte van der Drift. Der Kunstturm auf der Flinthöhe soll mit Fahnen, Skulpturen und Schildern auffälliger gestaltet werden. "Schön wäre es, wenn Mandatsträger öfter mal Schirmherrschaften übernähmen oder einfach mal bei einer Vernissage vorbei kämen", sagte Haas-Heinrich. Nach Ansicht ihrer Vorstandskollegin ist die Stimmung im Kunstverein gut. "Wir habe viele interessante Künstler", sagte van der Drift. Streitereien über Qualitätsfragen innerhalb des Vereins, die Zewe als Hauptgrund für ihren Rückzug genannt hatte, sieht die neue Vorsitzende nicht. "Über Kunst kann man nicht streiten". Die Vielfalt sei doch das Schöne. Juriert werde nach dem Mehrheitsprinzip im Vorstand und mit Beiräten.

Zewe, die derzeit im Urlaub ist, ist inzwischen ganz aus dem Verein ausgetreten. Sie hat am Jungmayrplatz ein neues Atelier eröffnet und will sich künftig nur noch um eigene Projekte kümmern. Ihre beiden Nachfolgerinnen bedauern Zewes Austritt. "Sie hat wichtige Dinge angestoßen, und sie hatte viele Kontakte." Die diversen Aufgaben im Kunstsalon und im Kunstverein hätten sie einfach überfordert, glaubt Haas-Heinrich. Beide hoffen, dass es nach einer Auszeit wieder mit einer Zusammenarbeit klappt.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: