Bad Tölz:Das Priestertum erkämpft

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Den Entschluss, Priester zu werden, fasste Martin Gehringer während eines Studienaufenthalts in Rom. (Foto: Erzdiözese/oh)

Martin Gehringer wählte am Gymnasium Mathematik. Nicht einmal seine Eltern ahnten, dass er Geistlicher werden würde

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ein Foto zeigt Martin Gehringer lachend mit flaumigem Dreitagebart und im weißen Hemd, hinter ihm leuchtet das Häusermeer der Ewigen Stadt in der Sonne. Mitten im Theologiestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München - nach dem Vordiplom, das es vor einigen Jahren noch gab - war er für zwei Semester nach Rom gezogen. Dort wohnte er im Collegio Teutonico di Santa Maria in Campo Santo für deutschsprachige Priester und Priesteramtskandidaten, dort reifte auch sein Entschluss, selbst Pfarrer zu werden. Als er zurückkehrte, teilte er dies seinen Eltern mit. "Das war überraschend", sagt seine Mutter Elisabeth Gehringer. Bis dahin habe er ja ausschließlich Theologie studiert, man habe eher an eine wissenschaftliche Laufbahn gedacht, vielleicht als Professor.

Martin Gehringer wurde in München geboren, kam aber schon zwei Jahre später mit seinen Eltern nach Bad Tölz. Er besuchte das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium, wo er als Leistungskurs nicht etwa katholische Religion, sondern Mathematik und Biologie wählte. Außerhalb der Schule war er allerdings schon früh mit der Kirche verbunden. "Wir sind katholisch", sagt seine Mutter. Seit seiner Kommunion war er Ministrant - und dabei einer von jenen Messdienern, auf die sich der Pfarrer verlassen kann. "Ein sehr zuverlässiger und treuer", sagt Ruhestandgeistlicher Konrad Baumgartner. "Er war für alles einsetzbar." Das bekräftigt auch Kirchendiener Heinz Bader und erzählt, wie ihm Martin etwa in der Karwoche zur Hand ging, um das Heilige Grab herzurichten. "Er hat den Aushilfsmesner gemacht."

Nach dem Abschluss seines Studiums wurde der angehende Priester im Mai 2015 von Kardinal Reinhard Marx zum Diakon geweiht. Sein Pastoraljahr absolvierte er danach im Pfarrverband Markt Indersdorf, worüber er im Weihnachtspfarrbrief der Tölzer Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt schrieb: Zu seinen Aufgaben zählten viele Taufen, Hochzeiten, manchmal der Predigtdienst, die Erstkommunionvorbereitung - "diese Dienste mache ich mit großer Freude". Er freue sich schon darauf, seine Primiz in seiner Heimatgemeinde in Bad Tölz feiern zu dürfen. Für Altpfarrer Baumgartner hat der 27-Jährige den Weg zum Priestertum "wirklich innerlich erkämpft in gutem Sinne". Nach der Primizmesse am Sonntag in Tölz wird Gehringer als Kaplan in der Stadtkirche Traunstein tätig sein. Baumgartner gibt ihm drei Ratschläge mit: Ein Priester müsse das Evangelium zu den Menschen bringen, selbst vorleben, was er predige, und den Menschen Orientierung geben.

So selten eine Primiz geworden ist: Gehringer ist heuer nicht der einzige Tölzer, der zum Priester geweiht wird. Schon am 5. Juni empfing der Benediktinerpater Lukas Essendorfer die Priesterweihe in der Basilika St. Bonifaz in München und zelebrierte seine erste Messe in der Klosterkirche Andechs. Seine Heimatprimiz folgt am Sonntag, 14. August, 10 Uhr, in der Tölzer Stadtpfarrkirche - mit anschließendem Festzug und Pfarrfest.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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