Bad Tölz:Das Große im Kleinen

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Laudatorin, Landrat und Kulturpreisträgerin: Claudia Fischer, Josef Niedermaier, Sabrina Hohmann. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Kluge und launige Laudationes zur Kulturpreisverleihung im Landratsamt

Von Felicitas Amler, Bad Tölz

Wozu so eine Preisverleihung doch gut sein kann. Da erfährt das geneigte Festpublikum so nebenbei, dass der verehrte Lyriker und Altphilologe Albert von Schirndirng, 81, dabei ertappt worden sei, wie er auf einem Jäger-Hochsitz saß - um Bücher zu lesen. Oder dass der Nämliche, ein zutiefst dem Humanismus verpflichteter Bildungsmensch, sich für standrechtliche Erschießungen nervtötender Lärmmacher im Alltagsleben ausspreche. Mit solchen Randbemerkungen der eher launigen Art versah der Schriftsteller Gerd Holzheimer am Mittwochabend seine kluge und unterhaltsame Lobrede auf den Träger des Kultur-Ehrenbriefs 2016 des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen.

Holzheimer erheiterte damit die Festgesellschaft im Saal des Landratsamts und gab seiner ansonsten von tiefer und ehrlicher Verehrung Schirndings geprägten Rede einen Ausgleich, den er sich selbst abverlangt hatte. Im Übrigen erklärte der Laudator, Albert von Schirnding sei nie Kritiker gewesen, vielmehr immer Liebhaber - des Theaters, des Geists, der Literatur. Aber eben auch dieses Landstrichs, mit dem er seit seiner Kindheit verbunden ist. Dem Landratsamt gab Holzheimer den Rat, ein Zitat Schirndings im Foyer an die Wand zu schreiben: "Diese Landschaft verspricht viel, aber sie erfüllt auch alles, was sie verspricht."

Der Landkreis hat heuer mit seinem Kulturpreis die Künstlerin Sabrina Hohmann aus Wackersberg ausgezeichnet und mit dem Förderpreis die Nachwuchs-Band "Max" aus Geretsried. Das Loblied der jugendlichen Musiker sang Assunta Tammelleo, Wirtin der Geltinger Kulturbühne "Hinterhalt", in der vor einigen Jahren "ein 15 Jahre alter Kerl mit seiner akustischen Gitarre" zur Jam-Session aufgetaucht sei: "Der Maxi." Tammelleo würdigte, dass er und seine jetzige Band, die der Einfachheit halber gleich seinen Namen trägt, "Musik als Lebensinhalt" sähen und "viel kreative Energie" mitbrächten. "Stimmungsvolle Balladen" seien ihr Charakteristikum. Mit drei Kostproben dieser Lieder mit deutschen Texten machte die Band anschließend beim Publikum Eindruck.

Hauptpreisträgerin Sabrina Hohmann zeigte sich von den Worten ihrer Laudatorin Claudia Fischer sehr berührt. "Ich kann's mir ja selbst nicht erklären", sagte sie, die Bildhauerin, Malerin, Zeichnerin, über ihre Kunst, "aber die Claudia, die kann das." Fischer hatte der Künstler-Freundin die "Fähigkeit zu staunen" als zentrale Eigenschaft attestiert und die Bereitschaft, das Große als das Kleine zu entdecken oder das Persönliche als das Fremde. Sie erwähnte eine Fähigkeit, die kein Tier und kein Gott habe, sondern nur der Mensch: um die eigene Begrenztheit zu wissen - "Privileg und Bürde". Und sie sprach von der Erkenntnis, "dass die Wahrheit der Welt möglicherweise ein Geheimnis ist". So gesehen, sagte sie in einem Wortspiel, feiere man mit dem Kulturpreis für Sabrina Hohmann "die Preis-Gabe als Nicht-Preisgabe der Wahrheit in der Kunst".

Stimmungsvoller Begleiter des Abends, der am Buffet im Foyer ausklang, war die wunderbare Geretsrieder Jazzband The DC Alcodas.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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