Bad Tölz:Brauerei und Festwirt "im Bierkrieg"

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Wegen einer Kontroverse mit dem Traunsteiner Hofbräuhaus funktioniert Marcel Oswald kurzerhand sein Bierzelt zum Weinzelt um.

Suse Bucher-Pinell

Am Montag, dem letzten Tag des Tölzer Volksfests, schaut Marcel Oswald schon optimistisch aufs kommende Jahr. Nach einer enttäuschenden Wiederaufnahme 2011 lief das viertägige Spektakel mit Zelt und Fahrgeschäften am Moraltpark diesmal um einiges besser. Oswald, der zum ersten Mal Veranstalter und Festwirt in einem ist, könnte zufrieden sein, fast voll sei das Zelt mit rund 600 Plätzen am Freitag und am Samstag gewesen.

Wenn da nicht der Ärger mit dem Hofbräuhaus Traunstein wäre, von dem er das Bier beziehen müsste, das er ausschenkt. Brauerei und Festwirt befinden sich nach Oswalds Worten aber "im Bierkrieg" - und Oswald deklarierte sein Festzelt daher kurzerhand als Weinzelt.

Dort servierte er Trollinger-Lemberger und Riesling aus Württemberg, ließ Bürgermeister Josef Janker am vorigen Freitag ein Weinfass anstechen und das Publikum später am Abend eine Weinkönigin wählen. Weil es mitten in Oberbayern ganz ohne Bier aber doch nicht geht, schenkte er Helles und andere Sorten von der Klosterbrauerei Reutberg aus. "Das Hofbräuhaus verweigert die Zusammenarbeit", schimpft er. Mit den Reutbergern laufe die Kooperation dagegen bestens.

Josef Schumacher, Geschäftsführer des Hofbräuhaus Traunstein, wirkt am Telefon nicht glücklich über die Geschichte, will aber auch nicht viele Worte darüber verlieren. "Wir sind nicht penibel und gehen darüber hinweg", sagt er. Volksfest, das sei doch sowieso etwas hoch gegriffen.

Wohl wissend, dass der Trick mit dem Weinzelt die Bierklausel außer Kraft setzt. Grundsätzlich muss das Hofbräuhaus das Bier zum Fest zu marktüblichen Preisen liefern, so ist es als Dienstbarkeit eingetragen, seit die Stadt den Festplatz vor Jahren gekauft hat. Mit jedem Pachtvertrag wird die Dienstbarkeit automatisch wirksam. Nicht jedoch, wenn es gar kein Bierzelt gibt.

Marcel Oswald zeigt sich derweil kompromisslos. Er ist so verärgert, dass er "in den nächsten zehn Jahren" nicht mehr mit den Traunsteinern zusammenarbeiten will. Volksfestwirt möchte er aber bleiben. Der Schausteller aus der Nähe von Heilbronn ist im Isarwinkel seit der Lenggrieser Festwoche 2009 präsent und lässt seine Fahrgeschäfte auch ab Freitag wieder in Lenggries kreisen. Er ist sicher, dass aus dem Tölzer Volksfest noch etwas zu machen ist. "Es muss sich halt erst herumsprechen."

© SZ vom 07.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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