Mit der SZ unterwegs in der Kreisstadt:Bad Tölz kann sich selbst kurieren

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Das Alpamare ist zu - Bürgermeister Josef Janker (vorn) ist aber um die Zukunft seiner Stadt nicht bange. (Foto: Manfred Neubauer)

Bürgermeister Josef Janker erläutert auf der SZ-Tour, wie er sich die Entwicklung zur Gesundheitsstadt vorstellt. Mit der Jod AG bleibe er im Gespräch - auch wegen neuer Parkplätze

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wenn sich Bürgermeister Josef Janker (CSU) das Kurviertel in zehn Jahren vorstellt, dann sieht das so aus: Ein Investor hat der Jod AG den Jodquellenhof abgekauft und daraus wieder ein nobles Hotel gemacht, im neuen Vitalzentrum der Stadt mitsamt dem Haus des Gastes an der Kurpromenade drängen sich die Besucher, gegenüber im Kurpark gibt es ein Kneipp-Becken. Das neue Spa "Natura Tölz" und die zwei Sterne-Hotels an der Arzbacher Straße und der Bockschützstraße wirken wie ein Motor für Investoren, Gastgeber und Touristen. "In dem Moment, wo die Hotels da sind, ziehen auch andere nach", hofft er.

Die Realität sieht dieser Tage weniger ersprießlich aus. Während Janker bei der SZ-Radtour auf dem Parkplatz des Alpamare seine Vision vom Kurviertel skizziert, laufen die ersten Abbrucharbeiten in dem seit Montag geschlossenen Spaßbad. Mit Anton Hoefter, Vorstand des Eigentümers Jod AG, habe die Stadt "keinen Krieg, nur Meinungsverschiedenheiten", so Janker. "Wir sind immer in Gesprächen." Allerdings ohne Erfolg. Der Einbau eines städtischen Spa ins Alpamare scheiterte, die von der Jod AG geplanten Wohnhäuser auf dem Gelände des Hotels und des Bads sind der Stadt ein Dorn im Auge. Sie will dort wieder ein Hotel oder eine Touristen-Einrichtung sehen und hat dies im Bebauungsplan festgezurrt. Was jetzt? Jankers Wunsch: Ein Investor kauft der Jod AG alles ab. Die müsste dazu aber bereit sein, was bisher nicht der Fall ist. Jankers Schrecken: Die Jod AG darf auf dem Areal nicht tun, was sie will, und tut deshalb nichts. Ein Verfall à la Bad Heilbrunn wäre die Folge. Winfried Sedlmayr, Chef des Sanatoriums Sedlmayr, drängt den Bürgermeister zu "hartem Widerstand". Notfalls müsste man vernagelte Fenster wie in Heilbrunn akzeptieren, aber irgendwann werde die Jod AG klein beigeben müssen, glaubt er. "Aussitzen ist für eine verantwortungsvolle Politik unmöglich", widerspricht Janker.

Mit Spa, Vitalzentrum, Hotels und Offerten wie dem Individuellen Gesundheitsmanagement (IGM) will der Rathauschef aus Bad Tölz eine "Gesundheitsstadt" machen, "eine der besten Adressen in Bayern". Für Sedlmayr widerspricht diesem Ziel der Verkehr im Kurviertel. Er erzählt, manche seiner Gäste könnten wegen durchrauschender Autos nachts nicht schlafen. "Die kommen dann nicht mehr." Janker verweist auf den Verkehrsentwicklungsplan. Im Frühjahr 2016 soll der Stadtrat entscheiden, welche Maßnahmen aus dem Katalog umgesetzt werden. Dann kommt der Bürgermeister nochmals auf die Jod AG zu sprechen: Den Parkplatz hinter der Wandelhalle, der vor allem von Alpamare-Gästen genutzt wurde, will die Stadt pachten und dort kostenlose Stellflächen anbieten - für Kurhaus-Besucher.

Ein Angebot habe man schon unterbreitet, sagt Janker.

Das neue Vitalzentrum neben dem Haus des Gastes und der Kurbücherei ist fast fertig, im November soll es bezogen werden. Damit die gesamte Anlage gut zu sehen ist, will Janker den Eingang an der Kurpromenade "ausholzen". Das gefällt Roswitha Sedlmayr nicht: "Ich möchte mich dafür einsetzen, dass jeder Baum stehen bleibt", sagte sie. Janker verbessert sich hurtig: Man werde nur "ausschneiden".

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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