Mit dem diesjährigen Thema des Deutschen Bürgerpreises ist Landrat Josef Niedermaier (FW) nicht sonderlich glücklich. "Integration gemeinsam leben" lautet das Motto der Auszeichnung für ehrenamtlich Engagierte, die von der Initiative "für mich. für uns. für alle" vergeben wird - einem Zusammenschluss von Bundestagsabgeordneten, Deutschem Städtetag, Deutschem Landkreistag, Deutschem Städte- und Gemeindebund sowie Sparkassen. Der Begriff Integration lässt sofort an die Flüchtlingskrise und damit an die vielen Helfer im Landkreis denken, die den Schutzsuchenden freiwillig zur Seite stehen. Aber das ist Niedermaier zufolge zu kurz gesprungen. "Asyl ist nur ein kleiner Teil", sagte er am Dienstag im Tölzer Sparkassencenter.
Thomas Bigl ist hingegen zufrieden mit dem Thema. Allerdings hebt auch er hervor, dass sich die Auswahl der Preisträger keineswegs bloß auf Asylhelfer beschränken dürfe. Als weitere Beispiele nennt er die Integration von behinderten Menschen, die Leistungen von Vertriebenen, die Mühen all jener, die sich im Sport oder in der Bildung ehrenamtlich dafür einsetzen, "Ausgrenzungen einzugrenzen". Niedermaier ergänzt, dass der Preis etwa auch für Menschen gedacht sei, die mit ihrem unentgeltlichen Einsatz dafür sorgen, dass Senioren noch am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Sport, Kultur, Rettungsdienste, Kinder, Bildung, Umwelt - das waren bisher einige Themen des Bürgerpreises, der zum zehnten Mal vergeben wird. Die Verleihung im Landkreis übernimmt traditionell die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen, die dafür Preisgelder von insgesamt 5000 Euro bereitstellt. Die Feierstunde findet am Donnerstag, 28. Juli, im Sparkassencenter statt. Zur Jury gehören wie stets Landrat Niedermaier und Walter Obinger, Vorstandsvorsitzender des Kreditinstituts. Der Dritte im Bund ist diesmal Thomas Bigl, Sachgebietsleiter Sozialwesen im Landratsamt. Sie wählen in einer Sitzung am 5. Juli die Preisträger aus den Bewerbungen aus. In den vergangenen Jahren wurden meist um die 20 Vorschläge eingereicht, nur 2008 waren es mal 36. Diese Zahl möchte Bigl gerne übertreffen. "Es wäre schön für unseren Landkreis, wenn wir über 36 hinauskommen", sagte er. Und noch einmal: "Aber bitte nicht nur Asyl."
Der Bürgerpreis wird in drei Kategorien verliehen: Unter der Rubrik "Alltagshelden" werden Projekte, Vereine, Initiativen und Einzelpersonen gewürdigt, unter "U21" ausschließlich Bewerber, die nicht älter als 21 Jahre sind. Außerdem gibt es die Auszeichnung für das "Lebenswerk", für das jemand vorgeschlagen werden muss. In den anderen beiden Gruppierungen kann man sich auch selbst bewerben.
Die Preisverleihung ist für Niedermaier ein besonderer Termin im Jahr. Die Stimmung unter den Teilnehmern - auch bei jenen, die nicht gewonnen haben - sei "immer wieder faszinierend", so der Landrat. Die Arbeit eines Ehrenamtlichen geschehe oft im Hintergrund und nicht im Rampenlicht, da sei es wichtig, "dass er sein Engagement, das er oft über Jahrzehnte macht, mal gewürdigt sieht". Obinger betonte, dass deshalb nicht bloß die Preisträger, sondern alle Bewerber eingeladen werden. "Auch wenn einer keinen Preis kriegt, lassen wir sein Engagement nicht unerwähnt." Die Gewinner auf lokaler Ebene werden zum nationalen Wettbewerb nach Berlin eingeladen. Unter die Top Ten schafften es aus dem Kreis dort bislang nur die Tölzer Coaches. "Da wird die Luft schon dünn", sagte Willi Streicher, Sprecher der Sparkasse.
Wer sich für den Bürgerpreis bewerben oder jemanden vorschlagen möchte, erhält die Unterlagen in den Filialen der Sparkasse oder im Internet (www.spktw.de, www.deutscher-buergerpreis.de). Einsendeschluss ist am 30. Juni.