Bad Tölz:Anerkannte finden keine Wohnungen

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Klaus Pelikan hat keine Wohnung für Flüchtlinge frei. (Foto: Manfred Neubauer)

Viele Flüchtlinge bleiben in Heimen, obwohl sie ausziehen dürften

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ob jemand ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, ob er Miete zahlt: In Bad Tölz muss er fast immer tief in die Tasche greifen. Günstiger Wohnraum ist rar, was auch Flüchtlinge zu spüren bekommen, die nach einem genehmigten Asylantrag die Gemeinschaftsunterkünfte eigentlich verlassen dürften und müssten. Derzeit finden sie in der Kurstadt aber nichts. "Im Moment haben wir keine Wohnung frei", sagt Klaus Pelikan, Leiter des Bürgermeisterbüros im Rathaus. Das bedeutet, dass Flüchtlinge mit Bleiberecht erst einmal in ihren bisherigen Unterkünften bleiben, wo sie als sogenannte Fehlbeleger geführt werden. Es sei denn, sie ziehen gleich von Bad Tölz fort.

Ein Flüchtling, der ein für ihn bezahlbares Zuhause sucht, landet in der Regel bei der Stadt. Und dort auf einer Warteliste. "Er wird genauso behandelt wie jeder andere auch", sagt Pelikan - genau wie Sozialhilfeempfänger und Leute mit kleinem Einkommen, die sich die normalen Mieten nicht leisten können. Bislang konnte die Stadt sieben Flüchtlingen ein eigenes Domizil vermitteln, wie Bürgermeister Josef Janker (CSU) mitteilt. Die Wohnungen liegen etwa in den Blocks an der General-Patton-Straße und gehören "nicht zu den ersten gewünschten" bei Einheimischen. "Die wollen unsere Leute nicht." Als Beispiel nennt Janker eine Fünf-Zimmer-Wohnung im fünften Stock unter dem Dachgeschoss, die ohne Lift nur treppensteigend zu erreichen ist. Solche Angebote würden von Flüchtlingen gerne angenommen. "Sie sind ja totfroh, dass sie da sind, dass man ihnen nicht den Kopf weggeschossen hat, dass sie etwas zu essen und zu trinken haben". Da spiele die Art des neuen Zuhauses keine große Rolle.

Die Situation dürfte sich allerdings verschärfen, wenn Bad Tölz bis Ende nächsten Jahre bis zu 440 Asylbewerber beherbergt. Damit dürfte auch die Quote der Fehlbeleger steigen, von denen derzeit 24 in der Stadt leben. Falls sie auf dem Wohnungsmarkt nichts finden, belegen sie weiterhin Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften oder den diversen Asyl-Wohnungen, die jedoch eigentlich nur für Neuankömmlinge gedacht sind.

Allzu problematisch ist dies für Stadtkämmerer Hermann Forster nicht: "Viele, die anerkannt sind, ziehen weg." Nur rund 30 Prozent, schätzt Janker, suchten sich in Bad Tölz eine neue Unterkunft. Der Grund für den Wegzug ist vor allem, dass andernorts Bekannte oder Verwandte leben. "Es gibt viele, die hier schon irgendwelche Bindungen haben", sagt Forster. "Inzwischen ist ja halb Syrien da."

Kleinreden mag der Stadtkämmerer die Wohnungsnot bei anerkannten Flüchtlingen allerdings auch nicht. Weil eine große Zahl von Asylsuchenden aus Kriegsgebieten wie Syrien komme, steige die Anerkennungsquote bei den Asylanträgen - "und irgendwo muss man die Leute am Ende ja unterbringen", sagt er. Bad Tölz investiere in den Bau von Sozialwohnungen und versuche außerdem, zusammen mit den Baugenossenschaften Isarwinkel und Lenggries zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, so Forster.

Die Fehlbeleger übergangsweise in den Obdachlosen-Quartieren der Stadt unterzubringen, hält Wolfgang Steger vom Standesamt für eine schlechte Option. Die Leute, die dort ein Dach über dem Kopf bekommen, hätten häufig ein Problem mit Alkohol oder Drogen. "Ich kann nicht jemanden aus dem arabisch-muslimischen Raum mit einem Alkoholiker in ein Zimmer stecken", sagt Steger. "Da kann nur böses Blut entstehen."

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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