Ausgezeichnet:Energetisch vorbildlich

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Josef Niedermaier (mitte) gratulierte Bürgermeister Michael Müller. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt Geretsried darf sich mit dem Prädikat "Energiewende-Kommune 2014" schmücken. Bis das ehrgeizige Klimaschutzziel des Jahres 2020 erreicht ist, gibt es noch eine Menge zu tun

Von Petra Schneider, Geretsried

Die Stadt Geretsried ist von der Bürgerstiftung Energiewende Oberland (EWO) mit dem Prädikat "Energiewende-Kommune 2014" ausgezeichnet worden. Wie EWO-Vorsitzender Wolfgang Seiler am Freitag sagte, würden die Stadt und die Bürger damit für ihr herausragendes Engagement bei der Umsetzung der Energiewende gewürdigt. Zum Sektempfang vor dem Rathaus war die bayerische Wirtschafts- und Energieministerin Ilse Aigner gekommen, die als Schirmherrin die Ehrentafel enthüllte und sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug.

Unter den Gästen waren Landrat Josef Niedermaier, einige Stadträte sowie Alt-Bürgermeisterin Cornelia Irmer, die in Sachen Energiewende viel angestoßen habe, wie Seiler sagte. Unter ihrer Ägide war etwa das ehrgeizige Klimaschutzziel beschlossen worden, das eine Reduzierung des jährlichen CO2-Austoßes bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent vorgibt. Die EWO vergibt seit dem Jahr 2012 jährlich die Auszeichnung, nach Fischbachau im Landkreis Miesbach ist Geretsried die zweite Preisträgerin. Vier Kommunen aus den drei EWO-Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Weilheim-Schongau hätten sich laut Seiler im vergangenen Jahr beworben. Geretsried habe das Rennen gemacht, weil die Stadt sich mit einem ganzheitlichen Konzept, der strategischen Umsetzung, konkreten Maßnahmen im Bereich Energieeinsparung und durch die Einbindung seiner Bürger in herausragender Weise engagiert habe.

Wie das städtische Engagement konkret aussieht, erklärte Bürgermeister Michael Müller. Um das Klimaschutzziel der Stadt zu erreichen, sei an allen Hauptstraßen auf LED-Beleuchtung umgestellt worden. Die energetische Gebäudesanierung der 34 städtischen Liegenschaften sowie der energieeffiziente Neubau würden fortgeführt. Als Beispiele nannte Müller den neuen Kindergarten am Künnekeweg, der durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe beheizt werde und die geplante Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des neuen Hallenbads.

Weil die künftige Energieversorgung dezentraler organisiert sein werde, komme den Kommunen als Investoren und Energiedienstleistern eine besondere Bedeutung zu. Dem Trend zum Zusammenschluss von Stadtwerken werde Geretsried gerecht, das gemeinsam mit Bad Tölz das Unternehmen "Energie Geretsried" gegründet habe. Im Jahr 2020 laufe die Konzession für das Gasnetz aus, zwei Jahre später auch die für das Stromnetz. "Da stehen wir vor der Frage, wie wir uns künftig positionieren wollen", sagte Müller.

Gemeinsam mit der EWO arbeite die Stadt an einem Pilotprojekt zur Problematik von Grundhochwasser, das Lösungsansätze auch für andere Kommunen liefern soll. In Geretsried sei die Stelle eines Energiemanagers geschaffen worden, Bürger könnten sich bei der Energieberatungsstelle im Ratshaus informieren oder einen "Energiecheck" ihres Hauses in Anspruch nehmen.

Im soeben erarbeiteten Stadtleitbild habe man sich ehrgeizige Ziele gesetzt, sagte Müller: "Wir möchten bis 2020 mindestens 50 Prozent unseres Bedarfs aus erneuerbaren Energien generieren." Geretsried habe sich bereits sehr früh auf den Weg zur Energiewende gemacht und sei auch überregional beispielgebend, lobte Landrat Niedermaier. "Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, wir vorort müssen das umsetzen." Auch wenn Entscheidungen von oben nicht immer leicht zu beurteilen seien.

Aigner betonte, dass die Energiewende nur als "Gemeinschaftswerk" gelingen könne. Wissen und Engagement in den Kommunen seien entscheidende Erfolgskriterien. "Das kann die Politik gar nicht zentral steuern." Energiesparen und effiziente Nutzung gehörten wesentlich zur Energiewende. Für eine sichere Energieversorgung seien aber auch schnell regelbare Gaskraftwerke und "verträgliche" Stromtrassen wichtig. Entscheidungen zu diesen Themen werde es noch vor der Sommerpause geben, kündigte Aigner an. "Das ist auch für den Wirtschaftsstandort Geretsried wichtig."

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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