Arbeitskreis präsentiert neues Heft:Auf Beton gebaut

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Geretsrieder Forschung zu NS-Straßennetz

Es sind die Wege, auf denen in Geretsried noch Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg der Verkehr rollte: Der Arbeitskreis Historisches Geretsried (AHG) stellt am Freitag sein "Geretsrieder Heft" über das Straßennetz vor, welches die Nazis Ende der Dreißigerjahre für die Rüstungsbetriebe Dynamit Actiengesellschaft (DAG) und Deutsche Sprengchemie (DSC) im Wolfratshauser Forst angelegt hatten. "Straßennetz und Werksbahn - wichtige Verkehrswege für DAG und DSC" ist der Titel. Autor Friedrich Schumacher referiert darüber mit einer Power-Point-Präsentation.

Martin Walter, einer seiner Mitstreiter im AHG, erklärt, bei seiner Gemeindegründung im Jahr 1950 habe Geretsried 70 Kilometer Betonstraßen der Nazis übernommen. Im Lauf der Jahre seien Kanal- und Wasseranschlüsse gelegt und die Straßen ausgebaut worden. "1962 wurde die erste rausgerissen, das war die Altvaterstraße vom 'Stern' bis zur heutigen Jeschkenstraße." Wer hingegen noch eine der ursprünglichen Betonstraßen sehen wolle, müsse die Sudetenstraße bis jenseits der Jeschkenstraße fahren; bei den Kleingärten beginne der alte Teil.

Der Arbeitskreis setzt sich seit 14 Jahren mit der Geschichte der Stadt auseinander. Er hat "Wege der Geschichte" angelegt, Ausstellungen und Vorträge angeboten und die Reihe der "Geretsrieder Hefte" geschaffen. Derzeit erforscht er die Geschichte der von 1938 an errichteten NS-Rüstungsbetriebe. Schumacher beleuchtet drei Zeitabschnitte. "Kerzengerade Geräumte kennzeichnen den Forst" heißt das Kapitel für die Zeit zwischen 1818 und 1938. "Geräumte" sind unbefestigte Wege in Nutzwäldern. Sie wurden auch im Wolfratshauser Forst, in dem später die Nazis die Rüstungsbetriebe bauten, angelegt.

Schumachers zweites Kapitel (1938 bis 1958) trägt den Titel "Ein Netz von Rollwegen durchzieht den Forst". Die Nazis hätten aus den gerade angelegten Wegen ein raffiniertes Straßensystem geschaffen, sagt Schumacher. Das Straßengeflecht der bewusst im dichten Forst angesiedelten Munitionsfabriken sollte aus der Luft nicht einfach zu entdecken sein.

Präsentation am Freitag, 11. Mai, 18 Uhr, Mensa des Gymnasiums Geretsried, Eintritt frei

© SZ vom 09.05.2018 / fam - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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