Angst vor dem Borkenkäfer:Waldbauern im Stress

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Geborstene Baumstämme: Ortkantief Niklas hat im Landkreis viel Schaden angerichtet - hier an der Staatsstraße 2072. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Folgen des Sturmtiefs "Niklas" müssen möglichst in zwei Wochen aufgearbeitet sein. Andernfalls droht eine Schädlingsplage.

Von Felix Matthey, Dietramszell

Der Wettlauf gegen die Zeit für die Waldbesitzer im Landkreis Wolfratshausen geht weiter. In knapp zwei Wochen beginnt der Flug des Borkenkäfers. Dann müssen im Idealfall alle Bäume, die Orkan Niklas vor zwei Wochen zum Opfer fielen, beseitigt sein. Ansonsten nistet sich der gefräßige Käfer in den umgestürzten Bäumen ein und legt seine Eier. Die geschlüpften Larven können dann in den trockenen Sommermonaten zu einer echten Plage werden.

Auf der Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen zog man am Dienstagabend beim Holzwirt in Ascholding Bilanz. Demnach waren die Schäden in den Waldgebieten zwar umfangreich und ziehen vor allem für einzelne Waldbesitzer nachteilige wirtschaftliche Konsequenzen nach sich, insgesamt habe sich der waldbauliche Schaden aber in Grenzen gehalten. Speziell wenn man ihn mit den Verwüstungen vergleicht, den Orkan Wiebke vor 25 Jahren im Landskreis angerichtet hatte. Wolfgang Neuerburg, Stellvertreter und Bereichsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen, lobte in diesem Zusammenhang die "vorbildliche Waldpflege der Besitzer". Dadurch, dass ganz unterschiedliche Baumarten in den Wäldern des Landkreises gezüchtet würden, hätten sich die Schäden in Grenzen gehalten. Fichten sind bei Orkanen aufgrund ihrer flachen Wurzeln besonders anfällig, bei Orkan Niklas machten sie 95 Prozent des Schadens aus, wie das Amt mitteilt.

Um rechtzeitig zur nahenden Borkenkäferzeit die Aufräumarbeiten abgeschlossen zu haben und einer möglichen Fäulnis des Holzes entgegenzuwirken, arbeite man nun "rund um die Uhr", wie Johann Höck, stellvertretender Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung auf der Jahreshauptversammlung betonte. Förster Robert Nörr lobte den bisherigen Einsatz vieler Waldbesitzer. Gleichzeitig äußerte er aber auch den Wunsch nach noch mehr Initiative. In vielen Waldabschnitten hätten die Aufräumarbeiten noch nicht begonnen, weshalb das Forstamt nun viele Besitzer persönlich anschreibe.

Laut des WBV transportieren derzeit 20 bis 25 Lkw pro Tag Bäume und Bruchholz aus den Wäldern des Landkreises zu nahegelegenen Sägewerken. Diese haben ihren Bedarf aus dem Wintereinschlag bereits voll gedeckt. Das zusätzliche Holz durch den Orkan stellt die Sägewerke vor eine Herausforderung, die Verarbeitung läuft auf Hochtouren. Negative Folgen hat dieser Umstand für den Holzpreis, der Orkan kam zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Laut Thilo Rothkegel, Geschäftsführer der WBV-eigenen GmbH, brach der Preis im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent ein. Für Langholz der Fichte Güteklasse B bekommt man derzeit rund 82 Euro (107 Euro im Vorjahr) pro Festmeter, für Kurzholz etwa 81 Euro (103 Euro im Vorjahr). Rothkegel rät zum schnellstmöglichen Verkauf von Langholz.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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