Wintersport:Slalom auf dem Finkengletscher

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Dieser Winter hat es bisher nicht gut gemeint mit den Münchnern. Doch es gibt auch Jahre, da können sie mitten in der Stadt rodeln, mit Langlaufskiern durch den Schnee gleiten oder sich mit Schlittschuhen aufs Eis begeben. (Foto: Stephan Rumpf (2), Robert Haas)

Wer Schnee und Eis nicht nur bei Olympia am Bildschirm erleben, sondern selbst aktiv werden möchte, für den bieten sich im Münchner Umland genügend Gelegenheiten

Von Günther Knoll und Martin Mühlfenzl

Es sind faszinierende Bilder: Skifahrer und Snowboarder auf breiten Pisten, Langläufer im Schnee, Menschen, die sich auf Eis mit Schlittschuhen entweder sehr schnell oder sehr anmutig bewegen, Bobs, die durch die Eisrinne rasen. Die Fernseh-Übertragungen der Olympischen Winterspiele fesseln derzeit viele Zuschauer. Doch nicht nur in Südkorea gibt es Schnee und Eis, der diesjährige Winter hat auch den bayerischen Bergen genügend weiße Pracht beschert, um dort einmal selbst aktiv Sport zu treiben, ohne es gleich so extrem anzugehen wie die Profis. Und vielleicht kommt ja noch genügend Schnee für eine kleine Rodelpartie auf den Schlittenhügeln der Stadt.

Skifahren

Ein Schneeloch ist die kleine Gemeinde Glonn im Landkreis Ebersberg sicher nicht, obwohl ihre Kessellage das vermuten lassen könnte. Dennoch ist der Weigl-Lift oberhalb Glonns so etwas wie das alpine Herz des Münchner Ostens - und für manche ambitionierten Nachwuchsfahrer des WSV Glonn, die hier trainieren, der Ausgangspunkt für eine hoffnungsvolle Karriere. Das können die kleinen Rennfahrer aber nur, wenn ausreichend Schnee liegt. 30 Zentimeter braucht es mindestens, um den Lift überhaupt öffnen zu können; die Wetterprognose für die kommenden Tage macht ein wenig Hoffnung, dass sich der Finkengletscher doch noch in eine Skipiste verwandelt. In Glonn helfen sie, wenn die Temperaturen passen, auch nach: Viel Geld haben die Familie Schneider, die den Lift betreibt, und der Wintersportverein für die kommenden Jahre in zwei Schneekanonen investiert. Die laufen aber nur, wenn es mehrere Nächte am Stück kälter als zwei Grad ist. Wer nicht darauf warten will, dass in Glonn die Lifte wieder anlaufen, muss ein wenig weiter Richtung Süden fahren. Aufs Brauneck bei Lenggries etwa, dem Ausläufer der Benediktenwand. Dort herrscht in diesem Winter absolute Schneesicherheit. Wie auch im Sudelfeld, das vor allem unter der Woche für ein paar Stunden zum Wedeln lockt, wenn nicht ganz so viel auf den Pisten los ist.

Rodeln

So ein Eiskanal wirkt faszinierend, doch er verlangt auch echten Profis Respekt ab. Am Königssee gibt es eine Bahn, die ob ihrer Einzigartigkeit von Rennrodlern, Skeleton- und Bobfahrern gleich geschätzt und gesucht wird. Auch wenn dort an den wenigen trainings- und wettkampffreien Tagen Gästerodeln angeboten wird; wer eher der Gaudi halber auf Kufen den Berg herunterfahren will, für den ist das nicht unbedingt zu empfehlen. Dafür gibt es in den Münchner Hausbergen genügend Naturrodelbahnen, die bei geeigneter Schneelage auch Familien zu einer Schlittenfahrt einladen. Vor allem in der Region Tegernsee und Schliersee hat das Rodeln Tradition. Zum Start der Bahn am Wallberg etwa kann man mit der Wallbergbahn hinauffahren; an der Bergstation gibt es Leihschlitten, dann geht es mehr als sechs Kilometer bergab. Auf den nahen Setzberg muss man zwar zu Fuß hinauf, dafür wird man dann mit einer genussreichen Abfahrt belohnt. Und am Blomberg in Bad Tölz, dort wo es auch eine Sommerrodelbahn gibt, kann man von der Bergstation bei Schnee im Winter rasant bergab rodeln.

Eishockey

Jahrelang haben sie in Ottobrunn darüber diskutiert und gestritten, ob das Eisstadion am Haidgraben ein Dach braucht. Gescheitert ist der Vorschlag, den der Eis- und Rollsportclub Ottobrunn immer wieder vorgebracht hat - wie meistens - am Geld. Wer etwa an einem Mittwochvormittag im altehrwürdigen Stadion vorbeischaut, merkt schnell, dass die Hartgesottenen auf ein Dach über dem Kopf ganz gut verzichten können: Die Eisstockschützen lassen sich beim Gaudi-Wettbewerb für Senioren von dem bisschen Kälte nicht beeindrucken. Die meiste Zeit aber sind in Ottobrunn die Kufencracks unterwegs. Die ambitionierten Eishockeyspieler des ERSC Ottobrunn tragen hier in der Bezirksliga ihre Spiele aus; auch die Schulen schicken ihre Kinder und Jugendlichen aufs Eis. Vor allem aber ist der freie Lauf beliebt, wenn Nachwuchs-Eishockeyspieler im Stadion ihre ersten Erfahrungen am Puck sammeln und nebenher Eisläuferinnen ihre Pirouetten drehen. Alles unter freiem Himmel. (Infos: www.ersco.de).

Bob

Bobfahren ist nichts für Hobby-Wintersportler; dass sollten sie den Profis überlassen. Als Alternative zum Bob bietet sich in München allerdings die BOB an. Hinter diesem Kürzel versteckt sich die Bayerische Oberlandbahn, mit der man günstig und meist auch ungehindert und schnell in die Wintersportorte südlich von München fahren und zum Beispiel sogar den Skipass für das Brauneck, das Sudelfeld oder das Spitzingseegebiet gleich noch günstig mitbuchen kann. Und während im Bob bei der rasanten Talfahrt mit mehr als hundert Sachen Stress pur angesagt ist, kann man sich im Zug gemütlich zurücklehnen, Brotzeit machen, ein Schläfchen halten oder auch nur beim Blick aus dem Fenster die Landschaft genießen. Und das alles, ohne selbst anschieben zu müssen.

Curling

Es gibt Spötter, die derzeit die Frage stellen, seit wann Wischen denn olympische Disziplin sei. Und so ganz verkehrt liegen sie damit nicht einmal. Denn beim Curling geht es zwar darum, dass zwei Teams aus je vier Spielern versuchen, auf einer Eisbahn ihre Steine näher an den Mittelpunkt eines Zielkreises zu spielen, als der Gegner. Um den Lauf dieser Steine zu beeinflussen, muss aber wie verrückt gewischt werden; dafür gibt es eigene Curlingbesen. Da erweisen sich plötzlich auch Männer als tauglich für die Hausarbeit. So ein Stein wiegt knapp 20 Kilogramm, ist aber relativ leicht anzuschieben auf spiegelglattem Eis. Hierzulande gibt es ein ähnliches Wintersportvergnügen, allerdings mit den viel leichteren Eisstöcken. Wenn der Nymphenburger Kanal zugefroren ist, findet man dort die Stockschützen so dicht gedrängt, dass das Eis kaum noch zu sehen ist. Curling-Sportler wurden noch nicht gesichtet. Falls München den Zuschlag für die Winterspiele bekommen hätte, wäre fürs Curling die Olympia-Schwimmhalle zweckentfremdet worden. Wenn man aber jetzt eine Curlingpartie spielen will, muss man sich schon nach Garmisch-Partenkirchen begeben; dort im Olympia-Eissportzentrum wird diese Sportart gepflegt. Es gibt sogar einen eigenen Verein, den SC Riessersee Curlingverein, und der bietet auch Anfängern an, sich mit dem Stein auszuprobieren. Wenn denn das Eis bereitet ist. Darüber war es zuletzt zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der Gemeinde gekommen, doch jetzt hat man sich geeinigt ( www.curlinggap.de).

Biathlon

Mit einem Gewehr auf dem Rücken auf schmalen Latten durch die Landschaft laufen und zwischendurch auf Scheiben schießen, das ist eigentlich ziemlich exotisch und trotzdem spannend. Biathlon fasziniert hierzulande die Menschen wie wenige andere Sportarten. Die meisten begnügen sich allerdings mit einem gemütlichen Platz vor dem heimischen Fernseher, um dabei zu sein; dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, diese eigenartige Mischung aus zwei Sportarten einmal selbst auszuprobieren. In Kaltenbrunn etwa, in der Alpenwelt Karwendel, wird jeden Mittwoch um 11 Uhr ein geselliger Gästebiathlon auf beschneiter Loipe angeboten, eine Abschluss-Staffel soll den Teilnehmern sogar Wettkampf-Feeling vermitteln ( www.gapa.de telefonische Anmeldung, jeden Dienstag 17 Uhr, 088 21 180-700 oder 08 82 53 62).

Langlauf

Es gibt Winter, da werden sogar in der Stadt München Loipen gespurt. Ambitionierte Skilangläufer habe es satt, auf den Schnee zu warten, der dann doch nicht kommt. Sie sind zu jeder Jahreszeit auf Rollen unterwegs. Asphalt, auf dem sich die Autos nicht drängen, gibt es ja genügend vor allem am Rande der Stadt. Eine beliebte Strecke ist etwa die rund um die Ruderregatta-Anlage in Oberschleißheim. Wer Schneegarantie haben will, im Bayerischen Wald liegt genügend, dort sind viele Kilometer gespurt. Doch auch am Sudelfeld oder am Brauneck kann man derzeit langlaufen.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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