Wintersport:Holprige Abfahrt

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Die Skigebiete in den Münchner Hausbergen können dank Kunstschnee zumindest eingeschränkten Pistenspaß bieten, an den kleinen Hängen in der Region geht noch nichts. Doch das könnte sich zum Wochenende ändern

Von Günther Knoll

Es kann losgehen." Was die Betreiber des Skilifts am "Monte Kienader" bei Bergkirchen im Landkreis Dachau am 3. Januar den Interessenten auf ihrer Homepage mitteilten, sollte das Startsignal sein für einen Winter, der nach langer Anlaufzeit jetzt doch noch kommen soll. In den Bergen hat ein Tief diese Woche für eine weiße Unterlage gesorgt, in der Region München dagegen lag bis Mittwochnachmittag nicht mehr Schnee als Puderzucker auf einem Kuchen. Für die erste Rodelpartie in den Weihnachtsferien reichte es mancherorts trotzdem - aber für mehr auch nicht.

Der kleine Lift ein paar Kilometer westlich von Dachau hat eine Gemeinsamkeit mit dem Skizirkus in den Alpen: Schneekanonen, und die sollten seit Dienstag auf dem eher scherzhaft "Monte Kienader" genannten Hügel laufen. Doch Betreiber Franz Heitmeier hat sie erst gar nicht eingeschaltet. Er muss weiter auf das warten, was er zur Produktion des Schnees benötigt: "Ruhige Kälte". Mindestens minus fünf Grad brauche er, um eine brauchbare Unterlage zu produzieren, sagt Heitmeier, der sich als Landwirt auch noch auf Beregnungsanlagen spezialisiert hat. Doch diese Temperaturen gab es bisher nicht. Und der Sturm am Dienstag hätte ihm jede künstliche Flocke ohnehin verblasen. Trotzdem ist Heitmeier optimistisch: Wenn es, wie angekündigt, an diesem Donnerstag kälter werde und vielleicht doch noch schneie, dann könne er möglicherweise doch schon am Dreikönigstag seine Anlage mit drei Liften in Betrieb nehmen. Die Wintersportler könnten es kaum erwarten, "die scharren schon", sagt Heitmeier, doch es bleibe nichts andere übrig, als geduldig auf die richtigen Bedingungen zu warten

Seit 1971 laufen die Lifte auf dem Hügel westlich von Dachau. Sein Onkel habe damals nach einigen schneereichen Wintern die Idee gehabt, dort einen kleinen Skizirkus zu installieren, sagt Heitmeier. Als die Anlage stand, war es vorbei mit dem Schnee, und so kam es, dass man auch am Monte Kienader Schneekanonen zuhilfe nehmen musste. "Damals mit die ersten", wie Franz Heitmeier sagt. Doch auch für diese braucht man die richtige Temperaturen, um mit dem Wasser aus einem Weiher zu Füßen des Abhangs Kunstschnee zu produzieren für die Skifahrer. Die Lifte bei Bergkirchen seien gefragt, "wir haben mit München und Region das richtige Umfeld", sagt der Betreiber. Sogar Skikurse finden auf dem Monte Kienader statt, wenn, ja wenn die Unterlage dafür da ist.

Der kleine Skilift Beuerberg südlich von Eurasburg im Landkreis Starnberg verfügt ebenfalls über eine Beschneiungsanlage, dort ist man in der gleichen Situation wie Franz Heitmeier in Bergkirchen. In Beuerberg gibt es sogar eine eigene Skischule. Die musste für ihre Kurse am Mittwoch noch auf den Draxlhang bei Bad Tölz ausweichen. Doch für die Wochenendkurse am 7. und 8. Januar heißt es zumindest verhalten optimistisch auf der Homepage: "Wir hoffen, bis dahin in Beuerberg fahren zu können."

Mit Kunstschnee mussten sich die Ski- und Snowboardfahrer in diesem Winter bisher auch auf Münchens Hausbergen begnügen, und selbst den fanden sie nur auf wenigen Pisten. Am Dienstag aber wurden erstmals bis zu 20 Zentimeter Pulverschnee - und zwar echter - gemeldet vom Sudelfeld, vom Spitzing und vom Brauneck. Endlich sei "alles weiß", sagen die Liftbetreiber. Allerdings ein bisschen spät, die Weihnachtsferien sind nach diesem Wochenende vorbei.

Das bisher entgangene Geschäft könne man aber möglicherweise wie schon in den letzten Jahren in den Faschingsferien noch aufholen, hofft Antonia Asenstorfer von Alpen Plus, dem Zusammenschluss dieser Skigebiete. Immerhin habe man dank der Schneekanonen die Skikurse über Weihnachten nicht ausfallen lassen müssen. Dort, wo diese künstlich geschaffene Unterlage vorhanden gewesen sei, habe man nach den jüngsten Schneefällen jetzt "perfekte Pistenverhältnisse", "traumhaft", schwärmt die Pressesprecherin der Bergbahnen. Sie ist zuversichtlich, was das Wetter angeht: "Da soll ja noch einiges kommen".

Wenn es bis zum Sonntag weiter schneit und kalt wird, dann will man zusätzliche Pisten in Betrieb nehmen. Alle stünden bereit, um diese auch entsprechend präparieren zu können. Und dann erwartet Antonia Asenstorfer Hochbetrieb: "Wir merken, dass die Leute heiß sind aufs Skifahren". An diesem Donnerstag sowie am Freitag, 6. Januar, ist sogar erstmals Nachtskilauf von 18.30 bis 21.30 Uhr auf den Pisten der Stümpflingbahn im Gebiet Spitzingsee-Tegernsee möglich.

Wer nicht Ski fährt, kann womöglich auf die Rodelbahn am Wallberg ausweichen, denn auch die will man, wenn der Schnee reicht, laut Asentorfer an diesem Wochenende in Betrieb nehmen. Und was ist mit Langlauf? In Benediktbeuern konnte bereits am Mittwoch eine Loipe gespurt werden, anderswo reicht die weiße Unterlage dafür noch nicht aus, nicht einmal in den Bergen. Doch auch in dieser Hinsicht ist man optimistisch, schließlich sagen die Meteorologen bis zum Sonntag weitere Schneefälle voraus. Eigentlich sei der Winter noch jedes Jahr gekommen, sagt Antonia Asenstorfer. Im vergangenen Jahr auch erst Mitte Januar, "dafür hätten wir dann bis Ostern weiterfahren können". Doch wer will dann noch Schnee?

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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