Westpark:Das Idyll ist in Gefahr

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Peter Kluska, der Schöpfer des Westparks, fordert "ein generelles Grillverbot" in der gerne genutzten Grünanlage. Er will "Fehlentwicklungen" stoppen, stößt bei den Stadtviertel-Vertretern aber auf wenig Zuspruch

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Höllisch laut und zum Himmel stinkend: So muss es hier ausgesehen haben, als sich die Verkehrslawine über den Mittleren Ring und die Lindauer Autobahn ergoss und der Lärm und die Abgase ungehindert zu den Wohnungen drangen. Dann aber beschloss der Stadtrat, den Westpark zu bauen und sich damit für die Internationale Gartenbauausstellung 1983 zu bewerben. Also skizzierte der Landschaftsarchitekt Peter Kluska mit kühnem Strich, wie diese Brache mit aufgelassenem Kieswerk, aufgegebenem Radstadion und größerem Firmengelände zur grünen Oase werden könnte.

Kluska, für dessen Entwurf sich die Jury einstimmig aussprach, wollte "einen vom Lärm der Großstadt abgeschirmten Talraum im Charakter der Voralpenlandschaft schaffen", wie er es in einer ersten Bilanz formulierte. Heute kann jeder sehen, dass ihm das vorbildlich gelungen ist. Wer auf den geschwungenen Wegen durch den Park wandelt, fühlt sich in eine Natur versetzt, die der Mensch noch halbwegs verschont hat.

Das Idyll aber ist in Gefahr. "Groteskerweise wurde das Planungsziel unterlaufen, nämlich Lärm und Abgase von draußen durch die Geländemodellierung abzuhalten. Lärm und schlechte Luft wird mittlerweile durch das übermäßige Grillen und die überlaute Musik innerhalb des Parks neu erzeugt", klagte der Park-Schöpfer nun im Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark und forderte als Konsequenz nichts Geringeres, als "das Grillen im Park definitiv zu untersagen".

Die Pagode im See ist eines der Wahrzeichen des Westparks. (Foto: Catherina Hess)

Es waren deutliche Worte, mit denen der Landschaftsarchitekt jüngst im BA-Unterausschuss Parks und Grünanlagen dafür warb, die von ihm angeprangerten "Fehlentwicklungen" zu stoppen - einschließlich der "akustischen Belastung" durch die "dröhnende Musik" rund um die Gaststätte Rosengarten. Bei einigen Teilnehmern der Runde stieß er mit seiner Forderung auf Gegenliebe, mehrheitlich aber ist man offenbar der Ansicht, dass ein generelles Grillverbot im Westpark kaum durchzusetzen wäre.

Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) sieht das ähnlich wie CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel oder die beiden Stadträte Jens Röver (SPD) und Otto Seidl (CSU). "Wir müssen schauen, dass das Zusammenleben besser funktioniert", sagte Keller, und der CSU-Mann Seidl pflichtete ihm bei: "Es muss kontrolliert werden, damit wir zu einem guten Miteinander finden."Alfred Meyer (CSU) hingegen, der sich schon seit Jahren als Sprecher im Unterausschuss für die Flora und Fauna des Viertels engagiert, sieht im Grillverbot ein probates Mittel und wird in dieser Haltung zum Beispiel von Walter Barth (CSU) unterstützt, der unmittelbar am Westpark wohnt und das Treiben zur Grillsaison aus unmittelbarer Anschauung kennt.

Wie auch immer die Stimmung an Ort und Stelle ist - entschieden wird über ein etwaiges Grillverbot ohnehin im Stadtrat. Dort schallte den Stadtviertel-Vertretern bereits vor Jahren ein klares Nein entgegen. Umso wichtiger wäre es, dass die Stadt, zum Beispiel über die Grünanlagenaufsicht, hier nach dem Rechten sieht. Das ist allerdings in erster Linie eine Frage des Geldes. Ulrich Schneider, Leiter der Hauptabteilung Gartenbau im Baureferat, führte aus, dass die Stadt in diesen "wunderbaren Park" pro Jahr 1,5 Millionen Euro investiert - pro Quadratmeter gerechnet sei dies "die teuerste Grünanlage, die wir betreuen". Zugleich wies er darauf hin, dass der Grünanlagenaufsicht meist die Hände gebunden seien, bei Verstößen gegen die Satzung, etwa Grillen außerhalb der festgelegten Zonen, könne man nicht einmal die Personalien feststellen, sondern müsse dafür die Polizei einschalten. Schneider versicherte jedoch, dass die Stadt weiterhin viel Aufmerksamkeit auf die Pflege und den Unterhalt des Parks richten werde.

Peter Kluska sagte, die Pflege müsse an erster Stelle stehen, "damit der Park nicht abrutscht ins Abgenutzte". Es gelte, die Bäume und Gehölze entlang der Höhenwege auszulichten, um die ursprünglichen Sichtachsen freizulegen. Aus Fehlern, die 1983 aus diversen Gründen nicht zu vermeiden waren, müsse man heute die Konsequenzen ziehen. Es sei schlecht gewesen, das Sardenhaus auf die Nordseite zu platzieren und den Blindengarten an einer wenig sonnigen Stelle anzulegen.

Angesprochen wurde auch der Dauerkonflikt zwischen Spaziergängern und Radfahrern. Letztere entwickeln auf den Hangabfahrten ein beträchtliches Tempo. Kluska plädiert dafür, nur noch die großen Wege für Radler freizugeben, alle anderen Wege aber für Fußgänger zu reservieren.

Das Thema Westpark wird nun vom Stadtviertel-Gremium in großer Runde erörtert. Und wenn die Grillsaison beginnt, werden auch die Bürger in der BA-Sitzung auftauchen - um sich zu beschweren.

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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