Weihnachtseinkäufe in München:Das Internet verdirbt das Geschäft

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Schauen ja, kaufen nicht unbedingt - so läuft es im Weihnachtsgeschäft.  (Foto: dpa)

Schauen in der Fußgängerzone, kaufen im Netz: Der Weihnachtsumsatz bleibt bisher hinter den Erwartungen der Münchner Einzelhändler zurück. Zwar strömen die Menschen in die Läden, doch viele schauen dann im Internet nach günstigeren Angeboten.

Von Melanie Staudinger

Schneebedeckte Straßen, keine allzu kalten Temperaturen und unzählige Menschen, die sich durch die Straßen der Münchner Innenstadt drängen: Das klingt nach idealen Bedingungen für ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft. Und doch meldet der Einzelhandel alles andere als Rekordumsätze. "Gerade vom dritten Adventssamstag hätten wir uns deutlich mehr erwartet", sagte Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Interessenverbandes Citypartner München, am Wochenende.

An einer fehlenden Kundenfrequenz könnten die im Vergleich zu den Vorjahren niedrigeren Einnahmen nicht liegen: "Auf den Weihnachtsmärkten war es voll, die Einkaufstütendichte war allerdings gering." Fischers Ansicht nach ist es vor allem das Internet, das den Händlern in der Innenstadt das Geschäft vermiest.

Der Münchner Einzelhandel war mit großen Hoffnungen in die Adventszeit gestartet. Zwei Milliarden Euro, so schätzte Bernd Ohlmann vom Bayerischen Einzelhandelsverband, würden in diesem Jahr alleine in der Landeshauptstadt im Weihnachtsgeschäft ausgegeben. Das wäre eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Nun sagt Ohlmann: "Wir springen nicht gerade vor Freude an die Decke." Auch die Unternehmer sind vorsichtiger geworden. "Ich hoffe, dass wir zumindest das Niveau von 2011 erreichen", heißt es etwa aus dem Traditionsgeschäft Kustermann.

Vor allem Fachhändler kämpfen mit der Konkurrenz im Internet. Das weiß auch Fischer von Citypartner. "Die Kunden informieren sich in den Läden und schauen dann im Netz, ob sie nicht günstigere Angebote finden", sagt er. Internethändler würden nicht nur im Weihnachtsgeschäft stetig Marktanteile hinzugewinnen. "Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmer neben ihren Geschäften eigene Online-Shops haben", so Fischer.

Die Münchner Firmen versuchen daher, ihre Internetauftritte weiter auszubauen. Beim Dekorationsgeschäft Butlers etwa sind derzeit die Filialen noch umsatzstärker. Dennoch setzt die Kette zunehmend auf das Internet. Langfristig soll sich der Online-Einnahmeanteil von zehn auf 50 Prozent erhöhen. "Ohne dabei den Filialumsatz negativ zu beeinflussen", wie Pressesprecherin Bianca Kaufmann sagt. Die Media-Märkte in der Landeshauptstadt sehen sich gleich als "Multi-Channel-Anbieter". Konsumenten könnten sich in den Märkten beraten lassen oder Produkte ausprobieren, diese im Netz bestellen, gleichzeitig aber wieder den Kundenservice in den Läden in Anspruch nehmen.

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Das Konzept geht offenbar auf. Zahlen will die Unternehmenssprecherin zwar nicht nennen, November und Dezember seien aber die umsatzstärkste Zeit im Jahr. Besonders Kaffeevollautomaten, DVDs, Blue-Rays oder Computerspiele würden nachgefragt.

Münchens Einzelhändler hoffen jetzt auf diese Woche, wie Fischer sagt. Die Umsätze würden sich in etwa bei denen des Vorjahres einpendeln, prognostiziert er. "Wir stellen bereits seit mehreren Jahren fest, dass die Kunden ihre Einkäufe immer weiter in Richtung der Festtage verschieben", sagt Nina Hugendubel, geschäftsführende Gesellschafterin der gleichnamigen Buchhandlung. Sie erwarte, dass die Umsätze noch einmal deutlich anziehen würden.

Ähnlich argumentiert Michael Sobiella, Assistent der Geschäftsleitung bei Sport Schuster. Der Verkauf mit Sportartikeln laufe in diesem Jahr ohnehin besser als 2011. "Das schneereiche Wetter zieht die Menschen nach draußen", sagt er. Warme Bekleidung, Winterschuhe, Schlitten und Skier seien daher Verkaufsschlager.

© SZ vom 17.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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